
Studien- und Berufsorientierung an Schulen: Tipps für Lehrerinnen und Lehrer

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Je näher der Abschluss rückt, umso drängender stellt sich Schülerinnen und Schülern die Frage: „Was mache ich nach der Schule?“.
Ausbildung, Studium, ein freiwilliges soziales Jahr oder doch erst mal Jobben, Reisen und die Entscheidung auf später verschieben?
Eine Antwort auf diese Frage zu finden, fällt vielen unglaublich schwer. Hier haben wir ein paar Infos, die Ihren Schülerinnen und Schülern weiterhelfen können.
Abschluss und nun?
Das liegt zum einen sicherlich daran, dass diese Entscheidung die Weichen dafür stellt, was sie in den nächsten Jahren beruflich machen werden. Zum anderen haben es Schülerinnen und Schüler oft noch nicht gelernt, sich selbst, ihre Fähigkeiten, Stärken und Schwächen gut einzuschätzen.
Bisher war ja auch alles ziemlich klar und durch die Eltern bzw. die Schule vorbestimmt. Nun stehen ihnen unterschiedliche Wege offen.
Was ist Berufsorientierung und welche Rolle spielen Lehrkräfte?
Eine guter Berufsorientierungsprozess hilft den Schülerinnen und Schüler, ihre Interessen und Fähigkeiten zu erkunden, um fundierte Entscheidungen über ihre berufliche Zukunft zu treffen. Dabei geht es nicht nur darum, Berufe kennenzulernen, sondern auch eigene Stärken, Schwächen und Interessen zu reflektieren sowie die Anforderungen der Arbeitswelt zu verstehen.
Lehrerinnen und Lehrer können in diesem Prozess eine wichtige Rolle durch gezielte Förderung und praxisnahe Unterstützung einnehmen:
- Potenziale entdecken: Durch Gespräche, Projekte und Tests können Lehrkräfte Talente und Interessen sichtbar machen.
- Orientierung geben: Sie vermitteln Wissen über Ausbildungswege, Studienmöglichkeiten und Berufsbilder und stellen Kontakte zu Unternehmen oder Hochschulen her.
- Kompetenzen stärken: Lehrkräfte fördern im Unterricht Schlüsselqualifikationen wie Teamarbeit, Problemlösungsfähigkeit und Kommunikationsstärke, die auch für das berufliche Leben der Schülerinnen und Schüler wichtig sind.
- Entscheidungen begleiten: Sie helfen den Jugendlichen dabei, die Vielzahl an Optionen zu sortieren und persönliche Ziele zu entwickeln.
Ziele einer Berufsorientierung
- Selbstreflexion fördern: Jugendliche sollen ihre Interessen, Fähigkeiten und Werte erkennen.
- Entscheidungsfähigkeit stärken: Die Schülerinnen und Schüler sollen befähigt werden, fundierte Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen.
- Übergänge erleichtern: Durch Einblicke in die Arbeitswelt und praktische Erfahrungen wird der Übergang von der Schule in Ausbildung oder Studium erleichtert.
- Berufsvielfalt aufzeigen: Ein breites Spektrum an Möglichkeiten wird vermittelt. Die Jugendlichen erfahren so evtl. auch von Berufen, die bisher nicht in ihrem Blickfeld waren.
So können Schulen bei der Berufsorientierung unterstützen
Um den Übergang von der Schule in eine Ausbildung bzw. ein Studium zu erleichtern, liegt es im Aufgabenbereich der weiterführenden Schulen, Orientierungshilfen zu geben.
Generell gilt dabei, dass die Angebote zur Berufsorientierung der Schulen immer objektiv und neutral sein müssen.
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Betriebserkundungen:
Betriebserkundungen finden in der Regel mit der gesamten Klasse statt und werden im Unterricht vor- und nachbereitet.
Hier befassen sich die Schülerinnen und Schüler vorab in der Theorie mit einer bestimmten Branche oder einem Unternehmen, das später besucht wird.
Durch Internetrecherche oder Infomaterial erarbeiten sie sich z. B. Informationen über das Unternehmen, Fragen und Problemstellungen, die sie während der Berufserkundung klären können. Zudem können Sie den Schülerinnen und Schülern Beobachtungsaufgaben für den Betriebsbesuch stellen.
Auf die Vorbereitungsphase in der Schule folgt der Besuch des Unternehmens. Während einer Betriebsführung und Interviews mit Angestellten erfahren die Jugendlichen mehr über die vertretenen Berufsbilder, den Arbeitsalltag und können ihre erarbeiteten Fragen stellen.
Die gezielte Vorbereitung und eine Nachbereitung des Gesehenen und Gehörten in der Schule helfen den Schülerinnen und Schülern, die Informationen einzuordnen und möglichst viel für ihre eigene Berufsorientierung mitzunehmen.
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Betriebspraktika und Werkstatttage:
Sie bieten den Schülerinnen und Schülern Möglichkeiten, erste Einblicke in die Berufswelt zu sammeln.
Hier erfahren sie mehr über die Berufe, in die sie hineinschnuppern. Sie arbeiten unter Anleitung mit und lernen Arbeitsabläufe und deren Organisation kennen.
