Active Learning – Fehler sind zum Lernen da
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Aktives Lernen (engl.: active Learning) oder auch problembasiertes Lernen bezeichnet etwas verallgemeinernd den Ansatz, dass Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern Lerninhalte nicht theoretisch vermitteln. Stattdessen müssen die Lernenden selbst aktiv werden, um sich das Wissen anzueignen.
Lehrerinnen und Lehrer agieren dabei als Beraterinnen und Berater. Fehlern oder falschen Annahmen kommt beim aktiven Lernen eine wichtige Bedeutung als Lernfaktor zu. Die Auseinandersetzung mit ihnen fördert das Verständnis für den Lernstoff, wodurch dieser auch besser im Gedächtnis bleibt.
Der Begriff "aktives Lernen" umfasst eine ganze Reihe unterschiedlicher Unterrichtsmethoden. Beispiele sind Methoden wie Rollenspiele, Word Café oder Fishbowl. In diesem Beitrag liegt unser Fokus auf dem Konzept von Carl Wieman.
Aktives Lernen – Von Nobelpreisträgern empfohlen ;-)
Active Learning ist ein Forschungsschwerpunkt von Carl Wieman, der 2001 den Nobelpreis für Physik erhielt:
Der Professor der Stanford Universität befasst sich neben der Physik mindestens ebenso leidenschaftlich mit der Vermittlung von Wissen und mit der Frage, welche Lehrmethoden ein effektiveres Lehren und Lernen unterstützen.
Wieman ist absolut kein Fan von traditionellen Vorlesungen: Heruntergespulte Stunden, in denen Studentinnen und Studenten fast einschlafen, sind für ihn eine Zeit- und Geldverschwendung.
Er machte sich deshalb auf die Suche nach Alternativen: Mit Schwerpunkt auf dem Lernen in den Naturwissenschaften untersuchte er in einem Forschungsprojekt unterschiedliche Lehrmethoden und wie die Lernenden unter verschiedenen Voraussetzungen lernen.
Bei frontalem Unterricht, wie er bei Vorlesungen stattfindet, stellte er einen weit geringeren Lernerfolg fest, als bei einem Unterricht, in dem die Studentinnen und Studenten selbst aktiv werden durften.
Mehr über das Projekt erfahren Sie hier: Carl E. Wieman: Large-scale comparison of science teaching methods sends clear message www.pnas.org.
Im Rahmen einer Bildungsinitiative, die er durch seine Nobelpreisgelder finanzierte, entwickelte er mit anderen Wissenschaftlern eine eigene Ausprägung des aktiven Lernens.
Hier erfahren Sie noch mehr zu Carl Wiemans Überlegungen zum aktiven Lernen:
Beitrag in der Reihe „50 great teachers“ bei nprEd
Wiemans „Active Learning-Methode“
Folgende Punkte stellen wichtige Faktoren von Wiemans Active Learning-Setting für nachhaltiges Lernen dar:
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Kleingruppen:
Gelernt wird in kleinen Gruppen von etwa 12 Personen.
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Ausgangspunkt:
Die Schülerinnen und Schüler erhalten in der Regel die Aufgabenstellung sowie einige grundlegende Informationen und Materialien.
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Aufgabe:
Sie sollen mit diesen arbeiten und sie weiterentwickeln, sodass sie eigene Erfahrungen und Entdeckungen machen sowie eigene Ergebnisse erzielen. Dabei setzen sie sich intensiv mit den Problemen auseinander und können unterschiedliche Lösungen durchspielen.
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Ablauf:
Zunächst bearbeiten die Schülerinnen und Schüler die Aufgaben alleine, paarweise oder in kleinen Gruppen. Die Lehrkraft wechselt zwischen den Gruppen und hilft, wenn nötig. Dann tragen alle ihre Ergebnisse vor. In dieser Runde dürfen alle mitdiskutieren – Sie selbst natürlich als kompetentester „Fehlersucher“ ebenfalls.
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Lehrkräfte als Beraterinnen/Berater:
Als Lehrerin bzw. Lehrer nehmen Sie die Rolle einer Beraterin/eines Beraters ein, die/der bei Problemen unterstützend und, wenn nötig, korrigierend einspringt. In dieser Funktion bemerken Sie schnell, an welchen Stellen die Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben. Sie lassen die Lernenden arbeiten, korrigieren, lassen sie weitermachen und korrigieren ggf. wieder.
