Das Sabbatjahr für Lehrerinnen und Lehrer
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Einmal ein Jahr Pause machen von der Schule.
Für Viele ist diese Vorstellung aus ganz unterschiedlichen Gründen sehr verlockend. Das Sabbatjahr (offiziell: Freistellungsjahr oder englisch: Sabbatical) ermöglicht es verbeamteten wie angestellten Lehrerinnen und Lehrern, den Wunsch nach einer Auszeit zu realisieren.
Häufig gestellte Fragen
Was ist ein Sabbatjahr?
Ein Sabbatjahr oder Freistellungsjahr ist eine berufliche Auszeit, in der Sie keine Unterrichtsverpflichtung haben. Es ist in der Regel auf ein Jahr begrenzt. Ihm geht eine Arbeits- bzw. Ansparphase voraus. Es gibt in den Bundesländern unterschiedliche Ansparmodelle mit unterschiedlicher Dauer, meist beträgt diese zwei bis sechs Jahre.
Ist ein Sabbatical für alle Lehrerinnen und Lehrer möglich?
Für beamtete Lehrerinnen und Lehrer sowie Lehrkräfte, die als Angestellte im öffentlichen Dienst arbeiten, ist ein Sabbatjahr in der Regel möglich. Bedingung ist, dass diesem keine dienstlichen Belange im Wege stehen. In vielen Bundesländern besteht aus diesem Grund für Schulleiterinnen und Schuleiter kein Anspruch auf ein Freistellungsjahr.
Kann ein Sabbatjahr abgelehnt werden?
Wenn dem Sabbatjahr dienstliche Gründe entgegenstehen, kann es abgelehnt werden. Leider hat der Lehrermangel dazu geführt, dass z. B. Bayern 2020 die Möglichkeit eines Freistellungsjahrs für Lehrkräfte an Grund-, Mittel- und Förderschulen gestrichen hat. In anderen Bundesländern wird es aufgrund des Lehrermangels inzwischen häufiger nicht bewilligt.
Werden Lehrer im Sabbatjahr bezahlt?
Die meisten Modelle sehen vor, dass Sie während der Ansparphase auf einen Teil Ihres Gehalts verzichten. Dieses angesparte Gehalt wird Ihnen während des Sabbaticals ausgezahlt.
Wirkt sich das Sabbatjahr auf die Pension aus?
Da es sich bei den Regelungen für das Freistellungsjahr üblicherweise um Teilzeitmodelle handelt, bei denen Sie über eine bestimmte Anzahl von Jahren weniger verdienen, kann sich dies auf Ihre Pensions- bzw. Rentenansprüche auswirken. Diesen Punkt sollten Sie vorab z. B. mit dem Landesamt für Besoldung (LBV) abklären.
Warum nehmen Lehrkräfte ein Sabbatjahr?
Die Gründe für ein Sabbatjahr sind sehr individuell. Gesundheitliche Gründe können genauso wie persönliche Veränderungen, soziales Engagement oder ein grundsätzliches Überdenken der Berufswahl eine Rolle spielen. Manche Lehrkräfte nutzen das Modell auch, um den Ruhestand vorzuziehen. Mehr Details erfahren Sie hier.
3 Tipps für die Planung eines Sabbatjahrs für Lehrerinnen und Lehrer:
Bei der Planung eines Sabbatjahrs gibt es drei wichtige Punkte, die Sie auf jeden Fall bedenken und beachten sollten:
- Am Anfang sollte immer folgende Frage stehen: Warum will ich mir eine Auszeit von der Schule nehmen?
Nur wenn Sie sich darüber im Klaren sind, können Sie feststellen, ob ein Sabbatjahr wirklich der passende Weg ist. - Rechtzeitig mit der Planung beginnen!
Einem Sabbatjahr geht eine in der Regel zwei- bis sechsjährige Ansparphase voraus. Mehr dazu gleich. - Machen Sie sich einen Sabbatical-Plan: Notieren Sie sich, was Sie während des Jahrs machen möchten. Sonst besteht die Gefahr, dass Sie sich in der Auszeit verlieren.
Wie stellt sich die Organisation eines Sabbatjahrs für Lehrerinnen und Lehrer dar?
Bildung ist Ländersache. Deshalb unterscheiden sich auch die Rahmenbedingungen für verbeamtete Lehrkräfte, die ein Freistellungsjahr machen wollen, von Bundesland zu Bundesland.
