Geflüchtete Kinder: Erste Tipps und Anlaufstellen für Lehrerinnen & Lehrer
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Viele Kinder und Jugendliche suchen u. a. in Deutschland Schutz vor Kriegen und Krisen in ihren Heimatländern. Auf der Flucht vor dem Ukrainekrieg treffen derzeit besonders viele Kinder aus der Ukraine ein. Das Thema betrifft aber natürlich auch schulpflichtige Kinder aus Ländern wie Afghanistan, Syrien, Somalia oder Georgien. In der Regel können sie noch kein deutsch und sind teilweise traumatisiert.
Hier möchten wir Ihnen einige Tipps aus unserer Social-Media-Community weitergeben, mit denen Sie den Kindern das Ankommen erleichtern können.
Bei vielen Lehrerinnen und Lehrern sind die Akkus leer
Infolge der Belastungen durch die Corona-Pandemie in Kombination mit einem sich weiter verschärfenden Lehrkräftemangel, sind viele Lehrerinnen und Lehrer an ihrem Limit angelangt und nicht selten darüber hinausgegangen.
Die Ankunft einer voraussichtlich sehr großen Anzahl geflüchteter Kinder aus der Ukraine ist nun eine neue Herausforderung. Der Wille, sie bestmöglich in der Schule willkommen zu heißen, ist sicher bei den Lehrerinnen und Lehrern vorhanden, doch die Akkus sind bei vielen leer.
Wichtig wären deshalb
- mehr Stellen für Schulpsychologen,
- eine durchdachte Strategie, um dem Lehrkräftemangel entgegenzuwirken,
- und v. a. mehr DaZ-Lehrkräfte.
- Auch eine möglichst unbürokratische Einbeziehung ukrainischer Lehrkräfte, könnte zur Verbesserung der Situation beitragen.
Tipps, mit denen Sie geflüchteten Kindern helfen, leichter in der Schule anzukommen
Da wir aber auf all diese Punkte keinen direkten Einfluss haben, hier ein paar Tipps, mit denen Sie geflüchteten Kindern das Ankommen erleichtern können:
Grundsätzlich ist es für die meisten Kinder hilfreich, wenn sie schnell wieder Struktur und einen verlässlichen Tagesablauf erhalten. Das gibt ihnen wieder etwas Sicherheit und Stabilität. Die Schule kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Das Pädagogische Landesinstitut Rheinland-Pfalz bietet E-Sessions zu Themen wie „Umgang mit besonders belasteten Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung“ oder „Respektvoll miteinander umgehen in herausfordernden Zeiten“.
1. Musik, Sport und kreatives Arbeiten verbindet auch ohne Sprachkenntnisse:
Gemeinsam singen, musizieren, basteln, werken oder kochen bringt die Kinder mit den deutschsprachigen Mitschülerinnen und Mitschülern in Kontakt.
Vielleicht gibt es auch Jugendzentren, Sport- oder Musikvereine, die Sie unterstützen können und Angebote für die neu ankommenden Kinder schaffen.
2. Tipps von erfahrenen DaZ-Kolleg/innen
DaZ-Lehrerin Barbara Reisacher gibt im Betzold-Blog regelmäßig Tipps und Anregungen für den Bereich Deutsch als Zweitsprache.
Für den Start können wir folgende Beiträge besonders empfehlen:
Damit die neuen Mitglieder der Sprachlerngruppe schnell zueinanderfinden, sind Kennenlernspiele ein Türöffner. Hier finden Sie Spiele, die sich besonders für den DaZ-Unterricht eignen:
Wie gestalte ich den Klassenraum möglichst sprachlernfördernd? Mit diesen Tipps erleichtern Sie neu ankommenden Kindern, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und ihnen eine hilfreiche Struktur und Ordnung zu geben:
Am 28. April erscheint im Betzold Blog ein Gastbeitrag von Dipl. Psychologin Ines Wurbs zum Thema "13 Eingliederungstipps für geflüchtete Kinder in der Regelklasse" mit praxisnahen Tipps und Hilfestellungen
3. DaZ-Arbeitsmaterialien
Um eine erste Verständigung zu ermöglichen, können Ihnen z. B. diese Materialien helfen:
- Die Tüftelakademie hat ein Bilderwörterbuch u. a. in deutsch-ukrainisch erstellt.
- Auf der Seite Buchstaben.com finden Sie ein kostenloses E-Book, das von ukrainischen Muttersprachlern und Lehrkräften erstellt wurde. Es vermittelt erstes Grundwissen zur deutschen Sprache und enthält neben der Übersetzung ins Ukrainische die deutschen Begriffe auch in Lautschrift.