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Fehler als wichtiger Lernfaktor:
Fehler sind nach Wieman für den Lernprozess sehr wertvoll. Entwickelt sich ein Ansatz der Schülerinnen und Schüler in die falsche Richtung, liegen ihm falsche Vorstellungen zugrunde oder es haben sich Fehler eingeschlichen, greift der Lehrer/die Lehrerin korrigierend ein. Die Schülerinnen und Schüler sollen dabei erkennen, warum ihr Ansatz nicht korrekt war und wie man zu der richtigen Lösung gelangt. Durch die Auseinandersetzung mit den Fehlern wird das Verständnis für die korrekte Lösung gefördert.
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Ziel:
So sollen die Schülerinnen und Schüler selbstständig Lösungen für Probleme erörtern, sich Gedanken zu einem Thema machen, in Gruppen darüber diskutieren und Entscheidungen treffen. Dadurch befassen sie sich sehr intensiv mit dem jeweiligen Thema. Wiemans Studien ergaben, dass so vermitteltes Wissen von den Lernenden besser verstanden wird und auch nachhaltiger im Gedächtnis bleibt.
Universitäten mit ihren etablierten und etwas starren Strukturen haben Wiemans Vorstoß in Richtung aktive Lernmethoden sicher noch nötiger als Schulen. Anders als an Universitäten ist der Frontalunterricht als ausschließliche Unterrichtsform hier bereits weitgehend verschwunden.
Heute kommen in jeder Stunde verschiedene Unterrichtsmethoden und Sozialformen zum Einsatz.
Besonders nahe dürfte Wieman das in der Montessori-Pädagogik verbreitete Motto „Hilf mir, es selbst zu tun“ stehen.
Aktives Lernen im Unterricht
Obwohl Wiemans Fokus eigentlich auf dem Lernen an der Uni liegt, kann sein active Learning auch den Schulunterricht bei passenden Gelegenheiten bereichern.
Für die naturwissenschaftlichen Fächer Physik, Chemie und Biologie ist das aktive Lernen nach Wieman sicher besonders gut geeignet.
Doch auch in anderen Fächern gibt es Themenbereiche, die sich die Schülerinnen und Schüler selbst erarbeiten können. Wichtig ist, dass es sich dabei um kleinere Unterthemen mit überschaubarem Lernstoff handelt.
Für große Themenbereiche ist die Methode nicht geeignet.
Aufbauend auf vorhandenem Wissen und mithilfe der Arbeitsmaterialien und einer Fragestellung dürfen die Schülerinnen und Schüler eigenständig loslegen. Das Lernziel sollte dabei gut zu erreichen sein, damit die Lernenden motiviert arbeiten. Das Ziel zu erreichen, macht Lust noch weitere Erfolge zu erzielen.
Fehlern kommt hier eine positive Bedeutung zu und sie stellen ein wichtiges Element für das tiefergehende Verständnis dar. Da Sie als Lehrkraft direkt bemerken, wo die Probleme der Schüler liegen, können Sie die oft geäußerte Vorgabe, alle Schüler dort abzuholen, wo sie wissenstechnisch gerade stehen, besser erfüllen.
Was bewirkt aktives Lernen?
Vorteile für Schülerinnen und Schüler:
- Die Schülerinnen und Schüler lernen mehr.
- Die Schülerinnen und Schüler machen die Erfahrung, dass Fehler zum Lernen dazugehören.
- Die Schülerinnen und Schüler können sich das Gelernte besser merken.
- Die Schülerinnen und Schüler verbessern ihr grundlegendes Verständnis für die aktiv erarbeiteten Themen und können das Wissen adaptieren.
- Schülerinnen und Schüler üben sich im selbstständigen arbeiten, diskutieren, kritischen hinterfragen und konstruktiven kritisieren.
Mögliche Nachteile:
- Der Zeitaufwand ist schwerer einzuschätzen und evtl. höher.
- Einige Schülerinnen und Schüler könnten sich ausklinken, andere mehr arbeiten.
- Schülerinnen und Schüler finden den Lehrervortrag bequemer und sprechen sich eher dafür aus.
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