Da sich die Regelungen ständig verändern können, ist es wichtig, sich vorab über die derzeit gültigen Bestimmungen in Ihrem Bundesland zu informieren.
Der Beitrag stellt keine Rechtsberatung dar. Wir prüfen die Inhalte unserer Beiträge immer mit größter Sorgfalt, dennoch können wir keine Gewähr für deren Aktualität, Vollständigkeit und inhaltliche Richtigkeit übernehmen.
- Für Beamtinnen und Beamte sind die Regelungen zum Freistellungsjahr klar vorgegeben. In der Regel ist eine Ansparphase von zwei bis sechs Jahren mit daran anschließendem Sabbatjahr möglich.
- Arbeiten Sie als angestellte Lehrkraft, ist es ebenfalls abhängig von den Regelungen in Ihrem Bundesland, ob der Ablauf eines Sabbatjahrs mit Ansparphase festgelegt ist oder ob Sie die Konditionen zu Dauer, Lohn und Rückkehr mit Ihrem Arbeitgeber direkt vereinbaren müssen.
- Das Sabbatjahr steht voll- und teilzeitbeschäftigten Lehrkräften offen.
Schwierig wird es, wenn ein Mangel an Lehrkräften für Ihre Schulart und Fächerkombination besteht. In diesen Situationen können sich die Schulleitung oder das Schulamt gegen ein Sabbatjahr aussprechen. Auf jeden Fall sollte eine Ablehnung begründet sein.
Die Ansparphase
Ein Sabbatjahr ist nicht für Spontane: Sie müssen es je nach Ansparmodell zwei bis sechs Jahre im Voraus beantragen.
Wie bereits erwähnt, ist die zeitige Planung und Anmeldung des Sabbatjahrs wichtig, da Sie sich das freie Jahr durch einen Verzicht auf einen Teil Ihres Einkommens bei voller Arbeitszeit ansparen. Je länger diese Ansparphase dauert, umso geringer sind die Abzüge beim Gehalt.
- Üblicherweise können Beamtinnen und Beamte zwischen verschiedenen Modellen gewählt werden, bei denen die Ansparphase zwischen zwei und sechs Jahren dauert.
Entscheiden Sie sich z. B. dafür, sechs Jahre auf die Auszeit zu sparen, erhalten Sie für sieben Jahre 6/7 Ihres Gehalts. Im siebten Jahr, dem Sabbatjahr, haben Sie dann keine Unterrichtsverpflichtungen.
Bei einer zweijährigen Ansparphase müssen Sie auf 1/3 des Geldes verzichten.
Die Wahl des Ansparmodells sollten Sie deshalb genau planen und prüfen, wie viel Geld Sie pro Monat benötigen. - In Sachsen-Anhalt soll es ab 2023 möglich sein, ein freiwilliges Arbeitszeitkonto anzulegen. Auf dem Konto können Lehrerinnen und Lehrer Überstunden langfristig ansparen, um sie später für ein Sabbatjahr oder einen vorgezogenen Ruhestand zu nutzen (Quelle: News4Teachers).
- Als Alternativen zu diesem Modell sind für angestellte Lehrerinnen und Lehrer, die keinen vorgegebenen Regelungen unterliegen, z. B. das Ansparen von Zeit anstelle von Geld durch Überstunden und Urlaubstage (für Lehrkräfte in der Regel schwierig) oder ein unbezahlter Sonderurlaub möglich.
Erhalten Sie in der Zeit keinen Lohn, sollten Sie bedenken, dass Sie Ihre Sozialversicherungsbeiträge selbst bezahlen müssen. - Für Teilzeitkräfte besteht die Option, die entsprechende Zeit in Vollzeit zu arbeiten und ihr Ansparkonto so zu füllen.
Vorab zu bedenken:
- Auf Ihre laufenden Versicherungen nimmt das Sabbatjahr in der Regel keinen Einfluss, da das Arbeitsverhältnis weiterhin besteht.
- Wie oben bereits erwähnt, können sich durch die Auszeit aber durchaus Abzüge auf Ihre Pension bzw. Rente ergeben.
