Legasthenie und Dyskalkulie: Bewusstsein steigern und Anzeichen erkennen
Christian Schwier – stock.adobe.com
Wie Sie Schüler mit Teilleistungsschwäche unterstützen können
Interview mit Lerntherapeutin Susanne Seyfried
Anlässlich des Aktionstags der Legasthenie und Dyskalkulie, der jährlich am 30.09. stattfindet, haben wir uns mit Susanne Seyfried über die beiden Teilleistungsstörungen unterhalten.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
- Warum ist es wichtig, das Bewusstsein für Teilleistungsschwächen zu steigern?
- Welche Anzeichen können auf eine Rechenschwäche oder eine Lese-/Schreibschwäche hindeuten?
- Wie gehen Lehrer am besten vor, die Dyskalkulie oder Legasthenie bei Schülern vermuten?
- Wo finden sich passende Hilfsangebote?
- Wie läuft eine Lerntherapie ab?
- Welche Möglichkeiten haben Lehrerinnen und Lehrer, Kinder zu unterstützen?
- StehenLerntherapeuten während einer Lerntherapie mit den Lehrkräften in einem Austausch?
- Häufig gestellte Fragen zu Dyskalkulie und Legasthenie
Susanne Seyfried ist integrative Lerntherapeutin und in dieser Funktion an verschiedenen Grund- und Berufsschulen tätig.
Sie entwickelte den Online-Kurs "Vom Zählen zum Ziel. Schritt für Schritt zum Mengenverständnis". Eltern mit einem Kind mit Dyskalkulie finden hier Tipps, wie sie ihr Kind unterstützen können.
Zum besseren Verständnis der Dyskalkulie hat sie eine informative Mindmap erstellt, die Symptome, Diagnostik, Ursachen und Lösungsansätze anschaulich bündelt.
Am 30.9. findet zum wiederholten Mal der bundesweite Aktionstag der Legasthenie und Dyskalkulie statt. Warum ist es so wichtig, das Bewusstsein für diese Teilleistungsschwächen noch weiter zu steigern?
Der Aktionstag findet jährlich seit 2016 statt. In den letzten Jahren ist schon einiges an Aufklärung erreicht worden, aber noch immer ist das Wissen um Legasthenie und Dyskalkulie nicht überall angekommen. Dyskalkulie ist noch weniger präsent, davon haben viele Eltern oder Lehrer noch nie gehört und das macht es für die Betroffenen und deren Familien so schwierig. Mich persönlich macht es sprachlos, dass diesen Kindern heutzutage mit den Möglichkeiten, die wir in Deutschland haben, nicht geholfen wird.
Ich spreche da aus Erfahrung, da ich sowohl betroffene Mutter eines Kindes mit Dyskalkulie bin als auch als Lehrerin und Lerntherapeutin arbeite.
Der 30.9. soll das Bewusstsein für diese Kinder und deren Familien erhöhen. Er soll aufklären, informieren und zum Nachdenken anregen. Er soll dazu führen, dass Kinder mit einer Dyskalkulie und Legasthenie zukünftig die Unterstützung bekommen, die sie benötigen.
Noch immer haben diese Kinder in der Schule nicht die gleichen Chancen und wählen in vielen Fällen eine weiterführende Schule, die nicht ihrem Potential entspricht. Ich erhoffe mir von diesem Tag Medienpräsenz mit Resultaten und Beispielen, die zeigen, wie Förderung funktionieren kann, aber auch Anregungen, was noch getan werden muss, damit diese Kinder nicht auf der Strecke bleiben.
Wie oft werden diese Kinder auf das reduziert was sie nicht können und nicht in ihrer gesamten Persönlichkeit gesehen. In einigen Fällen leidet das Kind so massiv unter der Teilleistungsstörung und wird psychisch krank, weil die Legasthenie oder Dyskalkulie nicht oder zu spät erkannt wurde.
Die Kinder fühlen sich damit als Versager, ziehen sich massiv zurück und verlieren den Glauben an sich selbst. Sie hören immer wieder, ‚du musst mehr üben‘, ‚du bist zu faul‘, ‚streng dich doch endlich mal an‘. Dabei üben sie bis zur Erschöpfung.
Leider ist eine außerschulische Lerntherapie teuer und nicht jede Familie kann sich dies leisten. Es darf nicht sein, dass Bildung vom Geldbeutel der Eltern abhängt. Es ist daher ein großes Anliegen an diesem Tag auch die Politik zu sensibilisieren, Lehrer besser auszubilden bzw. innerschulisch Lerntherapeuten die Chance zu geben, eine gut qualifizierte Förderung durchzuführen und die Lehrkräfte damit zu entlasten.
