Sammelbilder in der Schule
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
Gibt es Alternativen zum kompletten Verbot der Sammelbilder?
Sammeln und Tauschen sind an Schulen schon lange beliebte Pausenbeschäftigungen. Dabei sind Grundschüler besonders eifrige Sammler: Früher waren es Sticker (am liebsten die mit „Glitzer“), davor Murmeln und dazwischen oder danach Figuren, Karten oder was eben gerade begehrt war.
Schulen werden während der Fußball-Weltmeisterschaft zu Sammelbildtauschbörsen
Besonders aktuell wird das Thema immer während Fußball-EMs und -WMs. 682 Plätze wollen beispielsweise im aktuellen WM-Album von Panini mit den passenden Bildchen gefüllt werden.
In den Pausen werden regelrechte Tauschbörsen für die Karten abgehalten. Spaß, spielerisches Handeln, reger Austausch unter den Schülern und die Entdeckung einer Sammelleidenschaft – klingt doch eigentlich prima!
Wer allerdings schon des Öfteren Raufereien trennen musste und erfahren hat, dass der Anlass ein Abziehbildchen war, sieht die Sache vermutlich etwas kritischer. Vielen Schülereltern geht es da ähnlich.
Unfrieden durch Sammelbilder
Die Sammelkarten bieten zahlreiche Ansatzpunkte für Unfrieden in der Klasse:
Die Unstimmigkeiten beginnen schon, wenn ein Schüler ein Bild mit einem Mitschüler tauscht, das er mit einem anderen nicht tauschen wollte. Oder wenn er dann feststellt, dass er es doch lieber zurücktauschen möchte, sein Verhandlungspartner aber nicht.
Dann gibt es ältere Schüler, die Jüngere übers Ohr hauen. Das Eingreifen von Eltern, die Bilder zurückfordern, macht die Situation nicht einfacher.
Besonders schlimm wird es aber, wenn Karten oder Alben verschwinden. Nun beginnen Verdächtigungen und Beschuldigungen, die das gesamte Klassenklima belasten können. Sogar von Erpressungen berichten einige Schüler.
Die Folgen sind getrübte Freundschaften und offener Streit bis hin zu Prügeleien.
Beeinträchtigung des Unterrichts
Hängt der „Klassensegen“ schief, hat das natürlich auch Auswirkungen auf den Unterricht. Um die Lernatmosphäre wieder in den grünen Bereich zu bringen, müssen Lehrerinnen und Lehrer Unterrichtszeit zur Streitschlichtung und Vermittlung aufwenden.
Die wird zudem verkürzt, wenn die Schüler es nicht rechtzeitig in die Klassenräume schaffen, weil noch ein Handel abgeschlossen werden muss oder das „Klatschen“ mit den Karten die Pausenglocke übertönt. Alternativ werden die Tauschgeschäfte auch während des Unterrichts unter dem Tisch fortgesetzt. Kurz gesagt: Sammelbilder haben Potential, vom Unterricht abzulenken.
Die Sache mit dem Geld
Viele Lehrerinnen und Lehrer befürchten auch, dass Kinder, deren Eltern kein Geld für die Abziehbilder erübrigen können oder wollen, benachteiligt sind und ausgegrenzt werden könnten. Wer dazugehören will, braucht eine gute Auswahl mit Bildern zum Tauschen.
Manche Schüler sind sogar dazu übergegangen, statt zu tauschen, Geld zu verlangen. Durch die Medien ging während der letzten EM z.B. der Fall einer Erstklässlerin, die 50 Euro für drei Sammelbilder bezahlen wollte.
Alternativen zum Verbot der Sammelkarten in der Schule
Schon im Zuge vergangener Fußball-Großereignisse sowie der Pokémon- und Yu-Gi-Oh-Wellen haben sich viele Schulen aus diesen Gründen dazu entschlossen, das Mitbringen von Sammelkarten zu verbieten. Tauchen doch Karten oder Alben auf, werden Sie einbehalten und den Schülern (oder den Eltern) frühestens am Ende des Schultages zurückgegeben.
