Referendariat: Tipps für eine erfolgreiche Lehrprobe
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Das Referendariat hat viel Potential zur Zerreißprobe für die Nerven zu werden. Viele empfinden dabei besonders die durchgehende Beobachtungs- und Bewertungssituation als schwierig.
Die Lehrproben setzen in dieser Zeit kleine Stress-Höhepunkte, die wir nicht herunterspielen wollen, aber durch ein paar Tipps hoffentlich etwas erleichtern können.
Rahmenbedingungen der Lehrprobe
Bekanntgabe des Lehrproben-Settings
In der Lehrprobenzeit erfahren Sie ungefähr zwei Wochen vorab Termin, Dauer (in der Regel eine Unterrichtsstunde à 45 Minuten) und die Klasse, in der Ihre Lehrprobe stattfindet. Es wird eine Klasse ausgewählt, in der Sie bereits Unterricht gehalten oder hospitiert haben.
Es ist übrigens möglich, im Vorfeld Wünsche zu äußern, in welcher Klassenstufe Sie die Lehrprobe gerne absolvieren möchten. Eine Garantie, dass es klappt, gibt es allerdings nicht.
Das Thema der Stunde ergibt sich in der Regel aus dem vorlaufenden und durch den Stoffverteilungsplan angedachten Unterrichtsstoff.
Schriftlicher Unterrichtsentwurf
Die Unterrichtsvorbereitung schließt bei der Lehrprobe auch einen schriftlichen Unterrichtsentwurf ein, den Sie den Mitgliedern der Prüfungskommission vor der Lehrprobe zur Verfügung stellen.
Durch den Entwurf haben die Prüferinnen und Prüfer einen Überblick über Ihre didaktischen und pädagogischen Überlegungen, den geplanten Stundenaufbau und -verlauf, die Ziele, die Sie mit Ihren Schülerinnen und Schülern erarbeiten möchten und welche Unterrichtsmethoden, Sozialformen, Materialien und Medien Sie einsetzen möchten.
Eine ausführliche und sehr gelungene Beschreibung, was hierbei zu beachten ist, finden Sie im Blog von Bob Blume.
Auf diesen Seiten finden Sie Beispiele für schriftliche Unterrichtsentwürfe, die etwas Orientierung geben können:
Prüfungsausschuss
Wenn es dann soweit ist, gesellen sich zu den Schülerinnen und Schülern die Mitglieder der Prüfungskommission. Die Zusammensetzung unterscheidet sich je nach Bundesland. Aber meist ist darunter
- die Seminarleiterin/der Seminarleiter,
- ein Mitglied der Schulleitung,
- die Fachlehrerin/der Fachlehrer,
- die Fachleiterin/der Fachleiter und
- evtl. Ihre Mentorin/Ihr Mentor.
Benotung
Im Anschluss an die Stunde setzen Sie sich mit der Prüfungskommission zusammen und haben die Möglichkeit, zu Ihrem Unterricht Stellung zu nehmen und zu reflektieren (was lief gut, was nicht und warum, warum mussten Sie vom geplanten Ablauf abweichen).
Nach einer Beratung der Prüferinnen und Prüfer erfahren Sie Ihre Note und die Begründung für die Bewertung.
Die Noten, die Sie in den Lehrproben erhalten, fließen mit in das Zweite Staatsexamen ein.
Große Erwartungen
Bei Gesprächen über die Lehrprobe fällt häufig die Bezeichnung „Showstunde“ (inklusive didaktischem, pädagogischem und methodischem Brillantfeuerwerk). Im Schulalltag sind Lehrprobenstunden tatsächlich kaum umzusetzen. Diese Diskrepanz zur Realität in der Schule wird häufig kritisch gesehen.
Egal, was Sie von dieser Form der Prüfung halten, gilt es nun, das Beste aus der gegebenen Situation zu machen: Ihr Ziel ist es, den Prüfern die beste Stunde zu zeigen, die Sie mit der gegebenen Vorbereitungszeit und der Klasse umsetzen können. Zeigen Sie alles, was Sie in Ihrer Ausbildung gelernt haben. Dass das später mit weit weniger Vorbereitungszeit und vielen weiteren Verpflichtungen nicht in dieser Form umzusetzen ist, ist jedem klar.
Tipps für die Lehrprobe
Diese 3 Punkte sind die Stützpfeiler einer gelungenen Lehrprobe:
- Inhalte fachlich korrekt vermitteln
- Beleg der didaktischen und pädagogischen Kompetenz durch eine gute Unterrichtsplanung, -durchführung und Reflexion des Unterrichts
- passender Einsatz von unterschiedlichen Sozialformen/Methoden/Methodenwechsel/Materialien/Medien
Damit Sie bei der Umsetzung dieses Fundaments Ihrer Prüfung möglichst wenig aus dem Konzept bringt, hier einige Tipps:
1. Rechtzeitig mit der Planung beginnen
Zugegeben, das ist kein wirklicher Geheimtipp, aber nichtsdestotrotz wahr: Die Ausarbeitung des schriftlichen Unterrichtsentwurfs kostet Zeit.
Ist er aber erstmal fertig und gut gelungen, ist bereits ein Schritt auf dem Weg zu einer guten Bewertung getan – und Sie ersparen sich quälende Tage mit dem schlechten Gefühl, noch nichts gemacht zu haben.
So bleibt auch noch Zeit, den Entwurf von Mitreferendarinnen oder -referendaren oder jemandem aus dem Kollegium gegenlesen zu lassen und evtl. kleine Fehler auszubügeln.
