Unterrichtsmethoden: Das Klassenzimmer als Escape Room
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Der ein oder andere Schüler hat einen Klassenraum vermutlich schon einmal als Escape Room (‚escape‘ = ‚entfliehen/flüchten‘) betrachtet.
Hier soll es aber um das beliebte Live-Gruppenspiel gehen und wie das Spielkonzept als Unterrichtsmethode funktionieren kann.
Was sind Escape Rooms?
Escape Rooms (oder Edu Breakout bzw. Breakout Edu wie das Spiel im Bildungszusammenhang auch genannt wird) sind Räume, in denen die Spielteilnehmer gemeinsam als Gruppe verschiedene Rätsel in einer bestimmten Zeit lösen müssen, um ein zu Beginn definiertes Ziel (z.B. das Öffnen des Raums oder das Finden eines Gegenstands) zu erreichen. Sie werden dabei über Videokameras durch den Veranstalter beobachtet, der bei Bedarf Hilfestellungen geben kann.
Welche Vorteile bringen Escape Rooms für den Unterricht?
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Motivation:
Escape Rooms bringen natürlich Spaß und sorgen für motivierte Schüler! Dazu beizutragen ein schwieriges Rätsel zu lösen, gibt den Kindern ein gutes Gefühl, das motiviert. -
Teambuilding:
Die Schüler arbeiten in Gruppen zusammen und können nur als Gruppe die Aufgaben lösen. So trainieren sie ihre sozialen Kompetenzen, wie Kommunikation und Kooperation in Gruppen. Die Rätsel erfordern unterschiedliche Fähigkeiten und so können die Schüler ihre Stärken ausspielen und der Gruppe helfen, zu gewinnen. Dadurch kann der Zusammenhalt in der Klasse gestärkt werden. -
Trainieren von Problemlösungsstrategien und logischem Denken:
Escape Rooms stellen die Schüler vor Probleme, auf die sie in der Art vielleicht zum ersten Mal treffen. Gemeinsam im Team müssen sie Lösungen erarbeiten. Die Lösungen sind oft nicht gleich ersichtlich und erfordern logisches Denken und Kreativität. Nur wer nicht aufgibt und immer weiter nach Lösungsmöglichkeiten sucht, kommt ans Ziel. Die Kinder lernen, nicht zu schnell aufzugeben und verschiedene Ansätze zur Lösung von Problemen anzuwenden. -
Wiederholung von Unterrichtsstoff:
Escape Rooms eignen sich perfekt als Mittel zur Stoffwiederholung. Die Rätsel können dann nur mithilfe des Wissens aus den vergangenen Stunden geknackt werden. Damit sind sie z.B. gut geeignet, um ein Thema abzuschließen oder am Schuljahresende das Gelernte des vergangenen Jahrs nochmal auf unterhaltsame Weise aufzugreifen.
Ein Nachteil kann dabei aber nicht verschwiegen werden: Die Vorbereitung eines Escape Rooms ist zeitaufwändig. Wer sich aber einmal die verschiedenen Rätseltypen erarbeitet und deren Prinzip parat hat, tut sich mit dem Erstellen neuer Aufgaben immer leichter.
Vielleicht haben ja auch die Kolleginnen und Kollegen in den Parallelklassen Lust auf ein Escape Room und sie teilen sich die Erarbeitung der Rätsel auf, um das Spiel dann nacheinander in allen Klassen einsetzen zu können.
Wie wird das Klassenzimmer zum Escape Room?
Wie Grundschullehrerin Verena im Blog „Grundschulschnüffler“ schreibt, ist eines klar: „Einfach die Klassenzimmertüre zusperren geht nicht (Schüler einsperren ist schließlich verboten!)“. Stattdessen empfiehlt sie, Kisten zu verwenden, die mit einem oder mehreren Vorhängeschlössern abgesperrt werden können. Auch kleine Spielzeugtresore sind denkbar.
Da es schwierig ist, ein Escape Game für eine gesamte Klasse zu gestalten, ist es sinnvoll die Schüler in mehrere Gruppen mit 4 bis 8 Teammitgliedern aufzuteilen. So kann sich jeder gut einbringen und geht nicht in einer großen Gruppe unter. Jedes Team bekommt seine eigene Schatztruhe, die geöffnet werden muss.
Die Aufgabe der Schüler ist es, ihre Kiste innerhalb einer festgelegten Zeitspanne zu öffnen. Die Hinweise, die zum Öffnen der Schlösser nötig sind, verstecken Sie im Klassenzimmer. Damit die Kinder nur die Hinweise zu ihrer Kiste einsammeln, können Sie mit Farben oder Nummern arbeiten. Oder Sie weisen ihnen ein bestimmtes Areal zu.
Um zu viel Durcheinander zu verhindern, können die Gruppen vorab die Rollen der Teammitglieder verteilen (Hinweissucher, Rätsellöser, Schlossknacker …).
Während des Spiels fungieren Sie als Tippgeber, falls eine Gruppe nicht weiterkommt oder sich in etwas verrannt hat.
