Humor im Unterricht
Die Schnittmenge von Humor und Schule ist in der Erinnerung vieler ehemaliger Schülerinnen und Schüler vermutlich nicht wahnsinnig groß. Noch heute begleitet viele Kinder bei der Einschulung der Satz „Nun beginnt der Ernst des Lebens“ auf ihrem Gang in die heiligen Hallen des Schulgebäudes.
Gehen Humor und Unterricht nicht zusammen?
Es kommt sicher auf die Art des Humors an, wie diese Frage zu beantworten ist. Humor, der dabei hilft, die Motivation zu steigern und den Unterricht voranzubringen, passt aber immer in die Schule!
Fragt man die Schülerinnen und Schüler nach den beliebtesten Eigenschaften ihrer Lehrerinnen und Lehrer, rangiert Humor immer auf den vorderen Plätzen. Gut so, denn Lachen ist erwiesenermaßen nicht nur gesund, es erleichtert auch das Lernen (und Lehren!) :)
5 Argumente für mehr Humor im Unterricht
Um Humor in den Dienst der Pädagogik zu stellen, müssen Sie sich weder zur Lachnummer machen oder um Ihre Autorität als Lehrkraft bangen, noch wird der Unterricht zu einer bloßen Spaßveranstaltung.
Im Gegenteil: Humor im Unterricht bringt einige Vorzüge mit sich!
1. Lernbeschleuniger:
Verbinden Sie Lerninhalte mit humorvollen Bildern, Zitaten oder Filmen, erregt das zum einen die Aufmerksamkeit Ihrer Schülerinnen und Schüler, zum anderen bleibt der Stoff durch die Verknüpfung mit bildlichen und sprachlichen Metaphern und Vergleichen, die bei den Schülern Emotionen und Lachen hervorrufen, auch besser im Gedächtnis hängen.
Der perfekte „Nährboden“ also für die Verinnerlichung von Lerninhalten.
2. Angenehme Lernatmosphäre:
Wo miteinander gelacht wird, ist die Atmosphäre automatisch heiterer und entspannt. Und wer heiter und entspannt ist, ist auch motivierter und lernbereiter. Ein schöner Kreislauf :)
3. Entspannung angespannter Situationen:
Humor hat auch die Kraft, bereits angespannte Situationen oder Unterrichtsstörungen zu entschärfen. Eine freundliche, schlagfertige Reaktion kann solche Momente relativieren, nimmt sie nicht zu ernst und beide Parteien können entspannter und ohne schlechte Gefühle aus einer negativen Situation herausgehen.
Das klappt allerdings nur bei kleineren Unstimmigkeiten und den alltäglichen Störungen. Steckt ein größeres Problem dahinter, muss dieses ernst genommen und aus der Welt geschafft werden. Humor wäre hier fehl am Platz.
4. Lachen ist gesund und hebt die Laune:
Wissenschaftler haben das Sprichwort zur Tatsache gemacht: Der Herzschlag wird während des Lachens kurz beschleunigt, verlangsamt sich danach aber jedoch stark und der Blutdruck sinkt. Das Immunsystem wird gestärkt, Stresshormone werden abgebaut und Endorphine freigesetzt.
Lachen ist sozusagen Stress-Prophylaxe :)
Humor lässt uns Abstand zur Arbeit gewinnen, uns und die Widrigkeiten des Berufs nicht zu ernst nehmen und nimmt dem Stress den Wind aus den Segeln.
5. Lehrer-Schüler-Verhältnis:
Wer gemeinsam lachen kann, lernt sich zu schätzen und zu vertrauen.
Lernen „leicht gelacht“: Kann man Humor lernen?
Laut Duden ist Humor eine Fähigkeit und Bereitschaft, in bestimmten Situationen und auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren. Eine gewisse Anlage zum Humor sollte also vorhanden sein und wir behaupten mal, diese Anlage ist bei so ziemlich jedem gegeben.
Was manchmal noch etwas fehlt ist eher die Bereitschaft – und zwar im Sinne von tatsächlich bereit und vorbereitet zu sein. Und das kann man durchaus trainieren und weiterentwickeln!
Während spontan eingestreute humorvolle, auch selbstironische Äußerungen die Lernatmosphäre auflockern können, unterstützt gerade der planbare, themenbezogene Humor die Schülerinnen und Schüler beim Lernen und Verinnerlichen von Unterrichtsinhalten.
Besonders gut funktionieren lustige und überraschende Unterrichtseinstiege.
Cartoons, Ausschnitte aus bekannten Filmen, Serien (hier z. B. eine Gegenüberstellung von Goethes „Faust“ und „Breaking Bad“) oder sportliche Ereignisse, Zitate aus Büchern, die auch die Schülerinnen und Schüler kennen, oder Songtexte sind perfekt, um die Aufmerksamkeit und das Interesse der Klasse zu wecken. Das klappt am besten, wenn Sie die Quellen ihrer Beispiele gut kennen, so wirkt es nicht aufgesetzt und ungewohnte Zusammenhänge können aufgezeigt werden.
Wie bei so vielem gilt auch hier: bleiben Sie authentisch. Humor zu dem Sie sich zwingen müssen oder mit dem Sie sich eigentlich unwohl fühlen, weil er nicht zu Ihnen passt, funktioniert ohnehin nicht.
Geeignete „Humor-Techniken“ für den Schulalltag
Für die Anwendung aller hier aufgeführten Techniken gibt es nur eine Einschränkung:
Aggressiver Humor kann Schüler verletzen und demotivieren. Verzichten Sie deshalb auf Sarkasmus und herabsetzenden Humor auf Kosten der Schülerinnen und Schüler!
