Selbstgesteuertes Lernen in der Schule: Infos und Tipps
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Selbstgesteuertes Lernen ist in der Pädagogik bereits länger ein Thema. Während der coronabedingten Schulschließungen hat es allerdings deutlich an Aktualität gewonnen. Hier stellen wir Ihnen selbstgesteuertes Lernen als Lernform vor und geben Anregungen, wie Sie es in Ihrem Unterricht umsetzen können.
- Was ist selbstgesteuertes Lernen?
- Welche Rolle habe ich als Lehrerin/Lehrer beim selbstgesteuerten Lernen?
- Warum ist selbstgesteuertes Lernen wichtig?
- Was setzt selbstgesteuertes Lernen voraus?
- Welche Kompetenzen benötigen Schülerinnen und Schüler?
- Wie kann selbstorganisiertes Lernen an einer Schule aussehen?
- Wie kann ich selbstgesteuertes Lernen in meinem Unterricht einführen?
- Wie kann ich selbstgesteuertes Lernen fördern?
Was ist selbstgesteuertes Lernen?
Selbstgesteuertes Lernen (auch: selbstbestimmtes/selbstorganisiertes Lernen) ist eine Lernform, die den Lernenden Entscheidungsmöglichkeiten und Gestaltungsfreiraum, z. B. bei der Wahl von Lernzielen, Lernorten, Lernzeiten, Lerninhalten, Lernmethoden, Lernquellen, Lernpartnern, Lernwegen und der Bewertung, ob das Lernen erfolgreich war, bietet.
Eine allgemeingültige Definition für den Begriff existiert aber nicht. Während für manche bereits Online-Lernen als selbstgesteuertes Lernen verstanden wird, müssen für andere weit mehr Kriterien erfüllt sein.
Welche Rolle habe ich als Lehrerin/Lehrer beim selbstgesteuerten Lernen?
Die Rolle der Lehrkräfte verschiebt sich beim selbstgesteuerten Lernen von der Wissensvermittlung mehr in Richtung Lernbegleitung. Sie begleiten, motivieren und unterstützen den Lernprozess und geben bei Bedarf Hilfestellungen. Wichtig ist es, besonders zu Beginn, der Klasse ihre Entscheidungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Warum ist selbstgesteuertes Lernen wichtig?
Beim selbstgesteuerten Lernen übernehmen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung für den eigenen Lernprozess. Diese Erfahrung hilft ihnen auch außerhalb der schulischen Umgebung, ganz im Sinne eines lebenslangen Lernens, den eigenen Wissensstand zu reflektieren, sich Wissen selbstständig anzueignen und das eigene Lernen zu organisieren.
Was setzt selbstgesteuertes Lernen voraus?
Nur wenn die Klasse geschult im Umgang mit selbstgesteuertem Lernen ist, können Sie auch die Entscheidungsmöglichkeiten, die die Lernform ihnen bietet, erkennen und nutzen. Deshalb müssen die Schülerinnen und Schüler zunächst die nötigen Kompetenzen erwerben. Zu Beginn werden Sie auch immer wieder Hilfestellungen geben müssen.
Welche Kompetenzen benötigen Schülerinnen und Schüler?
- Lernziele formulieren
- Lernquellen recherchieren
- Planung des Lernprozesses (geeigneter Lernort, Zeit)
- Sinnvolle Anwendung von Lernmethoden
- Arbeiten im Team, Kooperation
- Hilfe annehmen und Hilfestellungen geben
- Präsentation der Arbeitsergebnisse Reflexion des eigenen Lernprozesses
Wie kann selbstorganisiertes Lernen an einer Schule aussehen?
Es gibt inzwischen Schulen, deren Konzept auf selbstgesteuertem Lernen beruht. Ein Beispiel ist die Alemannenschule in Wutöschingen, eine Gemeinschaftsschule, die auf selbstorganisiertes, individuelles Lernen und kooperative Lernformen setzt. Die Schülerinnen und Schüler finden auf einer Lernplattform für sie hinterlegte Lernpakete, die sie selbstständig, orts- und zeitunabhängig bearbeiten können. Nach Abschluss absolvieren sie einen Gelingensnachweis und erhalten so Feedback zu ihrem Lernstand.
Die Kinder haben die Möglichkeit, in verschiedenen Lernräumen zu lernen: Dem Lernatelier, in dem jeder konzentriert für sich arbeiten kann, den Marktplätzen, in denen die Schülerinnen und Schüler kooperativ zusammenarbeiten, dem digitalen Lernraum, mit der Lernplattform, sowie den Inputräumen. Hier sind Präsentationen und Vorträge möglich.
