Wie Sie ChatGPT im Unterricht und als Helfer im Schulalltag einsetzen können

ChatGPT auf Tablet

ChatGPT ist seit seiner Veröffentlichung im November 2022 in aller Munde. Kein Wunder, denn die Fähigkeiten des Chatbots sind schon jetzt erstaunlich und sie machen sehr deutlich: Auch wenn ChatGPT am Anfang steht und noch Schwächen aufweist, wird künstliche Intelligenz in Zukunft einen großen Einfluss auf unser Leben, Lernen und Arbeiten haben. 

Auf die Schulen kommen Herausforderungen zu, aber das Tool bietet auch Vorteile für den Unterricht – sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für Sie!  

Inhalt
  • Was ist ChatGPT
  • Was kann ChatGPT?
  • Wo liegen die Schwächen der Anwendung?
  • Ideen für den Einsatz im Unterricht
  • ChatGPT als Alltagshelfer für Lehrerinnen und Lehrer
  • Wird ChatGPT das schulische Lernen verändern?

Was ist ChatGPT

ChatGPT ist ein KI-basierter frei verfügbarer Chatbot. Sie können dem Tool Fragen oder Aufgaben stellen und es wird Ihnen in natürlicher Sprache antworten wie in einem normalen Gespräch. Durch Rückfragen können die Antworten verfeinert und vertieft werden.

Was kann ChatGPT?

  • Recherche: Anders als bei Suchmaschinenergebnissen, erhalten Sie direkt eine Antwort, ohne verschiedene Seiten besuchen zu müssen. Das kann aber auch große Nachteile haben (s. nächste Frage).
  • Texten: ChatGPT kann verschiedene Arten von Texten verfassen, wenn es ausreichend Basisinformationen von Ihnen erhält.
  • Aufgaben lösen: Das Tool löst auch Mathe-, Physik- und Chemieaufgaben.
  • Texte zusammenfassen
  • Texte übersetzen
  • Programmierfragen beantworten
  • Brainstorming: ChatGPT kann dabei helfen, Ideen zu sammeln und neue Aspekte zu entdecken.

Damit ist ChatGPT ein nützlicher Helfer für kleinere Aufgaben, aber noch nicht der große Durchbruch in Sachen KI. Um bei den Hausaufgaben zu schummeln, dürfte es aber reichen. Noch sollten sich die Schülerinnen und Schüler aber nicht zu sehr auf die Ergebnisse verlassen, denn nicht immer sind die Antworten korrekt.

Wo liegen die Schwächen der Anwendung?

  • Derzeit werden nur Daten bis September 2021 verwendet. Die KI ist also nicht ganz auf dem neuesten Stand.
  • ChatGPT lügt: Wenn das Tool keine passenden Daten findet, erfindet es welche, wie z. B. die Seite Lehrerfreund anhand einer Interpretation eines nicht existierenden Gedichts zeigt.
  • Es ist nicht nachvollziehbar, aus welchen Quellen die Informationen stammen. Es besteht daher die Gefahr, dass Urheberrechte verletzt werden.
  • Mangelnde Quellentransparenz kann auch dazu führen, dass Fake News nicht erkannt werden.
  • ChatGPT ersetzt aufgrund der begrenzten Daten keine Suchmaschine und kann momentan noch nicht immer die passendsten und besten Ergebnisse liefern. 
  • Kleine Variationen in den Formulierungen der Prompts (Befehle/Fragen an die KI) können zu unterschiedlichen oder ungenauen Antworten führen. 
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Gemini

Inzwischen hat Google AI mit Gemini (vormals Bard) ein eigenes KI-Sprachmodell auf den Markt gebracht. Die Funktionen sind ähnlich wie bei ChatGPT. Ein Vorteil für die schulische Nutzung in Bezug auf den Datenschutz ist, dass derzeit kein Benutzerkonto eingerichtet werden muss und der Chatbot Quellen anegeben kann (wenn auch nicht immer vollständig). Eine Anmeldung ist nur erforderlich, um Antworten zu speichern oder kollaborativ zusammenarbeiten zu können.

Auf BetzoldTV zeigt euch mein Kollege Christoph, wie ChatGPT funktioniert und was es kann:

 

Wie Sie ChatGPT in der Schule einsetzen können

Ideen für den Einsatz im Unterricht

  • Schreibpartner

    Im Deutschunterricht kann ChatGPT zum Tandempartner für Schreibübungen werden: Die Schülerinnen und Schüler schreiben z. B. den Beginn einer Geschichte und bitten das Tool, sie um eine Passage fortzuführen. Dann sind wieder die Schülerinnen und Schüler an der Reihe. So ist der Verlauf der Geschichte selbst für die jungen Autorinnen und Autoren überraschend und sie müssen auf unerwartete Wendungen reagieren. 

