Beiträge zur Firmengeschichte 3: Auf dem Weg zum Versandhandelsunternehmen
Nachdem das junge Unternehmen die ersten Jahre und auch Herausforderungen gemeistert hat, steht eine bedeutende Weiterentwicklung bevor. Um was es sich dabei handelt, schildert Firmengründer Arnulf Betzold hier.
Das Unternehmen entwickelt sich weiter
Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre bestellten die Schulen außerordentlich viel Verbrauchsmaterial wie Schreibfolien für Projektoren und Matrizen für die heute kaum noch bekannten Spiritusdrucker.
Wachsende Umsätze gaben uns die Möglichkeit, viele Waren wie Musikinstrumente, Bälle, Sportgeräte, Mikroskope oder Laminierfolien direkt im In- und Ausland zu kaufen. So konnten wir den Schulen die Produkte günstiger anbieten und die Zahl der Bestellungen stieg.
Plötzlich war es nicht mehr möglich, die vielen zusätzlichen Bestellungen schnell genug und fehlerfrei abzuwickeln. Wir entwickelten uns überraschend schnell zu einem, wenn auch zunächst noch kleinen, Versandhandel. Wir mussten Personal einstellen und Räume anmieten. Vor allem waren unsere Logistik und unsere Warenwirtschaft anders zu organisieren.
Als wir 1976 nach Rindelbach bei Ellwangen gezogen waren, lieferte ich die von den Schulen bestellten Waren im näheren Umkreis noch selbst aus. Außerdem gaben wir anfangs täglich 10 bis 20 Pakete bei der Post auf. Das war nur in der Schalterhalle möglich. Diese Aufgabe hatte meine Frau Tina übernommen. Der kleine Uli durfte mitfahren. Er freute sich jeden Tag darauf. Für uns war das aber sehr umständlich.
Die Anzahl der täglich aufzugebenden Pakete wuchs nun von Monat zu Monat. Für Tina war diese Arbeit kaum noch zu bewältigen. Doch bald kam eine Lösung: Private Paketdienste traten der „Postbehörde“ als Konkurrenten entgegen. Die Post stellte sich den Mitbewerbern. Sie machten aus der „Behörde“ ein Unternehmen. Aus „Gebührenpflichtigen“ wurden angesehene Kunden.
Wir gaben jetzt täglich über 100 Pakete auf, welche ein Post-LKW bei uns jeden Abend abholte. Unser Unternehmen bekam dadurch wirklich Ähnlichkeit mit einem Versandhandelsbetrieb.
Das Platzproblem meldet sich erneut
In den Jahren 1979/80 wurde der Mangel an Lagerplätzen wieder zum Hauptproblem. Wir entschlossen uns zum Bauen.
Links neben unserem Haus besaßen wir ein unbebautes Grundstück. Wir vergrößerten dasselbe indem wir ein großes Stück vom Berghang wegbaggern ließen. Die Bauzeit zog sich extrem in die Länge. Gegen Ende des Jahres 1980 konnten wir aber einziehen.
Zunächst reichte uns der zusätzliche Platz aus. Unser Unternehmen wuchs aber weiterhin schneller als erwartet und wir mussten bald wieder neue Lagerorte finden.
Noch immer Platznot, ungewöhnliche Lagerplätzen und lange Lieferzeiten
Im Lauf der Zeit mieteten wir ein ungenutztes Obst-Lager, ein stillgelegtes Privatschwimmbad, einen Hundesalon, eine Garage und später auch einen leer stehenden Kuhstall mit Scheune.
Diese Gebäude lagen in Ellwangen verstreut. Eine Mitarbeiterin fuhr jeden Tag durch die Stadt um die Waren einzusammeln. Das war umständlich. Ich wusste, wie sehr lange Lieferzeiten einem Versandunternehmen schaden. Jetzt konnten wir solche aber nicht mehr vermeiden.
Außer an den fehlenden Räumen und Lagerplätzen mangelte es in unserem Betrieb vor allem an Büropersonal. Wir stellten deshalb fortlaufend Angestellte und Auszubildende ein und unsere Büroräume waren bald viel zu klein. In den Jahren 1984/85 entschlossen wir uns die Schreibtischarbeit mit Hilfe der, damals noch nicht selbstverständlichen, EDV zu rationalisieren.
Neue Technik soll die Probleme lösen
Als erstes nahmen wir einen noch unvernetzten IBM-AT Computer in Betrieb. Die Programme schrieben wir, mit Hilfe eines Programmierers aus der Nachbarschaft selbst. Das half für das Erste. Mit den EDV-Anwendungen von heute, nach über 30 Jahren, hatte unser erster Computereinsatz natürlich nur sehr wenig gemeinsam.
Als wir mit immer besseren, farbigen Katalogen in der gesamten Bundesrepublik werben konnten, verdoppelte sich die Anzahl der bei uns eingehenden Bestellungen in kürzester Zeit. Wir brauchten ein gutes, professionelles Versandhandels-Programm.
Ein solches war damals in den 1980er Jahren noch schwer zu finden. Bei einer Versandhandels-Messe in Wiesbaden kamen wir mit einem Anbieter in Kontakt, dessen Programm uns geeignet erschien. Wir kauften seine Soft- und die dazugehörende Hardware. Wir arbeiten noch heute im Jahr 2020 mit dem Nachfolger dieses Anbieters zusammen.
Die Rationalisierung unserer Auftragserfassung, Warenwirtschaft und Finanzbuchhaltung gelang. Wir bekamen natürlich genauso viel Ärger mit der EDV-Einführung wie andere Unternehmen …
Die Wiedervereinigung bringt neue Kunden
Die großen politischen Veränderungen in der Zeit von 1989 –1991 brachten uns beachtliche Umsatzsteigerungen. Als im Herbst 1989 in der DDR das SED-Regime zusammengebrochen war, folgte die von uns herbeigesehnte Wiedervereinigung Deutschlands.
In den neuen Bundesländern traten umfangreiche Veränderungen in allen Schulen ein. Die Schulbücher der vergangenen DDR wurden aus dem Verkehr genommen. Die Bundesrepublik stellte westdeutsche Bücher zur Verfügung. Dazu passende Lehrmittel mussten schnell beschafft werden.
Unsere Kataloge befanden sich auf aktuellem Stand. Wir schickten dieselben in die „Neuen Länder“ und hatten, vor allem im Grundschulbereich, sofort Erfolg. Unser Umsatz stieg wie nie zuvor.
Infolge der deutschen Wiedervereinigung erweiterte sich unser Kundenkreis erheblich. Von nun an war es kaum noch möglich, alle Arbeiten im Rindelbacher Wohnhaus zu erledigen. Es gab nur eine vernünftige Lösung. Wir mussten ein Grundstück im Industriegebiet Ellwangen kaufen und bauen.
Wie es weitergeht, erfahren Sie im vierten Teil der Betzold Firmengeschichte:
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