Ich selbst bin als Lerntherapeutin an einer Grundschule tätig. Meine Arbeit wird vom Kollegium sehr geschätzt, jedoch bin ich leider immer nur für ein Jahr befristet eingestellt und das bei dem massiven Lehrermangel, den wir an Grundschulen haben.
Dieser Tag soll dafür sorgen, dass darüber nachgedacht wird, warum es für Dyskalkulie in einigen Bundesländern schulrechtlich überhaupt keine Regelungen gibt, er soll Lehrer ermutigen, sich Unterstützung zu holen, sich zu informieren und diesen Kindern eine Chance geben. Ich wünsche mir, dass Eltern sich stärker vernetzen.
Unsere Kinder sind unsere Zukunft und haben es verdient, unterstützt und wertgeschätzt zu werden.
Welche Anzeichen können auf eine Rechenschwäche bzw. Lese-/Rechtschreibschwäche hindeuten?
Wie kann ich eine Legasthenie oder Dyskalkulie bei Schülern erkennen, was sind Anzeichen bzw. Alarmsignale? Bevor ich hier eine Übersicht gebe, möchte ich kurz etwas zu den Begrifflichkeiten sagen.
Ich habe die Begriffe Dyskalkulie und Legasthenie gewählt, weil der Aktionstag so heißt. Neben diesen gibt es noch weitere wie LRS, Lese-Rechtschreibstörung (-schwäche) oder Rechenstörung/Rechenschwäche. Die Begriffe werden oft parallel verwendet und die Definitionen sind nicht immer eindeutig. Egal welcher Begriff, diese Kinder brauchen unsere Unterstützung.
3-7 % der Kinder sind von einer Legasthenie oder Dyskalkulie betroffen. Das bedeutet, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder sitzen, die hier besondere Unterstützung benötigen. Daher ist eine frühzeitige Erkennung mit einer anschließenden Unterstützung so wichtig.
Folgende Anzeichen lassen sich bei einer Legasthenie finden
Auffälligkeiten beim Lesen- Langsames, undeutliches Lesen mit vielen Pausen
- Verlieren der Zeile im Text
- Auslassen von Wörtern, Silben oder einzelnen Buchstaben
- Das Verschleifen/Zusammenziehen der Laute zu einem Wort gelingt nicht
- Probleme mit der Graphem-Phonem-Zuordnung (Buchstabe-Laut)
- Verwechslung von ähnlich klingenden Lauten/Lautkombinationen
- Probleme mit dem Textverständnis, das Kind nutzt eher Allgemeinwissen und nicht den gelesenen Text, um Fragen zu beantworten
- Geringe Buchstabenkenntnis
- Schwierigkeiten beim Schreiben von Buchstaben, Wörtern, Sätzen
- Verwechslung ähnlicher Buchstaben (b/d/p/q)
- Es lässt Buchstaben aus (am Wortanfang, Wortende oder Wortinnerem)
- Schwierigkeiten mit der richtigen Reihenfolge der Buchstaben (Ruam statt Raum)
- Probleme beim Setzen von Satzzeichen
- Unleserliche Handschrift
- Unterschiedliche Fehler bei demselben Wort (Farat/Fahrad)
Anzeichen einer Dyskalkulie
Bereits im Vorschulalter können sich erste Anzeichen zeigen- Schwierigkeiten beim Mengenvergleich (mehr/weniger)
- Schätzen einer kleinen Menge gelingt nicht
- Das Abzählen von Gegenständen fällt schwer
- Fehler beim Zählen (lässt z.B. eine Zahl aus)
- Würfelbilder werden nicht erkannt (Punkte werden immer wieder abgezählt)
In der Schule zeigen sich möglicherweise folgende Ausfälligkeiten
- Zählendes Rechnen hat sich verfestigt
- Probleme beim Zählen (keine 1:1 Zuordnung) und Abzählen (vorwärts/rückwärst, in Schritten, Weiterzählen ab einer Zahl x)
- Aufgaben wie 20-19 werden gezählt
- Dezimale Analogien werden nicht genutzt (3+4 und 13+4)
- Tausch- Nachbar und Umkehraufgaben werden nicht genutzt (4+3=7 und 7-3=4 oder 7+7 und 7+8)
- Verrechnen um 1
- Rechenarten werden nicht verstanden und verwechselt
- Die Bedeutung der Null als Ziffer und Zahl ist unklar
- Probleme mit Platzhalteraufgaben
- Probleme mit dem Stellenwertsystem (Vertauschen von Zehnern und Einern
- Kippfehler (Beispiel 15-8=13, da 8-5=3 gerechnet wird)
- Textaufgaben sind unverständlich
- Einmalseins Aufgaben werden auswendig gelernt (Reihen werden hochgezählt bzw. als Zahlenreihe gesehen und nicht als vereinfachte Addition)
- Zusammenhang zwischen Multiplikation und Division wird nicht verstanden
- Mühsam Erlerntes ist nach kurzer Zeit wieder vergessen, da ohne Verständnis auswendig gelernt wird (z.B. Einmaleins)
Welches Vorgehen empfehlen Sie Lehrerinnen und Lehrern, die Legasthenie oder Dyskalkulie bei einer Schülerin oder einem Schüler vermuten?