Auch wenn meist nur wenige Tage vorgesehen sind und oft nicht die im Praktikum kennengelernte Arbeit ergriffen wird, sind diese praktischen Eindrücke doch wichtig. Sie helfen den Jugendlichen, die berufliche Realität und die gestellten Anforderungen einschätzen zu lernen – denn diese gestalten sich längst nicht immer so, wie es sich die Jugendlichen vorstellen.
Auch bei Praktika an Werkstatttagen gilt: Eine Vor- und Nachbereitung, Feedbackgespräche sowie Aufgaben, die die Schülerinnen und Schüler während des Praktikums bearbeiten sollen, führt zu tiefergehenden und nachhaltigeren Eindrücken.
TippGendersensible Berufsorientierung
Eine gendersensible Berufsorientierung zielt darauf ab, Schülerinnen und Schüler unabhängig von Geschlechterstereotypen über Berufe zu informieren. Mädchen und Jungen sollen gleichermaßen die Möglichkeit erhalten, ihre Interessen und Fähigkeiten frei von gesellschaftlichen Erwartungen zu entdecken.
Dies bedeutet, Rollenklischees bewusst zu hinterfragen und Jugendliche dazu zu ermutigen, Berufe in Betracht zu ziehen, die traditionell mit dem anderen Geschlecht assoziiert werden. Dabei helfen beispielsweise auch Praxisberichte von Vorbildern. Einmal im Jahr – meist im April – findet auch der Girls’Day statt, der Mädchen dazu einlädt, in Berufe hineinzuschnuppern, in denen der Frauenanteil noch gering ist. Seit einigen Jahren gibt mit dem am selben Tag stattfindenden Boys’Day für Jungs ebenfalls die Möglichkeit, Berufe kennenzulernen, die eher von Frauen ergriffen werden.
Infos zum Girls’Day
Infos zum Boys'Day
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Bildungspartnerschaften:
Bildungspartnerschaften zwischen weiterführenden Schulen und Unternehmen sind besonders in Baden-Württemberg ausgeprägt. Inzwischen steigt ihre Zahl aber auch in anderen Bundesländern. Die genaue Ausgestaltung dieser Kooperationen reicht von regelmäßigen Betriebserkundungen, Vorträgen, Begleitung von Projektarbeiten und Schülerpraktika bis hin zu Workshops, in denen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise das Verfassen von Bewerbungen oder Bewerbungsgesprächen üben.
Während die Schülerinnen und Schüler Unterstützung bei ihrer Berufsorientierung erhalten, bietet eine Bildungspartnerschaft Unternehmen die Möglichkeit, die Jungendlichen für verschiedene Ausbildungsberufe zu interessieren.
Auch Betzold pflegt Bildungspartnerschaften mit dem St. Jakobus Gymnasium in Abtsgmünd und der Buchenbergschule in Ellwangen. Mit der der Johann-Sebastian-von-Drey Schule in Röhlingen verbindet uns eine enge Kooperation im Grundschulbereich.
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Projektwoche zur Berufsorientierung
Wenn Sie die möglichkeit haben, eine Projektwoche zur Berufsorientierung zu veranstalten, können Sie hier verschiedene der bereits genannten Möglichkeit kombinieren:
Workshops: Bewerbungstraining, Stärken- und Schwächenanalyse oder Präsentationstechniken.
Betriebserkundungen und Praktika: Direkte Einblicke in Unternehmen und Berufe vor Ort.
Berufsmessen: Begegnungen mit Ausbildungsbetrieben, Fachhochschulen und Universitäten.
Projekte und Wettbewerbe: Schülergruppen entwickeln innovative Lösungen für reale Herausforderungen aus der Arbeitswelt. Inzwischen gibt es auch digitale Spiele zur Berufserkundung (beispielsweise beim Medienlabor Bielefeld).
Lehrkräfte können diese Woche in Zusammenarbeit mit Unternehmen, der Berufsberatung und externen Expertinnen und Experten gestalten. Eine gute Vor- und Nachbereitung sorgt dafür, dass die Schülerinnen und Schüler die Erfahrungen reflektieren und für ihre Berufsorientierung nutzen können. -
Üben von Bewerbungsschreiben und Vorstellungsgesprächen:
Aus der Erfahrung unseres Unternehmens können wir bestätigen, dass viele Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten mit der Formulierung eines korrekten Bewerbungsschreibens, der Rechtschreibung und einer ordentlichen Präsentation ihrer Unterlagen haben, wobei in vielen Unternehmen inzwischen Online-Bewerbungen Standard sind.
Doch auch hier muss die Form gewahrt bleiben: Nur weil die Bewerbung online abläuft, sind Rechtschreib- und Zeichensetzungsregeln nicht über Bord zu werfen! Manche Schülerinnen und Schüler scheitern auch daran, der E-Mail ein PDF anzuhängen.