Falls Sie das Escape Room mit einer kleinen Gruppe von bis zu 4 Schülerinnen und Schülern testen möchten, eignet sich das Angebot von EscapeMail: Sie erhalten die Rätsel in Briefumschlägen zugeschickt und können gleich loslegen :)
Welche Materialien benötigen Sie?
- 1 Kiste, Truhe oder Tresor für jede Gruppe
- Schlösser, die durch Zahlen-oder Buchstabencodes oder mit Schlüsseln geöffnet werden können
- Rätsel und Materialien, die zum Lösen der Rätsel benötigt werden (z.B. Stifte und Scheren)
- Eine Countdown Uhr, um die verbleibende Zeit anzuzeigen.
- Evtl. Tablets
- Inhalt der Schatzkiste: Belohnung
Was eignet sich als Escape Room-Rätsel?
Da Escape Rooms immer auch eine Geschichte erzählen, brauchen Sie als erstes eine Rahmenhandlung. In dieser Geschichte erfahren Ihre Schüler, welche Aufgabe sie lösen müssen und warum das innerhalb einer bestimmten Zeit geschehen muss.
Dann geht es ans Rätsel entwerfen. Die Rätsel können auf Papier, der Tafel oder Folien gedruckt bzw. geschrieben werden. Stattdessen oder ergänzend ist die Einbindung digitaler Möglichkeiten eine gute Idee. Auch der Einsatz von Stiften mit Aufnahme- und Sprachfunktion, wie der Tellimero von Betzold, kann das Escape Game noch spannender und vielfältiger gestalten.
- Um Codes für die Schlösser zu generieren, eignen sich z.B. auch Logik-Rätsel, sogenannte Logicals, perfekt. Als Lösung kann eine für einen Schlosscode gesuchte Zahl oder ein Buchstabe gefunden werden oder gleich eine ganze Reihe von Zahlen bzw. Buchstaben.
- Auch Kreuzworträtsel sind denkbar. Mit einem der zahlreichen Kreuzworträtselgeneratoren im Internet sind sie auch gar nicht so kompliziert zu erstellen. Das Lösungswort ergibt den gesuchten Code.
- Suchsel sind ebenso schnell mithilfe eines Generators erstellt. Hier können die Schnittstellen zweier gesuchter Wörter zur Entschlüsselung des Codes beitragen.
- Haben ihre Schüler die Möglichkeit Tablets oder Smartphones zu nutzen, können Sie sie durch einen QR-Code auf ein vorher erstelltes Rätsel auf einer Plattform wie Learning Snacks lenken. Hier müssen die Kinder im Rahmen eines Quiz mit Multiple Choice-Antworten, die korrekten Lösungen auf Ihre Fragen finden.
- Oder Sie erstellen ein paar Wahr/Falsch-Fragen zu Ihrem Thema, aus denen sich Lösungen wie WFFW (W für wahr, F für Falsch) ergeben können
Viele tolle Ideen für Rätsel finden sich in der Präsentation von Stefan Schwarz und Juliane Eisinger (Oberlinschule Potsdam), die anlässlich eines Workshops während des Deutschen Lehrerforums 2017 angefertigt wurde: „Breakout–Der Escape-Room für den Klassenraum. Rätselideen für Einsteiger und Fortgeschrittene“.
Nicht geeignet sind leider Aufgaben und Fragen, bei denen die Schüler frei antworten können.
Jessica Parker, Lehrerin in North Carolina, empfiehlt in ihrem Blog „Teach every day“ als zeit- und materialsparende Alternative zu Escape Games bei denen tatsächlich Schlösser geöffnet werden müssen, eine komplett digitale Variante, die sie mithilfe von Google Formulare erstellt hat. Die Rätsel-Formulare können mit einem Passwort geschützt werden, das die Schüler knacken müssen. Mehr dazu hier.
Besprechungsrunde zum Abschluss
Nach Ablauf der Zeit, wenn bestenfalls alle Kisten geöffnet wurden, ist es sinnvoll eine Besprechungsrunde anzuschließen. In dieser können die Gruppen ihre Lösungswege erläutern. Die abschließende Runde eignet sich auch gut, um sich darüber auszutauschen, wie die Arbeit in der Gruppe geklappt hat und was man vielleicht noch besser machen könnte, wenn sich das Klassenzimmer wieder in ein Escape Room verwandelt.
Literaturtipps:
- Anne Scheller: Escape-Rooms und Breakouts in der Schule einsetzen: Themenwahl, Erstellung und Ablauf mit praktischen Beispielen in der Sekundarstufe I (5. bis 10. Klasse), Persen, 2020.
- Stefan Schäfer: Escape Rooms für den Deutschunterricht 5-10, Auer Verlag, 2. Aufl. 2020.
- Stefan Schäfer: Escape Rooms für den Geschichtsunterricht 5-10, Auer Verlag, 2020.
- Verena Knoblauch: Escape Rooms für die Grundschule - Klasse 3/4: 8 fertige Breakouts zur Förderung von logischem Denken und Teamwork, Auer Verlag, 2. Aufl. 2020.
- Holly Elizabeth Johnson: Breaking Into Breakout Boxes: Escape Rooms in Education, CreateSpace Independent Publishing Platform, 2017.
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