Leseförderung in Kindergarten und Kita
Eine Studie der Stiftung Lesen zeigte auch im Jahr 2019 wieder auf, dass ein Drittel der Eltern in Deutschland nicht oder zu selten vorliest. Die Gründe hierfür wurden wiederum in der Vorlesestudie 2020 beleuchtet. Auf die Frage, warum Kindern zu Hause eher selten oder gar nicht vorgelesen wird, antworteten 48 % der für diese Studie befragten Sorgeberechtigten, dass die Kinder bereits in der Kita genug vorgelesen bekommen. Die Verantwortung für das Heranführen der Kinder an das Medium Buch wird also in der befragten Gruppe von Nichtlesern auf die Erzieherinnen und Erzieher in Kindergarten und Kita übertragen.
Häufig gestellte Fragen
Was bewirkt Vorlesen bei Kleinkindern?
Das Vorlesen fördert viele Bereiche der kindlichen Entwicklung: sprachliche Entwicklung, Fantasie, sozio-emotionale Entwicklung und gerade bei dialogischem Vorlesen auch das Selbstbewusstsein. Gepaart mit der beruhigenden Wirkung, die gemeinsames Lesen auf alle Beteiligten hat, entsteht eine fördernde und zugleich sichere Atmosphäre für die Kinder in Kindergarten und Kita.
Welche Vorläuferfertigkeiten im Bereich Literacy werden in Kiga und Kita gefördert?
Im Rahmen der Angebote im Bereich der Early Literacy wird die phonologische Bewusstheit unter anderem mittels Reimen und Spielen unterstützt. Der Zusammenhang zwischen Alltagswelt und Schriftsprache wird durch Rollenspiele in einem Literacy Center gefördert. Dialogisches Lesen unterstützt die Sprachfertigkeit - also Vokabular und Grammatik.
Was versteht man unter der Lesesozialisation?
Die Lesesozialisation umfasst das Heranführen an die Welt des Lesens, an Bücher und an die erfolgreiche Entwicklung zu einem habituellen, also einem regelmäßigen Leser. Wertfrei und ungezwungen werden Kinder an altersgerechte und thematisch passende Bücher herangeführt. Dies passiert innerhalb der Familie aber in vielen Fällen vornehmlich in Bildungseinrichtungen wie Kindergärten, Kindertagesstätten und Krippen.
Welche Aktivitäten zur Leseförderung bieten sich für Kiga und Kita an?
Neben dem Kamishibai oder einem literarischen Adventskalender kann auch eine Bibliothek für interessierte Eltern und Kinder die Freude am Lesen und das Interesse an Büchern fördern. Auch der Einsatz von Audiostiften (z. B. Tellimero), die man selbst besprechen kann, ermöglichen die individuell auf die Gruppe zugeschnittene Auseinandersetzung mit ausgewählter Literatur.
Was ist klassisches Vorlesen?
Klassisches Vorlesen heißt, der Erwachsene liest und die Kinder hören zu. Eine abschließende Diskussion und die Beantwortung aufgekommener Fragen wird meistens nach dem Abschluss des Vorlesens durchgeführt.
Was ist dialogisches Lesen?
Dialogisches Lesen wird in einer kleinen Gruppe durchgeführt und beinhaltet eine lebhafte Auseinandersetzung mit dem Buch/der Geschichte schon während des Lesens. Durch die vorlesende Person werden an entscheidenden Stellen der Geschichte Sprechimpulse an die Kinder gegeben, um den Dialog und die Auseinandersetzung mit dem Gelesenen zu fördern.
Literacy-Erfahrungen in den ersten 6 Lebensjahren
Der Umgang mit Büchern und anderen Printerzeugnissen im familiären Umfeld durch die dort anwesenden Lesevorbilder sowie das Einbeziehen der Vorlesezeit in den Kindergartenalltag sind wichtige Faktoren dafür, die Lesemotivation der Kinder zu wecken. Die nicht angeleiteten Begegnungen mit Büchern im heimischen Umfeld stellen prägende Erfahrungen für Kleinkinder dar und sind Hauptbestandteil der Phase der prä- und paraliterarischen Kommunikation.