Neben dem schriftlichen Unterrichtsentwurf können Sie die Zeit nutzen, um Ihren Tafelanschrieb zu üben und zu überlegen, an welchen Stellen die Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben könnten und wie Sie darauf reagieren.
Achten Sie dabei darauf, einen Zeitpuffer einzuplanen, falls etwas nicht so gut klappt und eine Idee, wie Sie die Zeit füllen können, wenn die Schülerinnen und Schüler in Bestform sind.
2. Keine Panik
Berichte über Intransparenz, Willkür bei der Benotung, Seminarlehrerinnen und -lehrer, die sich selbst seit Jahren fernab von Schulrealität befinden und unrealistische Ansprüche haben oder schlechter bewerten, wenn Referendarinnen und Referendare nicht deren Haltung übernehmen, sind weit verbreitet.
Dazu kommen häufig Panikmacher in den eigenen Reihen, die einen mit Erzählungen, was sie alles schon vorbereitet haben oder was noch verlangt wird, komplett verrückt machen können. Da ist es schwierig, nicht auch selbst in Panik zu verfallen. Diese Leute und sämtliche negativen, verrücktmachenden Berichte sollten Sie in der Prüfungszeit unbedingt meiden. Versuchen Sie stattdessen, bei sich und Ihrer eigenen Vorbereitung zu bleiben.
3. Klasse vorbereiten
Informieren Sie Ihre Lehrproben-Klasse, wann Ihre Prüfung stattfindet und dass sie in dieser Stunde schon etwas vor dem Pausengong im Klassenzimmer sein sollten, damit sie pünktlich starten können.
Damit auch kleinere Aufgaben wie das Austeilen von Arbeitsblättern zügig vonstattengehen, können Sie vorab schon zuverlässige Schülerinnen und Schüler dafür einteilen.
Wenn Sie noch nicht so häufig in der Klasse waren und die Namen noch nicht ganz sitzen, ist es vollkommen legitim, die Schüler Namenskärtchen aufstellen zu lassen.
4. Eigene Vorbereitung
Da der Kopf am Lehrprobentag sicher mit tausend Dingen gefüllt ist, am besten schon am Vorabend eine Uhr (wichtig, um die genaue Zeitplanung auch immer im Blick zu haben) und das Outfit zurechtlegen. Und versuchen Sie im Bett nicht allzu viel zu grübeln, ändern können Sie nun ohnehin nicht mehr viel, weshalb Ihnen Schlaf für den folgenden Tag am meisten hilft.
5. Prüfende umsorgen
In der Regel hat es sich an den Schulen schon eingespielt, wie die Prüferinnen und Prüfer aus dem Seminar in der Schule in Empfang genommen werden. Fragen Sie aber sicherheitshalber noch einmal nach, ob die Mitglieder, die die Prüfungskommission schulseitig komplettieren, die Seminarleiterinnen und Seminarleiter willkommen heißen oder ob Sie noch aktiv werden müssen. Fast üblich ist auch die Versorgung mit Getränken und Keksen, um eine positive Grundstimmung zu schaffen ;-)
6. Zeitpuffer einplanen
Seien Sie rechtzeitig da, falls noch Kämpfe mit dem Drucker ausgetragen werden müssen, um ihm die Arbeitsblätter abzutrotzen oder Ersatzgeräte zu organisieren, wenn z. B. der Beamer Sie im Stich lässt.
7. Raum vorbereiten
Checken Sie rechtzeitig, ob der Raum, in dem Ihre Lehrprobe stattfindet, in vorzeigbarem Zustand ist.
Das heißt:
- Müll sollte sich überwiegend im Mülleimer befinden
- die Stühle und Tische stehen auf den gewohnten Plätzen (und kein Kollege hat in der vorherigen Stunde ein neues Sitzordnungsexperiment gestartet)
- die Tafel ist sauber und trocken/die interaktive Tafel ist betriebsbereit
- Kreide/Tafelschreiber und Schwamm liegen bereit
- technische Geräte prüfen
- Unterrichtsmaterial aufbauen/zurechtlegen
- Schild mit der Aufschrift „Lehrprobe, bitte nicht stören“ an die Tür hängen
8. Prüfende ausblenden
Die Bemühung, während der Lehrprobe ständig die Mimik der Prüferinnen und Prüfer zu deuten, macht nur nervös und bringt Sie aus dem Konzept. Versuchen Sie, sich auf Ihre Schülerinnen und Schüler zu konzentrieren und die Gäste in der letzten Bank möglichst auszublenden.
9. Alle Schülerinnen und Schüler einbeziehen
In jeder Klasse gibt es Schülerinnen und Schüler, die sich mehr einbringen als andere. Auch wenn Ihnen Ihre Klasse in der Lehrprobe sicher unterstützend zur Seite stehen möchten, gibt es immer schüchterne oder schwächere Schülerinnen und Schüler, die sich nicht zu Wort melden. Achten Sie darauf, auch diese Kinder durch auf sie abgestimmte Fragen und Aufgaben einzubinden.
10. Machen Sie sich nicht schlecht
In der an die Lehrprobe anschließenden Reflexion und Bewertung der Stunde neigen viele Referendarinnen und Referendare dazu, die eigene Leistung überkritisch zu bewerten und sich selbst schlecht zu reden. Damit Sie es nach der nervenaufreibenden Lehrprobe schaffen, die Stunde sachlich und kompetent zu reflektieren, sollten Sie sich bereits vorab darauf vorbereiten und sich eine Struktur zurechtlegen.
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