  • Quellenkritik

    Sie können ChatGPT zu einem künstlichen Zeitzeugen historischer Ereignisse machen. Bitten Sie das Tool, eine Rede oder Brief aus der Sicht einer historischen Persönlichkeit oder eines Zeitzeugen eines Ereignisses zu schreiben. 

    Die Schülerinnen und Schüler können zunächst sammeln, was ihnen auffällt und was sie gut bzw. schlecht finden: Meist gehen die Texte nicht tief in die Materie und sind austauschbar. Vielleicht fallen der Klasse auch Ungenauigkeiten, Fehler oder unstimmige Aussagen auf. 

    Als mögliche Hausaufgabe könnten Sie die Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage des Textes eine eigene Version erarbeiten lassen.
    Mit der Aufgabe üben die Schülerinnen und Schüler, sich kritisch mit der KI auseinanderzusetzen und befassen sich zeitgleich mit dem Unterrichtsthema.

  • Prüfungsvorbereitung

    Die Schülerinnen und Schüler können das Tool nutzen, um sich zu einem Thema, auf das sie für eine Klassenarbeit oder einen Test lernen, Fragen stellen und die Antworten überprüfen lassen.

    Auf Nachfrage gibt ChatGPT weitere Antwortmöglichkeiten oder kann die gegebene Antwort vertiefen. Die Schülerinnen und Schüler können sich zudem Rechenwege von Matheaufgaben aufzeigen lassen und für die Klausurvorbereitung nachvollziehen. Auch die Möglichkeit, Texte zusammzufassen kann bei der Vorbereitung auf Klassenarbeiten hilfreich sein. 

  • Debattieren üben

    Die Schülerinnen und Schüler erhalten von Ihnen ein Thema, über das sie mit dem Chatbot debattieren sollen. Zunächst müssen sie der KI erklären, was sie tun möchten. Hier ein Beispiel für eine mögliche Anfrage: "Ich möchte mir dir debattieren üben. Das Thema sind Tierversuche. Du übernimmst die Pro-Argumente, ich die Contra-Argumente. Was ist dein erstes Argument?"
    Die Schülerinnen und Schüler lernen, auf die Argumentation einzugehen und eigene Argumente vorzubringen. Die Übung kann in Einzel-, Partner- oder Gruppenarbeit durchgeführt werden.

  • Schreibstil verbessern

    Zuletzt möchten wir hier mit DeepL Write noch ein weiteres Tool empfehlen. Es korrigiert sehr zuverlässig Grammatik- und Rechtschreibfehler und gibt Ihnen Beispiele, wie Sie Ihren Text auch stilistisch verbessern können. Damit ist DeepL einerseits für Sie als Lehrerinnen und Lehrer nützlich, wenn Sie Elternbriefe und andere Texte verfassen müssen. Aber auch die Schülerinnen und Schüler können es nutzen, um ihre Texte zu analysieren und an ihrem Schreibstil zu arbeiten.

  • Bewerbungen schreiben üben

    Die Schülerinnen und Schüler können das Tool auch nutzen, um das Schreiben von Bewerbungen zu üben. Welche Infos müssen in ein solches Schreiben und wie kann es formuliert werden?
Info

Medienkompetenz

Der Schule wird eine relevante Rolle dabei zukommen, die Schülerinnen und Schüler fit im Umgang mit der neuen Technologie zu machen, um ihnen gute Chancen in der Berufswelt zu ermöglichen.

ChatGPT sollte ebenso wie andere digitale Medien auch, im Unterricht zur Vermittlung von Medienkompetenz eingesetzt werden. Dabei sollten sich die Schülerinnen und Schüler kritisch, kompetent und konstruktiv mit den Stärken und Schwächen auseinandersetzen, um nicht unreflektiert Antworten zu übernehmen. Denn: Chat GPT kann fehlerhafte, unangemessene und voreingenommene Antworten liefern!

Klicksafe und Saferinternet.at stellen Unterrichtsmaterial und Hinweise für Pädagoginnen und Pädagogen zu diesem Thema zur Verfügung: Wie verlässlich ist ChatGPT?

ChatGPT als Alltagshelfer für Lehrerinnen und Lehrer

ChatGPT kann aber auch Ihnen helfen, bei der täglichen Arbeit Zeit zu sparen! Hier ein paar Beispiele:

  • Unterrichtsplanung

    Lassen Sie sich von dem Tool Entwürfe für Unterrichtsstunden erstellen. Nennen Sie ChatGPT die Dauer der Stunde, das Alter der Schülerinnen und Schüler, Fach und Thema. Sie werden ein grobes Gerüst der Stunde erhalten. Das Ergebnis ist natürlich weit weg von perfekt, aber als Inspirationsquelle nicht schlecht. Auf Nachfrage können Sie das Ergebnis verfeinern.