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Auch in den Vorstellungsgesprächen zeigen sich Schülerinnen und Schüler, z. B. in Bezug auf Vorbereitung und Verhalten oft unsicher. Gerade dieser erste Eindruck entscheidet aber über den Erfolg der Bewerbung. Jugendliche, die Bewerbungsschreiben in der Schule geübt und Vorstellungsgespräche im Unterricht durchgespielt haben, können auf diese Erfahrungen zurückgreifen. Sie gewinnen dadurch mehr Sicherheit in realen Bewerbungssituationen.
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Berufsberatung der Agentur für Arbeit:
2017 haben die Kultusministerkonferenz und die Agentur für Arbeit ihre Zusammenarbeit bei der Berufsberatung von Schülerinnen und Schülern erneut in einem Rahmenvertrag bekräftigt.
Berufsberaterinnen und -berater bieten für Schülerinnen und Schüler regelmäßige Sprechstunden an, in denen sie sich individuell beraten lassen können. Im Rahmen dieser Berufsberatung können sich die Jugendlichen über die Voraussetzung für ihre Berufswünsche, Fragen zur Eignung und eventuelle Schwierigkeiten informieren.
Darüber hinaus erhalten sie Auskunft über die unterschiedlichen Bildungs- und Ausbildungsoptionen und eine mögliche finanzielle Förderung. Die Berufsberater helfen auch bei der Vermittlung von Praktikums- und Ausbildungsplätzen.
Im Berufsinformationszentrum (BIZ) können die Schüler vielfältige mediale Informationsangebote zu Ausbildungsberufen und zur Studienwahl nutzen.
Die Bundesagentur für Arbeit stellt online und in schriftlicher Form Infomaterialien zur Studien- und Berufswahl zur Verfügung.TippDie Berufsorientierungsplattform Fujour unterstützt Schülerinnen und Schüler bei der Ausbildungs- und Berufswahl. Die Entwicklung erfolgte im Austausch mit Schulen und ist daher gut auf die Bedürfnisse abgestimmt. Über eine responsive Abfrage schlägt die App passende Berufe in einem Ranking und Praxisangebote vor. Die App ist für Schülerinnen und Schüler kosten- und werbefrei sowie DSGVO-konform.
ResCoach vermittelt geschulte Coaches aus verschiedenen Fachbereichen an Schulen. In 1-zu-1-Coachings können die Schülerinnen und Schüler so ihre beruflichen Interessen ausloten und Projekte in ihrem bevorzugten Fachbereich umsetzen. Das Angebot ist für Schulen, Schülerinnen und Schüler kostenlos, die Kosten werden von den Partnerunternehmen getragen. Sie als Lehrerinnen und Lehrer werden ebenfalls in die Zusammenarbeit miteinbezogen.
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Studienberatung:
Schulen können in Kooperation mit Hochschulen Orientierung geben, ob ein Studium für die Schülerinnen und Schüler in Frage käme. Viele Universitäten bieten Orientierungsveranstaltungen sowie Gespräche mit Studienberaterinnen und -beratern an, die in der Regel vorab gebucht werden müssen. Möglich sind oft auch Treffen mit Studierenden, die von ihren Erfahrungen berichten.
Darüber hinaus können studieninteressierte Schülerinnen und Schüler die Hochschulen am Tag der offenen Tür, zu Studieninformationsmessen und öffentlichen Infoveranstaltungen besuchen.© Wavebreakmedia/Depositphotos.com
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BerufsAbitur:
In einigen beruflichen Gymnasien und Berufsschulen in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Sachsen und Nordrhein-Westfalen besteht die Möglichkeit, im Rahmen des sogenannten "BerufsAbiturs" eine berufliche Ausbildung und das Abitur parallel zu absolvieren. Diese Option richtet sich insbesondere an leistungsstarke Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Schulabschluss, die der doppelten Belastung durch schulische und berufliche Ausbildung gewachsen sind.
Das duale Abitur ermöglicht es, die Entscheidung für den weiteren beruflichen Weg noch nicht sofort zu treffen. So können sich die Schülerinnen und Schüler alle Optionen offen halten – zudem erhalten sie eine Ausbildungsvergütung. Das Berufsabitur soll auch dem Handwerk dabei helfen, qualifizierte Lehrlinge zu finden. Derzeit bleiben jedes Jahr viele Lehrstellen unbesetzt.
Weiterführende Informationen und Unterrichtsmaterialien:
- Auf LehrerOnline.de finden Sie hilfreiche Tipps zur Gestaltung von Unterrichtseinheiten sowie Materialien zum Thema „Berufsorientierung“.
- planet-beruf.de bietet für Lehrerinnen und Lehrer neben Unterrichtsideen viele aktuelle Hinweise für die berufliche Orientierung von Schülern.
- abi>> ist wie planet-beruf.de ein Angebot der Bundesagentur für Arbeit und richtet sich – wie der Name vermuten lässt – an Abiturienten. Aber auch Lehrkräfte finden hier zahlreiche Unterrichtideen und -materialien zur Hilfe bei der Berufs- und Studienorientierung.
- Auf der Seite berufe.eu erhalten Sie eine umfangreiche Übersicht über Ausbildungsberufe in Deutschland, Tipps für die Bewerbung sowie kostenlose Bewerbungsunterlagen.
- Auch die Bundesagentur für Arbeit bietet Tipps und Materialien an.
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