In dieser frühen Stufe der Leserentwicklung stehen vor allem die Nähe während des Vorlesens, der Austausch zu Geschichte oder Bilderbuch und das Spiel mit Phonologie und Symbolen im Fokus der kindlichen Erfahrungswelt. Das Spiel mit Sprache und die Freude an neu erlerntem Vokabular und Lautfolgen kann durch Gespräche, Reime und Lieder weiter unterstützt werden. Das gemeinsame Erleben der Bilder und Geschichten macht das Lesen zu einem sozialen Erlebnis, welches somit als positive Erfahrung abgespeichert wird. Der Sprung zu einem selbstständigen, eskapistischen Leseerlebnis vollzieht sich im Anschluss an diese erste frühkindliche Phase der Lesesozialisation bzw. der literarischen Sozialisation.
Wichtige Faktoren zur Entwicklung der Lesekompetenz
- Konzentrationsfähigkeit
- Visuelle Wahrnehmung und Dekodierung von Bild und Schrift
- Phonologische Bewusstheit
- Motorische Entwicklung
- Hörverstehen
Vorlesen in Kindergarten und Kita – Förderung des habituellen Lesers
Das Bildungs- und Entwicklungsfeld Sprache ist Bestandteil eines jeden Orientierungsplans für Kindertageseinrichtungen. Neben der Förderung von sozialer und motorischer Entwicklung hat die Entwicklung von sprachlichen Kompetenzen natürlich ebenfalls ihren Platz im Alltag der Kinder in Kindergärten und Kitas. Sprache, egal ob geschrieben oder gesprochen erklärt die Welt, gibt Emotionen Ausdruck und schafft durch den Dialog eine Verbindung zwischen Menschen.
Wann vorlesen?
Feste Rituale ordnen den Tagesablauf und erleichtern es den Kindern, sich auf die Vorlesezeit einzulassen. Der Zeitpunkt der Vorlesezeit sollte gut in den Tagesablauf integriert sein und eine der Ruhephasen im täglichen Ablauf bilden.
Wo vorlesen?
Eine gemütliche und ruhige Atmosphäre während des Vorlesens ermöglicht den Kindern, das Eintauchen in die Geschichte und den Erwerb weiterführender sprachlicher Kompetenzen. Kindgerecht eingerichtete Leseecken in Gruppenraum oder Bibliothek bieten sich hierzu an.
Wie vielen Kindern vorlesen?
Hierbei ist zwischen dem klassischen Vorlesen und dem dialogischen Lesen zu unterscheiden.
Das klassische Vorlesen lässt sich ohne weiteres mit der gesamten Gruppe umsetzen und kann – entsprechend dem partizipatorischen Gedanken – durch Mitbestimmung der Kinder an der Auswahl der Literatur zu einem gemeinschaftlichen Projekt werden. Ein erfolgreiches Leseerlebnis lebt auch von der interessenorientierten Auswahl der vorgelesenen Literatur. Neben dem klassischen Vorlesen ist das dialogische Vorlesen eine ebenfalls weit verbreitete Form der Leseförderung in Kindergarten und Kita.
Bei dialogischem Vorlesen wird mit einer kleinen Gruppe von maximal 4 Kindern gemeinsam eine Geschichte gelesen. Wichtig ist, dass – anders als beim klassischen Vorlesen – die Geschichte nicht nur vorgelesen wird, sondern zielgerichtet ein Dialog entstehen soll. Erzieherin oder Erzieher sollten sich also im Vorfeld mit dem ausgewählten Buch beschäftigen und Wendepunkte in der Geschichte, oder besonders auffällige Abbildungen mit einigen Fragen vorbereiten. Hierzu können, je nach sprachlichem Entwicklungsstand der Kinder entweder einfache W-Fragen (wer, wie, wo, warum) angewendet werden, oder es können offene Fragen gestellt werden, die einen Anreiz für Fantasie und sprachliche Ausdrucksfähigkeit liefern. Dialogisches Vorlesen ist durch die kleinen Gruppen auch für eher zurückhaltende Kinder geeignet und stellt die Zuhörer und ihr Verständnis der Geschichte in den Fokus. Der Austausch zwischen VorleserIn und Kindern erzeugt eine positive Assoziation mit dem Leseerlebnis und trägt somit nicht nur zur sprachlichen Entwicklung, sondern auch zu einer erfolgreichen Leseförderung im frühkindlichen Bereich bei.