- Wenn Sie die Schulleitung informieren, sollten Sie auch folgende Punkte ansprechen und sich schriftlich bestätigen lassen:
1. Können Sie nach dem Sabbatjahr wieder an Ihre Schule zurückkehren oder ist eine Versetzung wahrscheinlich?
2. Haben Sie währenddessen Anspruch auf Urlaub?
3. Wie werden Krankheitstage verrechnet? - Vermerkt werden sollten zudem das gewählte Ansparmodell, Lohnfortzahlungen während der Abwesenheit und die genaue Dauer des Sabbaticals.
- Außerdem ist es ratsam, sich genau zu überlegen, ob das reduzierte Gehalt für die Lebensführung ausreicht. Ein Haushaltsbuch, das Sie vorab probeweise führen, kann darüber Aufschluss geben. Wenn Sie eine Reise planen, ist der Bedarf vermutlich noch um einiges höher.
- Bei einer längeren Abwesenheit muss ggf. noch geklärt werden, wer sich um Ihre Wohnung bzw. Ihr Haus kümmert und Pflanzen und Haustiere pflegt.
Auf die Zeit der Vorbereitung folgt die eigentliche Freistellungsphase. Nun können Sie Ihre Planungen für Ihr Sabbatjahr realisieren und erhalten von Ihrem Arbeitgeber ein Gehalt in derselben Höhe wie in der Ansparzeit.
Nach dem Sabbatjahr: Zurück in die Schule
Nutzen Sie die Monate vor dem Wiedereinstieg, um sich zeitig über wichtige berufliche Entscheidungen klar zu werden:
- Wollen Sie gleich Vollzeit oder lieber mit reduzierter Stundenzahl weitermachen?
- Möchten Sie an Ihre alte Schule zurückkehren?
- Oder überhaupt wieder in den Schuldienst?
Steht fest, dass Sie in Ihren Beruf zuück möchten, ist der Wiedereinstieg für Beamtinnen und Beamte gegeben. Es sollen Ihnen durch die Auszeit keine Nachteile entstehen.
Damit die Rückkehr in den Lehrerberuf nicht zu abrupt abläuft und die ganze Erholung gleich wieder verpufft, ist es ratsam, einen fließenden Übergang zu planen.
Vielleicht nehmen Sie immer wieder an der einen oder anderen Konferenz teil, um Kontakt zur Schule, neuen Entwicklungen und den Kolleginnen und Kollegen zu halten. Oder Sie treffen sich mit Kolleginnen und Kollegen außerhalb der Schule zu einem lockeren Austausch.
Kurz vor dem Wiedereinstieg zahlt es sich aus, sich langsam wieder an das zeitige Aufstehen und einen geregelten Arbeits- und Freizeitmodus zu gewöhnen. Wenn Sie einiges in Ihrem Leben verändert haben, z. B. neue Hobbys, Sport- oder Entspannungsübungen in Ihren Tagesablauf integriert haben, sollten Sie diese auch in Ihren Arbeitsalltag einplanen.
Und wenn Sie dann weitergebildet, erholter, gesünder und motivierter aus dem Sabbatjahr zurückkommen, zahlt sich die Auszeit nicht nur für Sie, sondern auch für Ihre Schülerinnen und Schüler aus :)
Quellen:
9 Gründe für ein Sabbatjahr
Für ein Sabbatical gibt es zahlreiche gute Gründe.
Viele nutzen die Möglichkeit und setzen gleich mehrere der folgenden Punkte für ein Sabbatjahr auf ihre Liste:
1. Gesundheitliche Gründe:
Die vielfältigen Anforderungen neben dem eigentlichen Unterrichten (Inklusion, Integration, erzieherische Aufgaben …) mit denen Lehrkräfte heute konfrontiert werden, haben das Stresspotential des Berufs erheblich erhöht.
Viele Lehrerinnen und Lehrer, die sich körperlich und geistig erschöpft und ausgebrannt fühlen, nutzen die Möglichkeit zur Auszeit, um Erkrankungen (wie z. B. Burnout, chronisches Erschöpfungssyndrom) vorzubeugen.
In unseren Beitraägen "Burnout im Lehrerberuf" und "Burnoutprävention für Lehrkräfte durch aktives Stressmanagement" erfahren Sie mehr zu diesem wichtigen Thema.
Wichtig ist dabei, die Pause richtig zu nutzen, da sonst die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass die Rückkehr in die Schule auch zu einer Rückkehr zu den alten Abläufen und Problemen wird.