Ein Verbot in der Schule verhindert einen Teil der Probleme. Der Gruppenzwang ist weniger präsent und es werden wohl weniger akute Streitereien auftreten. Außerhalb der Schule wird aber sehr wahrscheinlich weitergetauscht (und weitergestritten).
Es gibt aber auch Alternativen zu einem kompletten Verbot, mit denen Ihre Schüler sogar ihre sozialen Kompetenzen erweitern können:
1. Tauschregeln:
Räumen Sie dem Thema „Sammelbilder“ z.B. im Rahmen einer Klassenratssitzung oder im Morgenkreis etwas Zeit ein. Hier dürfen sich die Schüler und Sie äußern, wie das Tauschen ablaufen sollte, damit alle Spaß haben und was nicht erlaubt ist. Aus diesem Gespräch können Sie gemeinsam mit Ihren Schülern Tauschregeln ableiten (z.B. „Wir tauschen Sammelbilder nur in den Pausen“, „Wir tauschen die Sammelbilder nur gegen andere Sammelbilder – nicht gegen Geld“).
Danach werden die Konsequenzen von Verstößen gegen die Regeln verhandelt: So könnte es nach einem Regelverstoß eine Verwarnung geben, nach den Zweiten das Tauschen für eine Woche ausgesetzt werden und erst, wenn es dann immer noch nicht klappt, das Verbot drohen.
2. Tauschbörsen:
Gibt es beim Tauschen in den Pausen immer wieder kleinere Unstimmigkeiten, könnten Sie anregen, das Ganze durch „offizielle“ Tauschbörsen in geordnete Bahnen zu lenken. Ein oder mehrmals in der Woche übernehmen Sie und Ihre Kolleginnen und Kollegen dann während der großen Pause die Aufsicht über eine Tauschveranstaltung.
Auch hier ist die Aufstellung von Regeln sinnvoll. So gibt es weniger Streit, falls doch, kann er schneller unterbunden werden und – auch nicht zu vernachlässigen – die Alben werden schneller voll, womit der Tauschanlass verschwindet ;-)
3. Aufklärung:
70 Cent kostete 2016 ein Tütchen mit fünf Bildkarten. 680 leere Bildfelder befanden sich im letzten EM Panini-Sammelalbum. Das heißt, wären nie doppelte Bildchen in einer Tüte, müssten Ihre Schüler 136 Tütchen kaufen. Das würde 95,20 Euro kosten. Für Grundschüler eine Riesensumme! Und 2018 stieg der Preis für eine Tüte auf 90 Cent!
Aber die Schüler wissen bereits aus Erfahrung: Der Bestfall tritt nie ein – je voller das Album wird, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, doppelte Bilder zu bekommen. Was es wahrscheinlich kosten würde, ein Album nur mit gekauften Bildern komplett voll zu bekommen, hat ein Mathematikprofessor aus Cambridge berechnet: Laut seiner Formel wären im Schnitt 3733 Karten, d.h. 747 Tüten im Wert von 522,90 Euro nötig. Ein Kollege aus Berlin sieht die Zahl sogar noch höher: Seinen Berechnungen zufolge bräuchte man 961 Tüten für 672,70 Euro.
Diese Summen könnten die Vernünftigeren unter Ihren Schüler zum Nachdenken bringen, ob Sie so viel Geld ausgeben möchten – v.a. wenn Sie Ihnen klar machen, dass das Albums nach der EM oder WM, wenn das Sammelfieber wieder abgeklungen ist, schnell kaum noch etwas wert sein wird.
Allen, denen die Sammelbilder gerade den ein oder anderen Nerv rauben, können wir noch diese positive Aussicht auf den Weg geben: Der Höhepunkt des Sammelfiebers liegt üblicherweise kurz vor Beginn der EM bzw. WM.
Zwei bis drei Wochen nach dem Finale legt sich der Hype langsam wieder und Sie haben es überstanden.
Bis zur Europameisterschaft 2020 …
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