Was vorlesen? Die Auswahl altersgerechter und interessenorientierter Literatur kann sich am Jahreskreis, an thematisch geplanten Angeboten, an aktuellen Themen oder ganz einfach an dem vorhandenen Lesestoff orientieren. Wichtig ist, dass die Kinder an der Auswahl teilhaben können und somit ihr ganz persönliches Interesse an einer Geschichte entwickeln können. Ob es sich bei der Darstellung der ausgewählten Lektüre um ein klassisches Buch, ein Kniebuch oder um ein Tablet handelt, tut dem Lesevergnügen in den meisten Fällen keinen Abbruch. Die Stiftung Lesen bietet mit der Seite einfachvorlesen.de kostenlos kleine Geschichten, die sich für unterschiedliche Altersstufen eignen und die gleichzeitig den Beweis antreten, dass Tablet & Co. mehr können als Videos abzuspielen.
Die Stiftung Lesen
Die Lesefähigkeit, die Freude am Lesen und die Leseförderung sind elementare Bestandteile der Förderprogramme, die durch die Stiftung Lesen durchgeführt werden. Themen wie „Kinder, MINT und Literacy“, „Die Vorlesebibliotheken“ oder das Programm „Lesestart 1-2-3“ unterstützen nicht nur Eltern bei der Leseförderung. einfachvorlesen.de verbindet Vorlesen und digitale Medien zu einem sinnbringenden Erlebnis für angehende Leser. Die Arbeit der Stiftung Lesen und die Vergabe des Lesepreises für Kindergärten sorgen – mit der Hilfe von zahlreichen Unterstützern, wie zum Beispiel auch der Arnulf Betzold GmbH im Bereich Leseförderung an Schulen – dafür, dass die Zahl der Jugendlichen, die mit einer Leseschwäche kämpfen, in den kommenden Jahren zurückgeht.
Buch- und Leseprojekte für Kindergarten und Kita
Kamishibai: Als Erzähl- oder Papiertheater verbindet das Kamishibai zentrale Aspekte der frühkindlichen Sprach- und Leseförderung. Kindgerechte, ansprechend gestaltete Bilder zu bekannten Geschichten ermöglichen den Kinder, gepaart mit einer mitreißenden Erzählung, das Eintauchen in die Geschichten und das Verarbeiten des Gehörten.
Book Buddies: Grundschüler und Vorschüler aus dem Kindergarten tun sich zu Lesefreundschaften zusammen. Die Herkunft des Projekts und praktische Tipps zur Umsetzung gibt es hier.
Projekt „1 Buch – 1 Woche“: Die Verbindung zwischen Buch- und Lebenswelt der Kinder schafft die besten Voraussetzungen für zukünftige Lesefreunde. Durch kleine Aktivitäten rund um ein Buch wird die Brücke zwischen dem Gehörten und dem Erlebbaren geschlagen. Hierzu bietet sich ein Lieblingsbuch der Gruppe an, das gemeinsam gelesen wird. Die gehörte Geschichte bildet nun die Grundlage für je eine Aktivität pro Tag, die sich auf Figuren oder Themen des Buches beziehen. Am Ende der Woche kann – unter Einbeziehung der erlebten Aktivitäten - abschließend das Buch noch einmal gelesen werden.
Ein Beispiel wäre hier das Buch „Der Dachs hat schlechte Laune“ von Amélie Jackowski und Moritz Petz aus dem NordSüd Verlag, Zürich.
- Montag: Lesen Sie gemeinsam mit den Kindern das Buch.
- Dienstag: Eine passende Aktivität für den Morgenkreis ist das Gefühle-Puzzle. Wer hat heute schlechte Laune? Wer ist fröhlich aufgewacht? Was machen Gefühle mit uns und anderen?
