Sommerferienregelung: Alles rolliert, nur der Süden will standhaft Letzter bleiben
Der Sommerferienzeitraum wird schon Jahre im Voraus durch die Kultusministerkonferenz (KMK) festgelegt. Völlig reibungsfrei geht es dabei aber selten zu. Die Sonderstellung Bayerns und Baden-Württembergs, als die ewig Letzten im Reigen der Ferienstarttermine, sorgt regelmäßig für Missstimmungen.
Wie funktioniert die Sommerferienregelung und wie ist das Privileg des späten Starts begründet?
Wie werden die Sommerferien festgelegt?
- Die KMK legt die Sommerferien auf Grundlage von Artikel 25 der „Ländervereinbarung über die gemeinsame Grundstruktur des Schulwesens und die gesamtstaatliche Verantwortung der Länder in zentralen bildungspolitischen Fragen“ (Beschluss der KMK vom 15.10.2020) fest.
- Ausschlaggebend sollen dabei pädagogische Gesichtspunkte sein. Das heißt, die Dauer der beiden Schulhalbjahre soll möglichst konstant bleiben, damit ausreichend Zeit für die Prüfungstermine und eine verlässliche Lernplanung ist. Neben den Schulen sollen durch die frühzeitige Festlegung auch Familien und die Tourismusbranche Planungssicherheit erhalten.
- Die Bundesländer starten gestaffelt in einem rollierenden System in die Sommerferien.
- Die Sommerferien sollen im Zeitraum zwischen dem 20. Juni und dem 15. September stattfinden.
- Interessant ist, dass der späte Ferienbeginn in Bayern und Baden-Württemberg hier nicht schriftlich festgelegt ist.
- Durch die KMK werden allein die Sommerferien festgelegt, die übrigen Ferien werden durch die Länder geplant.
Wie funktioniert das rollierende System?
- Die Bundesländer sind in 5 Ländergruppen aufgeteilt:
Gruppe I Brandenburg, Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein
Gruppe II Bremen, Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen
Gruppe III Nordrhein-Westfalen
Gruppe IV Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland
Gruppe V Baden-Württemberg, Bayern - Die Bundesländer in derselben Gruppe starten zeitgleich für gut sechs Wochen in die Ferien.
- Beginnt beispielsweise in einem Jahr Gruppe IV mit den Ferien, startet im folgenden Jahr eine andere Gruppe als erstes in die Sommerferien.
- Einzige Ausnahme: Gruppe V, also Baden-Württemberg und Bayern, gibt immer das Schlusslicht und beginnt die Ferien an den letzten Juli- bzw. den ersten Augusttagen.
Warum starten nicht alle gleichzeitig?
Der gestaffelte Start soll den Reiseverkehr entzerren und Staus auf den Autobahnen sowie überfüllte Züge und Ferienunterkünfte vermeiden. Auch für die Tourismusbranche ist die Staffelung und damit ein ausgedehnter Sommerferienzeitraum von Vorteil.
Warum beginnen die Sommerferien in Bayern und Baden-Württemberg immer so spät?
Die Regelung geht auf das „Hamburger Abkommen“, dem 1964 beschlossenen Vorgänger der zuvor genannten Ländervereinbarung von 2020, zurück: In den stark landwirtschaftlich geprägten Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg wurden schulpflichtige Kinder im August und September als Erntehelferinnen und -helfer benötigt. Man entschied deshalb, dass die Ferien dort erst später beginnen, um den Erntezeitraum noch abzudecken.
In einigen anderen Bundesländern wird diese als Privileg empfundenen Regelung inzwischen kritisch gesehen:
- Der späte Start erlaubt es den Familien im Süden, die Preise der Nebensaison zu nutzen.
- Auf schulischer Seite ist der geringere Abstand zwischen Weihnachts- und Sommerferien in Bezug auf die Verteilung der Klassenarbeiten und Prüfungen nicht optimal.
Auf der anderen Seite müssen die Schülerinnen und Schüler im Süden im Juli, dem oft heißesten Monat im Jahr, in der Schule schwitzen.
Baden-Württemberg und Bayern wollen ihren Sonderstatus allerdings behalten. Da die Zeiten, in denen Kinder in großer Zahl bei der Ernte helfen mussten, vorbei sind, werden die längeren Pfingstferien, die in Bayern und Baden-Württemberg Tradition haben, als Argument genutzt: Frühe Sommerferien würden zu schnell an sie anschließen und es bliebe zu wenig Zeit im zweiten Halbjahr.
Hamburg konnte bei den letzten Verhandlungen über den Sommerferienzeitraum einen kleinen Erfolg erzielen: In der Ländergruppe I, zu der Hamburg gehört, sollen die Ferien künftig erst ab Juli starten.
Zumindest bis 2030 ändert sich nach den aktuellen Verhandlungen erstmal nichts an der Sonderstellung der beiden südlichen Bundesländer. Spätestens, wenn die nächsten Verhandlungen über die Sommerferienregelung anstehen, dürfte die Diskussion aber von Neuem beginnen.
Quellen:
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