Es ist schwierig, hier allgemeine Tipps zu geben, da die schulinternen Regelungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Ich empfehle auf jeden Fall den Austausch mit Beratungslehrern oder Schulpsychologen, um eine weitere Förderdiagnostik in die Wege zu leiten.
Im Vordergrund steht die individuelle Unterstützung des Kindes, es darf nicht von Diagnostik zu Diagnostik geschleppt werden. Ich erlebe leider immer wieder, dass eine externe Diagnostik von der Schule nicht anerkannt wird, weil entweder nur spezielle Gutachter akzeptiert werden, eine interne Testung nötig ist oder die Schule an die Teilleistungsstörung nicht glaubt. Manchmal fehlt einfach das Verständnis für die Situation des Kindes. Das macht es betroffenen Eltern und vor allem den Kindern noch schwerer.
Die einzelnen Regelungen und Vorgehensweisen in den jeweiligen Bundesländern und auch Schulen sind extrem unterschiedlich. Ich empfehle den Lehrern sich an den jeweiligen Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie zu wenden. Sie sind vor Ort, kennen die Verwaltungsvorschriften und Regelungen des jeweiligen Bundeslandes und können Tipps zur weiteren Vorgehensweise geben.
Wichtige Informationen zur Diagnostik und Förderung gibt es auch in den aktuellen S3 Leitlinien (zur Diagnostik und Behandlung der Lese-Rechtschreib-Störung und Rechenstörung). Hier haben alle führenden Fachgesellschaften ihr Wissen zusammengetragen.
Mein absoluter Favorit ist die kostenlose Fortbildung von AlphaProf zum Thema Schriftspracherwerb und LRS. Sie richtet sich an Interessenten, Lehrer, Förderkräfte, aber auch Eltern. Man bekommt hier einen theoretischen Einblick in das Thema, aber auch viele praktische Tipps für die Förderung.
Vom Bundesverband gibt es die BVL Ratgeber „Legasthenie in der Schule“. Er ist ebenfalls sehr empfehlenswert. Ich habe ihn schon dankend an Lehrer und Direktoren weitergegeben. Inzwischen wurde auch der Ratgeber "Dyskalkulie in der Schule" veröffentlicht.
Für Mathe gibt es leider keine kostenlose Fortbildung von AlphaProf, aber ich werde die nächsten Wochen nach und nach Informationen auch für Lehrer bündeln und diese auf meiner Website zur Verfügung stellen. Webinare sind ebenfalls geplant, um möglichst viele Personen zu erreichen. Informationen gibt es in meinem Newsletter.
Wo finden sich passende Hilfsangebote?
Es gibt wenige Schulen, die innerschulisch so aufgestellt sind, dass sie Kinder mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie fördern können, manchmal unterstützen innerschulisch auch Lerntherapeuten, aber oft muss von Jahr zu Jahr geschaut werden, ob diese Förderungen wieder stattfinden können.
In einigen Bundesländern gibt es LRS-Klassen, aber oft gibt es leider gar nichts. Momentan ist noch nicht überall garantiert, dass der Pflichtunterricht stattfinden kann, das wird dann beim Elternabend auch offen kommuniziert. ‚Es kann sein, dass öfter mal Unterricht ausfällt und ihre Kinder Freistunden haben‘. Das macht mich absolut sprachlos, denn die Situation ist nicht neu. Es sollte sich endlich etwas ändern.
Außerschulisch empfehle ich eine integrative Lerntherapie. Leider müssen Eltern die Lerntherapie oft privat finanzieren. Es gibt die Möglichkeit nach §35 a SGB VIII (Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche) eine Kostenübernahme der Lerntherapie zu beantragen, aber dieser Weg ist je nach Jugendamt ganz unterschiedlich und oft mühsam. Die Kinder müssen erst seelisch unter der Legasthenie oder Dyskalkulie leiden, bevor das Jugendamt die Kosten übernimmt. Auch hier berät der BVL in den jeweiligen Landesverbänden.
Wie läuft eine Lerntherapie ab?
