Hospitieren bei Kolleginnen und Kollegen
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Während des Praxissemesters und des Referendariats verbringen angehende Lehrerinnen und Lehrer einige Zeit in den hinteren Reihen von Klassenzimmern und lauschen dem Unterricht der schon im Beruf stehenden Kolleginnen und Kollegen.
Hospitieren ist angesagt :)
Die Hospitationsphase
Beim Hospitieren sollen erste Eindrücke gewonnen werden, wie es aussehen kann, wenn das theoretische Wissen, das sich über die Semester angesammelt hat, in die Praxis umgesetzt wird.
Beobachten, strukturiert notieren, auswerten und die an den Unterricht anschließende Nachbesprechung sind wesentliche Bestandteile.
Ziel ist es, sich von den Erfahrenen das ein oder andere abzuschauen, eine neue Perspektive kennenlernen, sich Anregungen zu holen oder zu überlegen, wie man es selbst anders machen möchte. Die Hospitationsphase gibt den letzten Schliff, bevor der eigene große Auftritt ansteht.
Werden Sie nicht zum passiven Gast!
Dort hinten in der Abgeschiedenheit kann es aber schon mal passieren, dass man in die Rolle des passiven Gasts verfällt und wie die Schülerinnen und Schüler den Unterricht konsumiert – nur, dass man das Thema schon zu Genüge kennt. Langeweile hallo …
Dabei hatte man sich im Vorfeld doch vorgenommen, auf alles zu achten und übersichtlich zu notieren. Warum fällt das manchmal so schwer?
Das „alles“ ist dabei häufig das Problem: Es ist extrem schwierig, gleichzeitig im Blick zu haben, wie die Gestik, die Bewegung im Raum, Formulierungen, Reaktionen auf Schülermeldungen oder Unterrichtsstörungen gehandhabt werden. Schnell werden die Aufschriebe unübersichtlich und vieles, das man beachten wollte, zieht unbemerkt vorbei.
Am Ende bleiben dann nur allgemeine Eindrücke wie „Alles hat gut funktioniert“, „Die Schüler haben mitgemacht“ oder „Das könnte ich so auch (oder nicht?)“.
Das Blöde ist nur: In manchen Bundesländern ist die Hospitationsphase kurz (oder entfällt sogar komplett) und schon muss man selbst vor der Klasse stehen.
Hospitieren mit Mehrwert
Hilfe bringt hier ein gut vorbereiteter Beobachtungsbogen: Statt zu versuchen, auf „alles“ zu achten, notieren Sie sich bereits vorab, welche Kriterien Ihnen wichtig sind und legen Ihr Hauptaugenmerk auf diese Punkte.
So sammeln Sie konkrete Beobachtungen, aus denen Sie Anregungen, Kniffe und Handlungsoptionen ableiten und für sich nutzen können.
Haben Sie die Möglichkeit, den Kolleginnen und Kollegen häufig über die Schulter zu sehen, ist das von Vorteil: So können Sie es sich erlauben, sich pro Stunde auf nur einen oder wenige Gesichtspunkte zu fokussieren und Ihre Beobachtungen in aller Ruhe zu notieren.
Wenn Sie eine Mentorin bzw. einen Mentor haben, werden Sie öfter bei ihr bzw. ihm in den Unterricht hineinschnuppern dürfen. Um auch andere Unterrichtsstile und Lehrertypen kennenzulernen, ist es aber sinnvoll, auch bei anderen vorbeizuschauen.
Ihre Mentorin oder Ihr Mentor weiß bestimmt, wer aus dem Kollegium dafür offen ist.
Wenn Sie hospitieren möchten:
- rechtzeitig anfragen, so können Sie Ihre Hospitationsstunden planen und die Kolleginnen und Kollegen können sich auf Sie einstellen
- am besten persönlich anfragen
- sprechen Sie Ihre Beobachtungsschwerpunkte ab
- bieten Sie Ihre Unterstützung an (z. B. bei der Betreuung von Gruppenarbeitsphasen …)
- bei der Nachbesprechung lieber Fragen stellen, statt zu bewerten (positive Eindrücke nehmen die meisten allerdings gern an ;-) )
- wertschätzen, dass man am Unterricht teilnehmen darf (auch – oder gerade – für erfahrene Kolleginnen und Kollegen ist es nicht immer einfach, sich dieser Beobachtungssituation auszusetzen. Außerdem bringt eine durchdachte Nachbesprechung einen Zeit- und Arbeitsaufwand mit sich)
Tipps für einen gelungenen Beobachtungsbogen
- Beobachtungsgegenstand definieren:
Überlegen Sie sich zunächst, welche Kriterien Sie unter die Lupe nehmen möchten. Lassen sich einige Punkte unter einem Oberbegriff zusammenfassen, bilden Sie daraus eine Kategorie bzw. den Beobachtungsgegenstand.
