Musik im Klassenzimmer: Lernhilfe oder Störung?
Viele Schüler hören beim Lernen oder Hausaufgaben machen Musik. Wäre das vielleicht auch eine Idee fürs Lernen in der Schule? Wir haben uns deshalb gefragt: Lenkt Musik beim Lernen und Arbeiten eher ab oder kann sie die Lernleistung sogar steigern?
Gängige Einsatzmöglichkeiten für Musik im Schulunterricht
V. a. in den Grundschulen spielt Musik auch außerhalb des Musikunterrichts eine große Rolle:
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Bewegungspausenmusik:
Musik kommt häufig während Bewegungspausen zum Einsatz. Merken Sie, dass die Schüler sich nicht mehr so gut konzentrieren können und unruhig werden, kann eine Bewegungspause helfen. Die Kinder können angestaute Energie loswerden und sind danach wieder motivierter und aufnahmefähiger.
Natürlich tut die Bewegung nicht nur dem Geist, sondern auch dem Körper gut: Verspannungen und Rückenschmerzen wird vorbeugt. Deswegen sind häufig auch Gleichgewichts- und Dehnübungen Teil der Bewegungspause.
Ideen für Aktivierungsspiele für die Bewegungspause finden Sie hier.
In Kombination mit Musik macht die Bewegungspause den Kindern oft gleich noch mehr Spaß! Entweder spielen Sie Musik, die gute Laune macht, einfach ab und die Schüler dürfen sich dazu frei bewegen oder Sie machen musikalische Bewegungsspiele, bei denen die Kinder Singen, Musizieren und Bewegung verbinden können. Anregungen finden Sie zum Beispiel in diesen Büchern und CDs, die Sie im Betzold Online-Shop erwerben können:
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Musik zur Entspannung:
Wenn sich Phasen der Anspannung und Entspannung abwechseln, fällt es den Schülern (und nicht nur diesen) leichter, sich zu konzentrieren, im Unterricht mitzumachen und zu lernen. Neben den aktiven Bewegungspausen können Entspannungspausen mit ruhigen Übungen den Kindern kleine Pausen vom Schulalltag und -stress ermöglichen, die ihnen gut tun.
Mit ruhiger Musik untermalte, kurze Meditationsübungen, Kinderyoga oder Fantasiereisen und auch das Malen nach Musik können die Schüler entspannen und fit für neue Aufgaben machen :) -
Musikalische Rituale:
Rituale strukturieren den Schulalltag und erleichtern es besonders jüngeren Schülern, sich zu orientieren und zu erkennen, was von ihnen erwartet wird. Die Kombination dieser Rituale mit dazu passender Musik, ist eine zusätzliche Hilfe und motiviert die Kinder.
Wenn sie den Text des Aufräum-Songs oder des Morgenkreis-Lieds mitsingen dürfen, sind alle gleich mit mehr Spaß bei der Sache. Oder Sie signalisieren den Kindern durch ein Lied, wenn ein Wechsel der Sozialform ansteht. Auch für das Auf- und Abbauen während des Sportunterrichts gibt es tolle Lieder!
Diese gängigen Einsatzmöglichkeiten von Musik in der Schule haben eines gemeinsam: Die Musik erklingt während Lernpausen. Wie sieht es also mit Musik während des Lernens aus?
Welche Musik eignet sich zum Lernen?
Wer sich in seiner Umgebung wohlfühlt, lernt und arbeitet besser. Die passende Musik zum richtigen Zeitpunkt kann zum Wohlbefinden der Schüler beitragen.
Nicht jede Art von Musik eignet sich gleich gut zum Lernen. Musik, bei der der Text im Vordergrund steht, wie es bei Rap oder Hiphop der Fall ist, würde z. B. eher ablenken. Das gilt auch für schnelle und unruhige Musik.
Ideal sollen Stücke sein, die nicht mehr Schläge pro Minute (bpm) haben, als unser Herz, wenn wir uns gerade nicht anstrengen (60 bis 70 Schläge pro Minute).
Häufig werden Instrumentalstücke aus dem Bereich der klassischen Musik als gute Lernbegleiter genannt:
Aufgrund einer Studie aus dem Jahr 1991 wird klassischer Musik im Allgemeinen und speziell eines Stücks von Mozart (Sonate D-Dur für zwei Klaviere, KV 488) ein Potential zur Leistungssteigerung in der visuell-räumlichen Verarbeitung zugeschrieben, die oft als Mozart-Effekt bezeichnet wird.
