Kognitive Kompetenzen in Kindergarten und Kita fördern
„Denken ist die Simulation gemachter Erfahrungen“
Kognitionspsychologe Markus Kiefer, Ulm
Als fester Bestandteil jedes Bildungsplans ist die Förderung der kognitiven Entwicklung bei Kleinkindern ein wichtiger Teil der pädagogischen Arbeit. Kognition wird als Überbegriff für alle Prozesse des Denkens und der Wahrnehmung verwendet. Der Ursprung des Wortes liegt in der lateinischen Sprache (cognoscere: wissen, erkennen, wahrnehmen). Kognitive Kompetenzen zu erwerben ist eine große Aufgabe und sollte in der Kindertageseinrichtung sowie zu Hause durch die entsprechenden Bezugspersonen begleitet und gefördert werden.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Häufig gestellte Fragen zum Thema "Kognitive Entwicklung"
- Was ist die kognitive Entwicklung bei Kindern?
- Was sind kognitive Fähigkeiten von Kindern?
- Was ist die kognitive Entwicklungsverzögerung?
- Wie wird die kognitive Entwicklung gefördert?
- Verschiedene Ansätze bekannter Entwicklungspsychologen
- Spielidee zu Sinnesschulung und Gedächtnis
- Reim zur Sprachförderung "Die Kuh und das "kuhle" Eis"
- Aktionstablett-Ideen zu "Das Denken verstehen"
Häufig gestellte Fragen
Was ist die kognitive Entwicklung bei Kindern?
Unter der kognitiven Entwicklung bei Kindern versteht man das Erlernen von Fähigkeiten im Bereich des Denkens und der Wahrnehmung. Zu diesen Fähigkeiten zählen z. B. Problemlösung, Entscheidung, Planung und Orientierung.
Hierbei kommen alle Sinne zum Einsatz, um Begriffe, Abläufe oder Erfahrungen des Alltags einzuordnen und abzuspeichern. Die Ausbildung motorischer Fähigkeiten gehört genauso zu diesem Prozess, wie die Entwicklung erster Pläne zum operationalen Handeln sowie eine Stimulation der Freude am Lernen.
Was sind kognitive Fähigkeiten von Kindern?
Folgende kognitive Fähigkeiten werden im Laufe der Kindheit erlernt:
- Problemlösung
- Kreativität
- Entscheidung
- Planen
- Orientierung
- Imagination
- Argumentation
- Introspektion
Die eher konkreten, frühkindlichen Handlungsansätze werden im weiteren Entwicklungsverlauf durch abstraktere Handlungen abgelöst, wie auch die vorher egozentrisch geprägte Sichtweise durch eine mehrperspektivische ersetzt wird.
Was ist die kognitive Entwicklungsverzögerung?
Das verspätete Erreichen der unterschiedlichen, u.a. durch Kinderärzte festgelegten, Entwicklungsstufen wird auch als Entwicklungsverzögerung bezeichnet. Wichtig ist hierbei eine offene Kommunikation zwischen pädagogischen Fachkräften und Sorgeberechtigten. Die Auswertung von Beobachtungsbögen kann hierzu wichtige Hinweise und unterstützende Daten liefern.
Wie wird die kognitive Entwicklung gefördert?
Gefördert wird die Entwicklung kognitiver Kompetenzen im Kindergarten und zu Hause durch Anleitung, kreativen Raum und das Schaffen einer fördernden Atmosphäre (Es gibt keine Fehler beim Erlernen des Lernens, nur unterschiedliche Wege, um zum Ziel zu gelangen). Die Konfrontation mit neuen Erfahrungen, haptischen Erlebnissen und zu lösenden Problemen fordern und fördern Kindergarten- und Krippenkinder.
Wie unterscheiden sich die Ansätze bekannter Entwicklungspsychologen?
Literatur zum Thema kognitive Entwicklung wird vor allem dominiert von den Theorien der folgenden (Entwicklungs-)Psychologen:
Jean Piaget
...bildet mit seinem Stufenmodell die kognitive Entwicklung von Kindern im Alter zwischen 0 und 15 Jahren ab. Kernthese ist der Konstruktivismus als Teil des Erkenntnisgewinns. Der Mensch konstruiert seine kognitive Struktur selbst durch eine stetige Prüfung und Korrektur bisher erlangter Kenntnisse.
Lew Wygotski
...prägte mit seinem Ausdruck „Zone der nächsten Entwicklung“ die Beteiligung der pädagogischen Fachkräfte und der Eltern am Erreichen der jeweiligen Entwicklungsstufe. Kernthese ist also die Ausweitung des Erkenntnisgewinns vom Individuum hin zu einem Gerüst aus Unterstützern (scaffolding).
Urie Bronfenbrenner
...prägte den Begriff des ökosystemischen Ansatzes, in dem die unterschiedlichen Beziehungsgeflechte eines jeden Menschen auf System-Ebenen heruntergebrochen werden. Kindertagesstätten und Elternhaus befinden sich nach dieser Darstellung in einer mesosystemischen Interkation.
Praktische Übungen
Grundlage der hier gezeigten Übungsvorschläge ist die Definition der Kognitionsbereiche nach Martin R. Textor. Textor betont in seinen Schriften die starke Verknüpfung zwischen dem Denken und der Wahrnehmung. Also ist ein erfolgreicher Weg, die Freude am Lernen in Kindergarten und Krippe zu steigern, das Einbeziehen jeglicher Sinneserfahrungen. Das anschließende gemeinsame reflektieren und verbalisieren dieser Erfahrungen gehört ebenso zu einer erfolgreichen Förderung kognitiver Kompetenzen.