Diesem ordnen Sie wiederum Unterpunkte zu, die die verschiedenen Teilbereiche der Kategorie näher erklären und beleuchten. - Ausprägung notieren:
Die Ausprägung mancher Beobachtungskriterien kann ganz konkret in Zahlen ausgedrückt werden, z. B. wie oft wurde gelobt, kamen Medien zum Einsatz …
Bei Anderem lassen Sie hier Ihren Eindruck einfließen: War der Punkt sehr deutlich ausgeprägt, durchschnittlich oder nur schwach bzw. nicht zu erkennen? - Differenzieren:
Noch konkreter (und damit besser auszuwerten) wird es, wenn Sie zwischen dem, was Sie sehen und hören, also Ihrer sinnlichen Wahrnehmung, der Wirkung auf Sie sowie Ihrer Deutung unterscheiden.
So können Sie überprüfbare und subjektive Eindrücke besser trennen. Bei der Nachbesprechung können Sie Ihre Beobachtungen, Eindrücke und Interpretationen mit denen Ihrer Kollegin bzw. Ihres Kollegen abgleichen. Möglicherweise gewinnen Sie dadurch eine neue Perspektive auf Ihre Beobachtungen.
- Übersichtlich gestalten:
Die Anordnung in Form einer Tabelle gewährleistet eine übersichtliche Darstellung Ihres Beobachtungsbogens. Senkrecht können Sie Ihre Kategorien mit den Unterpunkten notieren, waagrecht die Felder für die Angaben zur Ausprägung, Wahrnehmung, Wirkung und Deutung.
Je nach Beobachtungsgenstand kann natürlich auch eine andere Anordnung sinnvoll sein.
Interessante Beobachtungsschwerpunkte
Welche Aspekte bieten sich nun als sinnvolle Beobachtungsgegenstände an?
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Lehrerpersönlichkeit/Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern:
Zu Beginn des Lehrerdaseins ist es sicher interessant, zu sehen, wie andere Lehrerinnen und Lehrer auftreten und welche Wirkung sie damit erzielen. Als Unterpunkte eignen sich Verhaltensweisen wie Körpersprache (Gestik, Mimik, Blickkontakt, Haltung offen oder distanziert), Sprechtempo oder die Bewegung im Klassenraum.
Wie und wie häufig werden Fragen gestellt, Impulse und Arbeitsaufträge gegeben, gelobt und getadelt? Wie wird auf Störungen reagiert? Wie hoch ist der Redeanteil des Lehrers/der Lehrerin bzw. der Schülerinnen und Schüler? Wie kann der Stil der Klassenführung charakterisiert werden?
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Unterrichtsverlauf:
Wie ist die Stunde aufgebaut?
Wie wird die Stunde eröffnet? Gibt es Anknüpfungspunkte an den Stoff der letzten Stunde? Wie verläuft die Hausaufgabenkontrolle? Wie wird das Thema der Stunde eingeführt? Welche Lernziele/Teilziele gibt es? Wie werden sie erarbeitet? Wie werden die Unterrichtsschritte aufeinander bezogen? Ist ein „roter Faden“ erkennbar? Wie wird die Stunde beendet? -
Schülerbeobachtung:
Das Hospitieren bietet Ihnen die ideale Chance, Ihre Aufmerksamkeit auf kleinere Schülergruppen zu lenken: Wie reagieren Sie auf die verschiedenen Aktionen des Lehrenden? Was löst Unterrichtsstörungen aus? Wer meldet sich in welchen Situationen oft, wer ist wann ruhig, gelangweilt oder aufmerksam?
Müssen Sie erst mal selbst unterrichten, ist es kaum mehr möglich, Schülerreaktionen so genau zu beobachten und daraus Schlüsse für den eigenen Unterricht zu ziehen. -
Medieneinsatz:
Welche Medien (von Tafel bis interaktivem Whiteboard) kommen zum Einsatz? Ist der Einsatz anschaulich und themenbezogen? Wie häufig werden sie genutzt? Wie hoch ist der Zeitbedarf? Wie reagieren die Schüler auf den Einsatz?
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Sozialformen und Methoden:
Welche kommen zum Einsatz? Wie wird der Wechsel gestaltet? Passen sie zum Inhalt des Unterrichts und sind sie auf die Lerngruppen abgestimmt?
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Unterrichtsstruktur:
Gibt es feste Rituale (Stundenbeginn, -ende, Wechsel der Sozialformen)? Wie stellt sich der Umgang mit den Hausaufgaben dar? Wie werden die im Unterricht erarbeiteten Ergebnisse gesichert?
Weiterführende Links
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