Noch mehr über die Schule erfahren Sie im Beitrag „Der Raum als dritter Pädagoge – neue pädagogische Raumkonzepte an Schulen“.
Wie kann ich selbstgesteuertes Lernen in meinem Unterricht einführen?
Ist das gesamte Schulkonzept darauf ausgerichtet, lernen die Kinder in jedem Fach die Lernstrategien kennen und mit ihnen zu arbeiten. Als einzelne Lehrkraft ist es etwas schwieriger, selbstorganisiertes Lernen einzuführen, aber durchaus möglich.
Statt einer radikalen Umstellung bietet es sich an, zunächst erst eine kleine Auswahl an selbstgesteuerten Elementen anzubieten. Dadurch fallen den Schülerinnen und Schülern die Entscheidungen leichter. Sie können z. B. damit starten, dass die Kinder oder Jugendlichen Zeit, Ort und die Lernquellen zu der Bearbeitung eines Themas selbst wählen dürfen. In einem nächsten Schritt können sie vielleicht entscheiden, ob sie lieber allein, zu zweit oder als Team arbeiten möchten.
Wie kann ich selbstgesteuertes Lernen fördern?
Ein wichtiger Punkt beim selbstgesteuerten Lernen ist die Planung und Übersicht über die Lernziele und die Reflexion der Lernergebnisse.
Hier gibt es einige Instrumente, die den Schülerinnen und Schülern helfen:
Wochenplan:
Bei der Wochenplanarbeit gibt es Pflicht-, Wahl- und Zusatzaufgaben, die Sie den Schülerinnen und Schülern vorgeben – diese Punkte entscheiden die Kinder also noch nicht selbst. Zu Beginn kann der Anteil an Pflichtaufgaben beispielsweise größer sein, während Sie später, wenn die Klasse geübter ist, mehr Wahlaufgaben zur Verfügung stellen. Auch die Ergebnisse der Wochenplanarbeit können Sie überprüfen, um einschätzen zu können, wer noch Probleme hat.
Selbstgesteuerte Elemente können hier folgende sein:
Die Schülerinnen und Schüler
- wählen die Reihenfolge der Aufgaben selbst aus,
- suchen für sie passende Wahlaufgaben aus,
- entscheiden, ob sie Zusatzaufgaben erledigen,
- können sich die Zeit für die Aufgaben frei einteilen,
- entscheiden, welche Aufgaben sie allein oder in Partner- bzw. Gruppenarbeit erledigen,
- suchen sich einen passenden Arbeitsplatz.
Lerntagebuch:
Im Lerntagebuch dokumentieren die Schülerinnen und Schüler ihre Lernerfahrungen und üben, ihre Ergebnisse zu reflektieren. Es wird meist im Anschluss an die erledigten Aufgaben ausgefüllt. Dabei ist es sinnvoll, ihnen einige Leitfragen an die Hand zu geben, an denen sie sich bei den Eintragungen orientieren können:
- Was wolltest du erfahren und dazulernen?
- Wobei hattest du Probleme?
- Wie bist du mit den Problemen umgegangen?
- Was würdest du beim nächsten Mal anders machen?
- Was konntest du Neues lernen?
Das Lerntagebuch hilft, herauszufinden, wie man gute Lernergebnisse erzielt und welche Lernstrategien motivieren und Freude am Lernen bereiten.
Logbuch:
Ein Logbuch ist einem Lerntagebuch ähnlich. Der Fokus liegt aber mehr im Planen des Lernens und dem Beobachten des themenbezogenen Lernfortschritts. Die Kinder tragen ihre Lernziele ein, wann sie was erreichen möchten, wo sie momentan stehen und dokumentieren die Lernfortschritte. Das Logbuch gleicht meist weniger einem leeren Notizbuch, sondern eher einem Kalender mit Jahres-, Monats- und Wochenübersichten. Am Anfang der Woche tragen sie ihre Lernziele ein und bei den einzelnen Tagen, woran sie gerade arbeiten und welche To-dos es gibt. Am Ende des Schultags bewerten die Kinder ihren Lernfortschritt. Zum Wochenende werden dann die Ergebnisse der gesamten Woche eingeordnet und bewertet.
Weitere Methoden, die selbstorganisiertes Lernen ermöglichen, sind:
- Freiarbeit
- Projektarbeit
- Schülerfirma
- Portfolio
Quellen:
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