Raumkonzepte für Entdecker: Reggio-Pädagogik
Reggio-Pädagogik, das ist für Kinder, pädagogische Fachkräfte und Eltern eine gemeinschaftliche Aufgabe. Hierzu gehört: der Aufbau einer hierarchiefreien Bildungspartnerschaft sowie Zeit und Raum für die selbstständige Entwicklung des Kindes zu gewährleisten. Reggio-Pädagogik passiert aber auch in den jeweiligen Räumlichkeiten, die anhand der Kinderbedürfnisse gestaltet werden. Machen Sie den Raum zum 3. Erzieher und schaffen Sie Platz für Forscher, Entdecker und Künstler.
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Fakten zur Reggio-Pädagogik
Auch wenn Ihre Einrichtung nicht nach Reggio zertifiziert ist, so können Sie sich in Ihrer Raumgestaltung vom Reggio-Konzept inspirieren lassen. Entstanden ist diese pädagogische Strömung in den 1960er Jahren in Reggio Emilia, Norditalien. Wo zuvor Betreuungseinrichtungen vornehmlich unter der Trägerschaft von Kirchen vorhanden waren, kam die Stadt als Träger von rund 40 Tageseinrichtungen hinzu.
Hierdurch entwickelte sich eine neue Strömung, die den Forscher- und Entdeckergeist der Kinder in den Vordergrund stellte: die Reggio-Pädagogik.
Ihr bis heute bekanntester Vertreter ist Loris Malaguzzi, dessen Gedicht „Die Hundert Sprachen des Kindes“ einen Einblick in die Themen dieses Erziehungskonzeptes gibt:
hundert Gedanken,
hundert Weisen zu denken, zu spielen, zu sprechen. (…)
Loris Malaguzzi
Auch heute hat die Reggio-Pädagogik neben Waldorf und Montessori einen nicht unerheblichen Einfluss auf die tägliche Arbeit in Kindergärten und Kitas. Durch kleine Änderungen wird jeder Raum zum 3. Erzieher und fordert die Kinder dazu auf, ihre angeborenen unendlichen Fähigkeiten zu entwickeln und auszuleben.
Die Kinder selbst sind der 1. Erzieher und das soziale Umfeld, die Familie und die pädagogischen Fachkräfte bilden den 2. Erzieher.
Die Piazza
Der Flur, der in den meisten Kindertageseinrichtungen als reiner Eingangsbereich wahrgenommen wird, hat im Reggio-Konzept eine durchaus zentrale Rolle. Hier spielt sich, ähnlich wie auf einem Marktplatz, das Leben ab. Man begegnet sich, tauscht sich aus, präsentiert Kunstwerke und entdeckt immer wieder Neues. Kombiniert mit einem weiteren wichtigen Punkt der Reggio-Pädagogik – den sprechenden Wänden – entsteht ein Entdeckerraum.
Nutzen Sie freie Flächen, um Kunstwerke oder kleine Arbeiten der Kinder auszustellen. Die Wand-Dokumentation - oder auch sprechende Wand - als Begleitung des kreativen Prozesses ist ein gemeinschaftliches Projekt und dem ständigen Wandel unterworfen. Fotos und Kunstwerke dokumentieren künstlerische Projekte und sehen die Kinder nicht nur als ausführende Kräfte, sondern als ganzheitlich künstlerisch Schaffende.
Das Atelier
Die, bei Reggio, notwendige Balance zwischen Reizvielfalt und Strukturiertheit spiegelt sich am besten im Bereich des Ateliers wieder. In jedem Gruppenraum sollte ein Atelier vorhanden sein. Es handelt sich um einen Ort, an dem verschiedenste Materialien gesammelt und geordnet zum Erforschen und Entdecken einladen. Hierbei geht es um viel mehr als reine Bastelmaterialien. Auch Fundstücke von Spaziergängen können dort aufbewahrt werden – Steine, Stöcke, Blumen u.v.m. Unterschiedliche Oberflächen und Strukturen werden haptisch erfahren und kreativ bearbeitet.
Eine Staffelei ist ein wertvoller Bestandteil eines jeden Ateliers. Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, nass oder trocken zu malen. Aufbewahrungsmöglichkeiten (Sortierkästen und Regale) sowie ein großer Tisch gehören ebenfalls zur optimalen Ausstattung eines Ateliers, in dem die Kinder frei gestalten können.
Spiegel und Licht
Über die Funktion des reinen Deko-Elements hinaus, sind Spiegel in reggianischen Kindergärten Orte der Selbstwahrnehmung, der Begegnung und der Erforschung der eigenen Stimmung, des eigenen Aussehens und der perspektivischen Entdeckungen. Gepaart mit warmen Lichteffekten und Kuschelhöhlen, wird die erforderliche Balance zwischen Inspiration und dem emotionalen Empfinden der Räume hergestellt.
Kombinieren Sie Spiegelecken und Leuchttisch mit farbenfrohem Legematerial oder Alltagsgegenständen. Spiegeleffekte und Schattentheater werden von den Kindern erforscht und gemeinsam verarbeitet.
Egal, nach welchem Konzept Sie in Ihrer Einrichtung arbeiten: Ausgangspunkt bei der Gestaltung Ihrer Räumlichkeiten sind natürlich immer die Kinderbedürfnisse.
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