- Mittwoch: Tierspuren erkunden. Mit einem Tierspuren-Set spielerisch den Weg des Dachses durch den Wald nachspielen. Welche Tiere hinterlassen welche Abdrücke im Waldboden?
- Donnerstag: Lampions basteln (als Vorbereitung für die große Party am Freitag). Eine Anleitung für tierisch schöne Laternen gibt es hier.
- Freitag: Die große „Schlechte-Laune-Party“. Bei Musik und Tanz verfliegt selbst die schlechteste Laune. Und genau wie im Buch gibt es einen Wettbewerb, wer am grimmigsten Schauen kann. :)
(Vor)Leseecken gemütlich gestalten
Das gemeinsame Gestalten einer Leseecke im Gruppenraum schafft eine Oase der Ruhe und Konzentration für den teils doch recht turbulenten Alltag der Kindergartengruppe. Der Ort des Vorlesens sollte gleichtzeitig gemütlich und konzentrationsfördernd sein. Spielzeuge und ablenkende Impulse sollten durch unterschiedliche Aufbewahrungsmöglichkeiten aus der Leseecke verbannt werden. Sofas in Kinderhöhe für die Kleinen und ergonomische Sitzmöglichkeiten für Erzieherinnen und Erzieher können ebenso für die Lesestunde im Kindergarten verwendet werden wie eigens dafür vorgesehene Lesenester, die durch ihr Design das Abtauchen in die Welt der Fantasie fördern.
Inspirationen zu Mobiliar und Tipps rund um das kindgerechte Einrichten für kleine Lesefreunde gibt es hier.
Ein kleiner Flyer für Eltern kann mit Tipps und Literaturempfehlungen auch bei den Kindern zu Hause das gemeinsame Lesen fördern. Hinweise wie das Schaffen einer ruhigen, fokussierten Atmosphäre, die an den Interessen der Kinder orientierte Auswahl der Bücher oder auch das Einrichten einer Leihbibliothek in der Einrichtung fördern das Interesse am Lesen nicht nur bei den Kindern.
Kreative Aktivitäten rund um Lieblingsbücher
Um Gehörtes, Gesehenes und Erlebtes zu verarbeiten, bieten sich im Nachgang der Lektüre kleine Bastelprojekte, Lieder oder Reime an, um den Kern der Geschichte zu festigen und einzelne Themenkomplexe weiter zu bearbeiten. Die Fantasie und die Kreativität werden durch das nachgelagerte, kreative Bearbeiten der Lieblingslektüre gefördert und die Verbindung zwischen Lesestoff und der eigenen Lebenswelt der Kinder wird optimal hergestellt.
Die kleine Raupe Nimmersatt von Eric Carle
Material: Eierkarton, Fingerfarbe, Pfeifenputzer, Bastelmesser
So geht’s: Eierkarton mit dem Bastelmesser in raupenform schneiden. Mit der Fingerfarbe anmalen. Nach dem Trocknen 2 Pfeifenputzer als Fühler anbringen – hierzu kann mit dem Bastelmesser ein Loch in den Eierkarton gebohrt werden.
Tipp zum Basteln mit Eierkartons: Den Eierkarton bei 80° bis 100° Cfür 10 Minuten in den Backofen stellen, um Bakterien und Keime zu beseitigen.
Stockmann von Axel Scheffler und Julia Donaldson
Material: Zweige oder dünne Äste, Wollreste, Wackelauge, Fasermaler
So geht’s: Einen Zweig mit mindestens einer Astgabel am Ende auswählen und einen geraden dünneren Zweig in der oberen Hälfte mit Wolle fixieren. Dieser dünnere Zweig bildet die Arme. Wenn grüne Wolle vorhanden ist, kann hieraus das ein oder andere „Blatt“ gewickelt und geknotet werden. Sofern am oberen Ende des Stockes keine Gabelung ist, kann mit einem Stück Tonpapier (braun) die Nase geformt und festgeklebt werden. Nun noch das Wackelauge aufkleben und den lächelnden Mund aufmalen. Fertig :)
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