Sinnesschulung und Gedächtnis
Das Lernen mit allen Sinnen fördert das Vertiefen von Kenntnissen und die Verankerung von Erfahrungen tief im Gedächtnis. Da allerdings das Langzeitgedächtnis erst ab dem Schulalter zuverlässiger funktioniert, sollten Erfahrungen und Erkenntnisse durch regelmäßige Wiederholung vertieft werden.
Fördernde Spielidee: Aktionstablett „Was fehlt denn hier?“
Material: Alltagsgegenstände, Tablett
So geht’s: Verteilen Sie die Gegenstände auf dem Tablett. Die Kinder dürfen sich nun alles einige Zeit anschauen und einprägen. Dann schließen alle die Augen und Sie entfernen einen der Gegenstände. Die Kinder öffnen nun wieder die Augen und raten, welcher Gegenstand entfernt wurde.
Reim zur Sprachförderung als Teil der Literacy-Erziehung
Literacy-Erziehung eröffnet der Sprachförderung und dem Kennenlernen von Schriftsprache die Tür. Das Erzählen von Geschichten und das gemeinsame Lesen von Büchern gehört ebenso dazu wie der Austausch über den bekannten Frage-Antwort-Mechanismus. Das Beherrschen der Sprache fördert die Entwicklung komplexer Denkvorgänge. Daher bietet ein ungezwungener, spielerischer Umgang mit der verschriftlichten und der gesprochenen Sprache die beste Grundlage für einen erfolgreichen Eintritt in die Welt der Literacy.
Aktionstablett-Ideen zu "Das Denken verstehen"
Im Kindergartenalter verlagert sich der Denkprozess von einem verbalen, äußeren hin zu einem stummen, innerlichen Gedankenablauf. Die große Chance und Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, Erzieherinnen und Erzieher ist es, diese verbalen Denkprozesse zu begleiten und durch gezielte Fragen, Anregungen oder generelles Feedback zu unterstützen.
Fördernde Spielidee: Aktionstablett „Gesichter legen“
Material: Legematerial (wir haben Rosinen verwendet, die danach direkt aufgegessen wurden :), Tablett, Papier, Stift
So geht’s: Malen Sie den Umriss eines Kopfes auf ein Blatt Papier und legen Sie dieses gemeinsam mit dem Legematerial auf das Tablett. Das Kind bekommt nun die Aufgabe ein Gesicht zu legen. In Variationen können traurige oder lachende Gesichter gelegt werden. Oder Sie erweitern die Auswahl des Legematerials und es entstehen außerdem Haare, ein Hut oder Ohrringe.
Das Planen und Lösen von Problemen lernen
Als eine der Kernkompetenzen ist die Problemlösung der wichtigste Teil der kognitiven Entwicklung. Die Kinder lernen hierbei das Stellen wichtiger Fragen: Was ist das Problem? Welche Ursachen hat das Problem? Was ist das Ziel? Wie kann das Ziel erreicht werden? Wurde das Problem gelöst?
Durch Erzieherinnen und Erzieher sollte bestenfalls eine begleitende, offene Rolle eingenommen werden. Die Kinder entfalten sich im Laufe des Lernprozesses frei und gelangen zu eigenen Lösungen.
Fördernde Spielidee: Aktionstablett „Formen zuordnen“
Material: Steckwürfel, Tablett, Papier, Stift
So geht’s: Stecken Sie mit Hilfe der Würfel unterschiedliche Formen. Legen Sie diese Formen auf das Papier und umranden Sie die Formen mit dem Stift. Bei größeren Kindern können Sie nun die gesteckten Formen wieder auseinanderbauen. Die Aufgabe besteht dann darin, die aufgemalten Formen zusammenzubauen und dann auf den passenden Umriss zu legen. Bei jüngeren Kindern lassen Sie die Formen zusammengesteckt. Die Aufgabe besteht dann darin, den richtigen Umriss zu finden.
Wissensaneignung unterstützen und das Lernen verstehen
Ein offenes Ohr für Kinderfragen und die Vermittlung von Informationsquellen gehören zu diesem Bereich der kognitiven Entwicklung. Der Lernprozess wird nicht durch eine kurz gegebene Antwort auf eine Frage abgeschlossen. Die Kinder werden stattdessen dazu ermutigt sich umfassend, experimentell, beobachtend zu informieren. So werden wichtige Lernkompetenzen vermittelt, die auch im Erwachsenenalter von großer Bedeutung sind. Abschließend ist das gemeinsame Reflektieren des Gelernten ein wichtiger Aspekt, der unterstützend auf den Wissenserwerb auswirkt.
Bonus-Spielidee: "Fühlziffern basteln"
Ein leichteres Einprägen von neuen Erfahrungen fördern und vertiefen Sie durch haptische Erfahrungen, zum Beispiel mit Fühlziffern.
Material: unterschiedliche Materialien zum Kleben der Zahlen (Wolle, Federn, Pfeifenreiniger, Pompons etc.), Bastelkleber, Papier
So geht's: Schneiden Sie das Fühlmaterial, wenn notwendig, klein. Tragen Sie den Bastelkleber in Form der einzelnen Ziffern auf einem Stück Papier auf. Kleben Sie nun das Fühlmaterial auf das Papier. Wenn alles gut getrocknet ist, können die Kinder die Ziffern mit ihren Fingern "erfahren".
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