  • Elternbriefe

    Das Tool eignet sich auch, um sich Textvorschläge für Elternbriefe, z.B. für Ausflüge, erstellen zu lassen. Praktisch ist auch die Möglichkeit, den Brief bei Bedarf in andere Sprachen übersetzen zu lassen.

  • Differenzierung

    Sie können sich z. B. Fragen zu einem Thema in verschiedenen Niveaustufen vorschlagen lassen. Außerdem ist es möglich, Texte in einfacher Sprache formulieren zu lassen.

    Hier haben wir grefragt, ob das Tool uns Fragen zu Martin Luther und der Reformation in drei verschiedenen Niveaustufen nennen kann: 

  • Fragestellungen 

    Lassen Sie sich z. B. passende Fragestellungen für eine Klassenarbeit, ein Quiz oder eine Gruppenarbeit zu einem bestimmten Thema unter Angabe des Alters der Kinder nennen.

  • Übersetzungen

    Sie möchten einen Text ins Arabische, Ukrainische oder Lettische übersetzen lassen? Auch das kann ChatGPT. Noch bessere Übersetzungen liefert der DeepL-Übersetzer, der aber bisher auf 31 Sprachen begrenzt ist (Stand: Februar 2023).

  • Lückentexte

    Es ist möglich, Lückentexte zu einem bestimmten Thema erstellen zu lassen. 

  • Multiple-Choice-Test

    Genauso einfach lassen sich Multiple-Choice-Tests erstellen.

    Hier ein Beispiel:
Tipp

Wenn Sie sichmit Ihren Schülerinnen und Schülern noch intensiver mit dem Thema Künstliche Intelligenz  befassen und Projekte dazu im Unterricht durchführen möchten, sollten Sie einen Blick auf die Seite von Coding for Tomorrow werfen: In der Unterrichtsreihe zu KI finden Sie Projekte zu den Grundlagen, Anwendungen und Potenzialen von KI-Technologien verbunden mit praxisnahen Beispielen.

Wird ChatGPT das schulische Lernen verändern?

In den USA haben einige Schulen das ChatGPT bereits verboten. Auch in Deutschland bereitet es Lehrerinnen und Lehrern Sorge, wie das Tool Schule und Unterricht beeinflussen wird. 

Allerdings sieht die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz (KMK) Astrid-Sabine Busse ein Verbot als nicht zielführend an: “Wie will man kontrollieren, welcher Quellen sich die Schülerinnen und Schüler bei Hausaufgaben bedienen? Schule ist schon immer ein lernendes System. Und das muss und wird sich auch in der neuen Normalität einer digital geprägten Welt, in der KI zunehmend eine Rolle spielt, zeigen.” (Quelle: Tagesschau.de, 30.01.2023) 

(An dieser Stelle darf vielleicht die Anmerkung erlaubt sein, dass Schule sich häufig als sehr langsam lernendes System zeigt, was sich nicht zuletzt am Beispiel der Digitalisierung zeigt. Aber bleiben wir positiv.)

Diese Meinung teilt auch Sam Altman, der OpenAI CEO (Quelle: GIZMODO, 20.01.2023). Es werde zwar Hilfen für Lehrkräfte geben, KI-generierte Texte zu erkennen, aber die Möglichkeiten, diese zu umgehen, werden voraussichtlich genauso schnell entstehen. Schule werde sich anpassen müssen.

Wie müsste eine solche Anpassung des Systems Schule aussehen? Die Entwicklung geht seit einigen Jahren bereits mehr in Richtung der Förderung von Kompetenzen. Dieser Weg ist auch weiterhin sinnvoll. Auch Methoden wie das Flipped Classroom, die das Üben in den Unterricht verlegen und die Erarbeitungsphase nach Hause sind denkbar. ChatGPT kann zu einem Werkzeug wie der Taschenrechner werden, der die Schülerinnen und Schüler unterstützt, passend eingesetzt Zeit spart, aber nicht das eigentliche Denken übernehmen kann.

Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, mit ChatGPT und allem, was noch aus dem KI-Bereich kommen wird, umzugehen.

Quellen

  • Deutsches Schulportal: Das Ende vom Lernen wie wir es kennen
  • halbtagsblog: 10 Möglichkeiten, die KI ChatGPT in der Schule einzusetzen
  • Bob Blume: DISKUSSION: ChatGPT, Lernen und die Systemkrise
  • GIZMODO: The CEO Behind ChatGPT Says Schools Need to Get Over Their Cheating Fears
  • lehrer-online: ChatGPT: 16 Wege zur Nutzung im Unterricht