Begonnen wird mit einer individuellen Förderdiagnostik bzw. Lernstandsanalyse.
Wenn geschaut wird, wo das Kind beim Lesen, Schreiben oder Rechnen lernen stehengeblieben ist, bzw. was ggf. an Vorläuferfähigkeiten fehlt, kann auf Basis eines Förderplans dem Kind Schritt für Schritt geholfen werden.
Wichtig sind auch der Aufbau und Erhalt des Selbstwertgefühls. Kinder mit einer Legasthenie oder Dyskalkulie haben oft schon viel Misserfolg erlebt und müssen erst wieder lernen, dass sie so wie sie sind wertvoll und einzigartig sind. Dass sie nicht nur das Kind mit einer Dyskalkulie sind, sondern ganz viele Stärken mitbringen und genau an diesen Stärken setzt eine Lerntherapie an.
In einer Lerntherapie geht es nicht um die schnelle Verbesserung der schulischen Leistungen, sondern erstmal um den Aufbau von Grundlagen, dem Fundament, um dem Schulstoff später wieder folgen zu können. Nachhilfe hingegen setzt meist am Schulstoff an und hilft die nächste Arbeit besser zu meistern. Bei einer diagnostizierten Legasthenie oder Dyskalkulie ist Nachhilfe nicht zu empfehlen.
Eine Lerntherapie entlastet auch das familiäre Umfeld und die oft kritische Hausaufgabensituation. Lerntherapeuten stehen in engem Kontakt zu Lehrern, anderen Therapeuten und Eltern.
Welche Möglichkeiten haben Lehrerinnen und Lehrer, Kinder zu unterstützen, die eine Förderung, z.B. in Form einer Lerntherapie, erhalten?
Das Wichtigste ist erstmal den Druck herausnehmen.
Viele Kinder haben schon ein negatives Selbstbild entwickelt, haben wochenlang geübt, gelernt und fühlen sich als Versager. Wenn dann klar ist, dass es sich um eine Legasthenie oder Dyskalkulie handelt und sie nicht dumm oder faul sind, kommen sowohl auf Eltern als auch Lehrer erstmal ganz viele Fragen zu.
Ich erkläre dann den Lehrern wie wichtig es für das Kind ist, Verständnis zu zeigen, sich in die Situation hineinzufühlen und für das Kind als Ansprechpartner da zu sein. Ich weiß aus meinem Lehreralltag, dass es nicht immer ganz einfach ist, allen Kindern immer gleichzeitig gerecht zu werden. Das Kind soll keine Sonderrolle aufgrund der Lernschwierigkeiten erhalten, es soll aber das Gefühl bekommen, fragen zu dürfen, wenn etwas unklar ist und zu wissen, dass es Hilfe bekommt, wenn es die benötigt.
Ich gebe nicht nur Eltern Tipps für Übungen daheim mit.
Material zur Förderung bei Dyskalkulie
In der Betzold Beratung erhalten Sie eine übersichtliche Zusammenstellung passender Übungsmaterialien:
Wichtig finde ich auch einen Austausch mit den beteiligten Lehrern, um durch den engen Kontakt gemeinsam die nächsten Schritte zu gehen. Ich erlebe oft, dass die Schule sich bemüht, die Eltern das Kind unterstützen, eine Nachhilfe aktiviert wird und ggf. noch Oma und Opa mit dem Kind lernen. Jeder hat einen anderen Ansatz und alle wollen nur das Beste. Das Kind ist aber irgendwann verwirrt, weil jeder es anders erklärt.
Die enge Abstimmung inhaltlich und methodisch ist daher so wichtig. Wo steht das Kind in der Schule, was ist aktuell Schulstoff, wo kann differenziert werden, welche Entlastung gibt es für die Hausarbeiten, welche Hilfsmittel darf es verwenden. Können ggf. die Hausarbeiten angepasst werden oder kann im Unterricht differenziert werden.
Ganz wichtig finde ich auch ein offenes Umgehen in der Klasse mit den anderen Schülern. Ich kann mich an eine Situation erinnern, da hat ein Kind die Schule gewechselt, kam in eine neue Klasse und wurde an einem der ersten Tage von einer Mitschülerin mit den Worten: „Die Neue kann ja noch nicht mal rechnen“ begrüßt. Für das Kind ein Schock. Es hatte vor dem Schulwechsel schon einen langen Leidensweg hinter sich und dann so ein Start in der neuen Klasse.