Damit sich die Lage nach der Rückkehr in den Beruf nicht weiter verschlimmert, ist es wichtig, Hilfe und Rat bei Spezialisten wie Ärzten und Therapeuten zu suchen. Ohne professionelle Unterstützung ist es schwer, sich wieder aus dieser Situation zu befreien.
Darüber hinaus können auch Fortbildungen zu den Punkten, die besonders belastend sind (Zeitmanagement, Unterrichtsstörungen Umgang mit schwierigen Schülern …), sinnvoll sein sowie eine Veränderung des Lebensstils (wie ein Ausgleich durch Sport, Autogenes Training, Pflege von Freundschaften, Hobbys, gesunde Ernährung).
Verspricht alles keine Verbesserung, bietet das Freistellungsjahr auch die Chance, sich die Frage zu stellen, ob der Lehrerberuf wirklich glücklich machen kann.
Aber nicht immer ist ein Sabbatical für Lehrerinnen und Lehrer die Lösung für gesundheitliche Probleme:
In einem Bericht auf News4Teachers rät Professor Dirk Windemuth (Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung) vom Sabbatjahr ab, wenn der eigentliche Grund dafür eine Flucht vor dem Unterrichten und der Schule sei. Personen, die an einer Depression leiden, könne die Auszeit sogar schaden.
2. Reisen:
Für Reiselustige bietet ein Sabbatical die Chance, auch längere, ferienunabhängige Reisen zu unternehmen. Von neugewonnenen Sprachkenntnissen und den Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnisse können Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler sicher profitieren, wenn Sie wieder zurück im Unterricht sind.
3. Soziales Engagement:
Wenn Sie den Wunsch haben, sich intensiver und längerfristig für benachteiligte bzw. in Not geratene Menschen, Tiere oder die Umwelt einzusetzen, kann ein Sabbatjahr die dafür nötige freie Zeit bereitstellen.
Infos zu Projekten finden Sie z. B. auf der Seite „Freiwilligenarbeit.de“.
4. Fort- und Weiterbildungen:
Natürlich besteht die Möglichkeit, Fort- und Weiterbildungen parallel zum Beruf zu absolvieren. Wer sich aber intensiv, ohne Zeitdruck und v.a. stressfrei in einen Bereich einarbeiten möchte, kann das neben den Verpflichtungen als Lehrkraft nur schwer leisten.
5. Größere private Veränderungen:
Hausbau, Familienplanung, den Partner ins Ausland begleiten – immer wieder gibt es private Veränderungen, die mehr Zeit beanspruchen, als es der Beruf erlaubt.
6. Vorgezogener oder langsamer Übergang in den Ruhestand:
Viele Lehrerinnen und Lehrer nutzen ein Sabbatjahr auch, um früher in den Ruhestand zu gehen.
Dabei sollten Sie aber beachten, dass sich das Freistellungsjahr auf Ihre Pension als Beamtin bzw. Beamter bzw. Rente auswirken kann, da Sie so ein Jahr weniger arbeiten bzw. in die Rentenkassen einzahlen.
7. Berufswahl überdenken:
Nicht für jeden stellt sich der Lehrerberuf als Traumjob heraus. Das Sabbatjahr ermöglicht es, einen Berufswechsel in Ruhe zu überdenken. Wie fühlen Sie sich mit etwas Abstand zum Schulalltag? Welche beruflichen Optionen haben Sie? Praktika und Weiterbildungen können Aufschluss geben, ob ein Wechsel das Richtige ist. Und falls nicht, steht der Weg zurück in die Schule offen. Im Blog-Beitrag „Alternativen zum Lehrerberuf“ finden Sie weitere Hinweise zu diesem Thema.
8. Akkus aufladen:
Wer schon länger im Lehrerberuf ist, braucht manchmal eine Auszeit, um sich wieder mehr auf sich selbst zu besinnen, sich zu erholen und die Akkus wieder aufzuladen.
9. Mehr Zeit für Hobbys und eigene Projekte:
Hobbys oder private Projekte, wie Musik, Sport, Kunst oder das Verfassen eines Buches, verlangen manchmal nach mehr Zeit und Aufmerksamkeit. Auch für solche besonderen Situationen im eigenen Leben schafft ein Sabbatjahr Raum.
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