- Die Flüchtlingshilfe München bietet ein Lehr- und Lernheft für Deutsch in verschiedenen Sprachen (u. a. Arabisch, Ukrainisch, Farsi, Türkisch) an.
- Die offene Lernplattform „ZUM Deutsch Lernen“ hat „Willkommens-Materialien“ für Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine zusammengestellt. Die Seite richtet sich aber generell an alle DaF- und DaZ-Lernenden auf den Niveaus A1 bis C2.
- Für Grundschullehrer/innen bietet das Goethe-Institut Ukraine auf seiner Online-Plattform „Deutsch in der Grundschule“ eine Materialsammlung für eine spielerische Gestaltung des Unterrichts an.
- Für alle, die auf der Suche nach DaZ-Materialien sind, bietet die OER-Plattform „WirLernenOnline“ im Bereich „Deutsch als Zweitsprache“ eine gute Auswahl – auch für hybrides Lernen.
- Auf Instagram teilen Lehrerinnen und Lehrer Material, das das Ankommen ukrainischer Kinder erleichtern soll. Hier lohnt es sich, vorbeizuschauen: Coollama, Carlotta Klee oder clever_teaching_
- Auf der Seite kreuzwortraetsel.de finden Sie ein kostenloses PDF mit wichtigen Vokabeln und Redewendungen.
4. Notfallkoffer
Sophie Schlotthauer, Initiatorin des Projekts Notfallkoffer, empfiehlt als akute emotionale Soforthilfemaßnahme, für Geflüchtete einen Notfallkoffer zu packen. Der Inhalt des Koffers besteht aus einfach zu beschaffenden Dingen, die Methoden stammen aus der Psychotherapie mit traumatisierten und depressiven Menschen. Richtig angeleitet, soll er helfen, Situationen, in denen Ängste und Panik überhandzunehmen drohen, abzuschwächen oder zu verhindern. Die Anleitung gibt es im Moment auf Russisch und Ukrainisch, andere Sprachen sollen folgen.
5. Online-Angebote aus der Ukraine
In der Ukraine wurde bereits während der Pandemie ein gut funktionierendes Online-Angebot eingerichtet. Nach Angaben von ZEIT ONLINE wird derzeit daran gearbeitet, die digitale Lernplattform sowie eine Schulbuchmediathek auch in Deutschland rechtssicher zur Verfügung zu stellen.
6. Schultaschen sammeln
Diesen Tipp aus unserer Community fanden wir als Zeichen des Willkommens besonders schön: Bei Schulranzensammlungen können ausgediente Taschen abgegeben werden und ankommenden Kindern, evtl. gefüllt mit nützlichen Kleinigkeiten, gespendet werden.
Häufig gestellte Fragen und Antworten
Haben geflüchtete Kinder einen Anspruch auf den Schulbesuch?
Ja, in allen Bundesländern haben ausländische Kinder und Jugendliche das Recht, eine Schule zu besuchen.
Besteht für geflüchtete Kinder eine Schulpflicht?
Grundsätzlich sind auch geflüchtete Kinder ab sechs Jahren schulpflichtig. Ab wann diese Schulpflicht greift, ist in den Bundesländern nicht einheitlich geregelt. In Bayern und Thüringen setzt sie z. B. nach 3 Monaten ein, in Baden-Württemberg nach 6 Monaten. In anderen Bundesländern ist das Verlassen der Erstaufnahmeeinrichtung bzw. die Zuweisung zu einer Kommune relevant.
In der Regel erfolgt die Zuteilung an Schulen, nachdem die Familien einer Kommune zugewiesen wurden. Es gibt aber auch Erstaufnahmeeinrichtungen, die eine Beschulung anbieten.
Wie werden die Kinder in die Schulen eingegliedert?
Es gibt verschiedene Modelle mit unterschiedlichen Bezeichnungen (Vorbereitungsklasse, Willkommensklasse, Sprachlernklasse, Deutschlerngruppe):
- Die Kinder lernen getrennt, bis die Deutschkenntnisse so gut sind, dass sie in Regelklassen wechseln können.
- Sie erhalten Deutschunterricht, werden aber in einigen Fächern gemeinsam mit den deutschsprachigen Kindern unterrichtet.
- Sie nehmen sofort am Regelunterricht teil. Ohne begleitende, intensive Sprachförderung ist das sowohl für die Lehrkräfte wie auch die Kinder keine optimale Lösung.
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