Die Lehrerin hat die Situation ganz wunderbar gelöst und in der Klasse das Thema „Jeder ist anders, aber jeder ist hier willkommen“ thematisiert. Dabei ging es nicht nur um LRS und Rechenschwäche, sondern um alle Kinder in der Klasse, denn jeder ist einzigartig mit all seinen Stärken und Schwächen. Ein großes buntes ansprechendes Plakat genau mit diesen Worten war von nun an in der Klasse aufgehängt. Für das Kind mit der Dyskalkulie gab es von da an keine negativen Kommentare mehr. Es fühlte sich aufgehoben und das ist die absolute Grundlage, um wieder motiviert lernen zu können.
„Wir in dieser Klasse sind alle unterschiedlich, doch wir halten zusammen“
Sinnvoll ist auch der Einsatz von (technischen) Hilfsmitteln oder die Möglichkeit, dass anstelle schriftlicher Nachweise mündliche Noten für bestimmte Themen gegeben werden. Ein für das Kind angepasster Nachteilsausgleich kann innerschulisch die Situation entschärfen.
- Anerkennend korrigieren, auch kleine Erfolge loben
- Sitzplatz abstimmen (ggf. weiter vorne)
- Hausaufgaben zeitlich begrenzen (oft wird bis zur Erschöpfung gearbeitet, man möchte es schaffen)
- Vorrechnen oder Schreiben an der Tafel nur freiwillig, man fühlt sich sonst vorgeführt, hat einen Blackout und Angst vor der Blamage
Eine große Vision von mir ist, dass sich im nächsten Jahr noch mehr Schulen am Aktionstag Legasthenie und Dyskalkulie beteiligen.
Es gibt so viele Ideen, man muss sie nur verwirklichen. Es können die kleinen Dinge sein, die etwas verändern. Eine Plakatgestaltung von Schülern, was ist Legasthenie/Dyskalkulie, ein offenes Reden über die Thematik, ein Mathe-Tag an der Schule oder eine Sammlung von Ideen, wie diesen Kindern gezielt geholfen werden kann.
Stehen Sie während einer Lerntherapie mit den Lehrkräften in einem Austausch?
Mir persönlich ist die Netzwerkarbeit unheimlich wichtig. Ich stehe während einer Lerntherapie mit den Eltern, den Lehrern und ggf. weiteren Beteiligten wie anderen Therapeuten (Ergo oder Logo) und auch Ärzten eng in Verbindung. Dies geschieht natürlich immer mit dem Einverständnis der Eltern.
In der integrativen Lerntherapie wird das Umfeld des Kindes/Jugendlichen mit einbezogen, denn nur so kann ich gezielt Hilfe anbieten und individuelle Lösungen finden. Ich gebe Tipps für die innerschulische Unterstützung, zum Thema Nachteilausgleich oder Notenschutz und suche mit dem Lehrer gemeinsam einen Weg, um das Kind bestmöglich zu unterstützen. Ich gebe auch Anregungen zur oft angespannten Hausaufgabensituation.
Die meisten Gespräche finden telefonisch statt, manchmal ist aber ein runder Tisch notwendig, wenn noch andere Beteiligte dabei sein möchten. Ich sehe mich dann als Moderator und versuche die oft unterschiedlichen Sichtweisen im Sinne des Kindes in Einklang zu bringen.
Häufig gestellte Fragen zu Legasthenie und Dyskalkulie
Was ist Legasthenie?
Legasthenie bzw. einer Lese- Rechtschreibstörung (LRS) ist eine Teilleistungsstörung, die durch die WHO als schulische Entwicklungsstörung anerkannt ist. Menschen mit Legasthenie haben große Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben zu lernen und die Schriftsprache korrekt anzuwenden. Dabei liegen diese Probleme nicht durch in der geistigen Entwicklung oder den Lernvoraussetzungen begründet.
Was ist Dyskalkulie?
Dyskalkulie bzw. Rechenschwäche ist eine Teilleistungsstörung, die die Rechenfertigkeiten betrifft. Wie Legasthenie ist auch Dyskalkulie durch die WHO als schulische Entwicklungsstörung anerkannt und im Diagnoseklassifikationssystem ICD-10 aufgeführt. Die Problematik wird ebenfalls nicht durch mangelnde Intelligenz, die geistige Entwicklung oder schlechten Lernvoraussetzungen bedingt.
Wo können Kinder auf Legasthenie oder Dyskalkulie getestet werden?
Empfehlenswert sind zunächst Gespräche zwischen Erziehungsberechtigten und den Lehrerinnen und Lehrern des Kindes, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Informationen zu den Möglichkeiten in Ihrem Bundesland kann Ihnen der jeweilige Landesverband Legasthenie und Dyskalkulie (https://www.bvl-legasthenie.de/bundesverband/landesverbaende.html) geben.
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