Damit Humor auch ankommt, ist Empathie gefragt: Sechstklässler lachen über Dinge, die sie drei Jahre später nur noch peinlich finden und drei Jahre zuvor noch gar nicht verstanden hätten. Bei Grundschülerinnen und -schülern sollten Sie z. B. auf ironische Äußerungen verzichten, da nur die Allerwenigsten diese bereits verstehen würden.
Es kommt auch auf den Moment an: Nach einer Matheklausur ist die Humorbereitschaft gedämpfter als am Tag vor den Ferien. Dazu kommen individuell unterschiedliche Gemütszustände der Schüler usw.
Außerdem gilt: „Auch Humor hat seine Zeit“. Nicht in jeder Stunde muss ein witziges Element eingeplant werden, sonst verpufft der Überraschungseffekt. Manche Themen müssen auch ernsthaft durchgenommen werden und Humor wäre schlichtweg fehl am Platz.
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Über- und Untertreibung:
Wer Offensichtliches humorvoll über- oder untertriebt, hat die Schmunzler und Lacher in der Regel altersunabhängig auf seiner Seite! Das können die eigenen Vorlieben und Macken sein („Ich sehe ohne Brille so schlecht, dass ihr euch in der letzten Reihe durch Pappaufsteller vertreten lassen könntet.“) oder ein störendes Verhalten der Schülerinnen und Schüler.
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Ins Gegenteil verkehren:
Kennen Sie das, wenn Sie einem Schülerinnen und Schüler ansehen, dass ihm spontan 20 Orte einfallen würden, wo er gerade lieber wäre? Manchmal hilft ein „Und ich hatte schon Angst, dass ihr euch nicht für die Polynomdivision begeistern könnt, aber ein Blick in eure Gesichter zeigt mir, die Sorge war unbegründet“.
Wie die Über- bzw. Untertreibung eignet sich diese Technik häufig, um auf kleinere Unterrichtsstörungen spontan und entwaffnend humorvoll reagieren zu können.
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Spiel mit dem Absurden:
Dosiert eingesetzt darf Lernen mit Humor auch mal richtig albern, unlogisch oder irrational werden. In der Schule funktioniert das besonders gut, da die Schüler hier überhaupt nicht damit rechnen :)
Andreas Dickhäuser gibt für sein Fach Chemie ein Beispiel (Andreas Dickhäuser: Humor im Unterricht):
Um neunten Klassen eindrücklich zu vermitteln, unter welchen Umständen sich Atome zu Molekülen verbinden, spielt er mit unlogischen Vorgaben: Er vermenschlicht die Atome und fragt „Was ist der Sinn des Lebens eines jeden Atoms?“. Die von ihm beobachteten Reaktionen reichten dann von Belustigung bis Empörung. Die Antwort wäre übrigens: Es möchte acht Außenelektronen besitzen. Dürfen die Schüler danach noch den Lebenssinn der Atome bildlich darstellen, wird die „Oktettregel“ sicher nicht so schnell vergessen!
Oder Sie verfremden Bezeichnungen aus Ihrem Fach: Die Darstellung eines gleichschenkligen Dreiecks prägt sich z. B. durch die Zeichnung eines Frosches mit zwei gleich langen Beinen (Froschschenkeln) ein.
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Parodie:
Eignet sich gut für die Mittel- und Oberstufe.
Hier ein Beispiel, dafür eine nette Karikatur des Klassenverhaltens zu zeichnen: Die Schüler dürfen im Unterricht trinken. Die Art und Weise wie sie das bisweilen tun, stört nicht selten den Unterricht.
Statt sich zu ärgern, einfach in der nächsten Stunde selbst eine Plastikflasche mitbringen, in passenden und unpassenden Momenten ein Schlückchen nehmen, wobei die Flasche natürlich immer wieder knackt, gern auch nuckeln und auf der Flaschenöffnung flöten. Ist die Flasche leer, kann z. B. damit getrommelt oder der Kopf darauf abgestützt werden.
Nach einer ersten kurzen Irritationsphase dürfte den Schülern schnell klar werden, dass ihr Verhalten gespiegelt wird. So kann Humor sogar dazu dienen, Unterrichtsstörungen zu minimieren :)
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Metaphern:
Immer gern genommen und für die Schülerinnen und Schüler wichtiges Material für die Abschlusszeitung ...
Zum Beispiel: „Heute hab ich eine Stimme wie ein Brötchen, etwas belegt“. Zugegeben, der Spruch ist schon ziemlich alt, funktioniert bei den Kleinen aber trotzdem noch ganz gut ;-)
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Unerwartet zustimmen:
Viel besser als lange Erklärungen oder Rechtfertigungen! Wenn ein Schüler/eine Schülerin sich z. B. kichernd an Sie wendet: „Frau Müller, Sie haben da einen Fleck auf der Jacke“. Antwort: „Gut beobachtet!“. Und sofort weiter im Unterrichtsstoff.
Wenn Sie also im Lehrerzimmer z. B. ein Glas umwerfen und sich der Inhalt über Ihre Arbeitsmaterialien ergießt – nicht ärgern, sondern sagen: „Nicht schlimm, jetzt kann mir niemand vorwerfen, der Stoff sei zu trocken!“
Oder wie Joachim Ringelnatz es ausdrückte: „Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.“
Quellen:
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