Ob es diesen Effekt gibt, ist in der Wissenschaft umstritten. Einige Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass es weniger eine bestimmte Musik ist, die eine positive Wirkung auf die Lernleistung hat, sondern die gute Stimmung, in die sie uns versetzen kann.
Wer also Klassik nicht mag, kann demnach beruhigt sein und die Musik hören, mit der er sich wohlfühlt. Das sieht auch Eckhard Altenmüller, Professor an der Hochschule für Musik in Hannover, so.
Denn, dass Musik auf unsere Stimmung und Emotionen wirkt, ist kaum zu bestreiten. Sie kann beruhigend und motivierend wirken, glücklich und zufrieden machen, aber auch traurig oder melancholisch. Letzteres wäre fürs Lernen natürlich eher weniger geeignet.
Passende Musik zum Lernen:
- Instrumentalmusik bzw. Musik, bei der der Text nicht anstrengt und ablenkt
- langsame, ruhige Musik
- Musik, die man gerne hört
- entspannende Musik, die eine positive Stimmung hervorruft
- leise abspielen, sodass die Musik im Hintergrund bleibt
Lernen im Rhythmus der Musik
Das Lernen von Gedichten, Vokabeln, Liedern oder mathematischen, physikalischen und chemischen Formeln gehört oft nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen von Schülern. Nicht wenige haben auch Schwierigkeiten mit dem Auswendiglernen.
In solchen Fällen kann Musik helfen: Dazu sollen die Schüler den Text, die Vokabeln oder Formeln rhythmisch erarbeiten oder sie sogar singen. Vielen fällt es leichter, sich an den Text zu erinnern, wenn sie sich die Musik bzw. den Rhythmus in Erinnerung rufen.
Wie das aussehen kann, zeigt DorFuchs auf YouTube: Nach dem Hören seiner Mathe-Songs vergisst man mathematische Formeln so schnell nicht mehr :)
In welchen Arbeitsphasen ist der Einsatz von Musik sinnvoll?
Musik kann in ruhigen Arbeitsphasen sinnvoll sein. In Phasen, in denen Sie oder Ihre Schüler sprechen, ist sie eher ein Störfaktor, da alle dann lauter sprechen müssten, um gut verstanden zu werden.
Weniger gut geeignet ist Musik, wenn die Schüler etwas auswendig lernen sollen (ausgenommen natürlich das eben geschilderte rhythmische Lernen).
Um zu testen, wie das Lernen mit Musik bei Ihren Schülern ankommt, wäre also eine Stillarbeitsphase gut geeignet.
Der Vorteil ist auch, dass störende Geräusche, wie herumrutschende Stühle, leise Unterhaltungen anderer, Geräusche von draußen oder von Mitschülern, die sich mit Materialien eindecken und umherlaufen, weniger zum Tragen kommen als ohne Musik.
Nach dem Test können Sie eine kleine Umfrage unter Ihren Schülern machen:
Wer empfand die Musik eher als unterstützend bzw. störend?
Wem machte das Arbeiten so mehr oder weniger Spaß?
Nicht jeder kann sich beim Hören von Musik gut konzentrieren. Wahrscheinlich wird sich zeigen, dass die Musik für einige Schüler eine Hilfe ist, während sie andere eher ablenkt. Dieses Ergebnis zeigte sich auch an einer Schule in Düsseldorf, wo ein solcher Test mit 73 Schülern zwischen 12 und 18 Jahren durchgeführt wurde. Etwa 70% fanden das Lernen mit Musik hilfreich. Besonders positiv bewerteten die Schüler Musik während kreativer Aufgaben.
Da Musik beim Lernen meist nicht für alle Schüler förderlich ist, sollte sie als Hintergrundmusik nicht zu häufig eingesetzt werden. Aber es spricht sicher wenig dagegen, sie hin und wieder während kreativer Stillarbeitsphasen, z. B. im Fach Kunst oder beim Abschreiben von Texten, zu nutzen, um die Motivation und das Wohlbefinden der Schüler zu steigern.
Schüler, denen die Musik beim Lernen hilft, können sie auch beim Wiederholen von Lernstoff und bei den Hausaufgaben hören – am besten aber nicht zu laut und ohne Unterbrechungen durch Weiterspringen in den Musiktiteln oder Radioansagen.
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