Sozialkompetenz und soziales Lernen in der Grundschule
Schülerinnen und Schüler leben und lernen in der Klasse mit einer größeren Gruppe zusammen. Das ist nicht immer einfach, denn jeder hat seinen eigenen Charakter, eigene Vorstellungen und Wünsche.
Besonders in der Grundschule hat aber noch nicht jeder der Schülerinnen und Schüler gelernt, wie er seine Gefühle und Emotionen und die der anderen Kinder wahrnehmen und deuten kann. Fehlen diese Fähigkeiten, kommt es leicht zu Streit und Konflikten der Kinder untereinander, die sich auch auf die Stimmung in der Klassengemeinschaft auswirken können. Deshalb ist es wichtig, die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu fördern.
Was ist mit sozialer Kompetenz bzw. Sozialkompetenz in der Schule gemeint?
Soziale Kompetenzen umfassen ein ganzes Bündel von Werten, Verhaltensweisen und Einstellungen wie Empathie und Kritikfähigkeit. Sie bieten damit einen Rahmen von ethischen Maßgaben und Regeln, der ein harmonisches Zusammensein in Gruppen ermöglicht.
Sozial kompetente Kinder
- wissen, wie sie sich in Gruppen angemessen verhalten.
- verstehen soziale Verhaltensweisen in Gruppen.
- können ihr Verhalten und das anderer reflektieren.
- integrieren sich dadurch leicht und agieren erfolgreich innerhalb von Gruppen.
Soziale Kompetenzen sind deshalb für Schülerinnen und Schüler eine Voraussetzung für das Funktionieren der Klassengemeinschaft. Ein gutes Miteinander ist wiederum grundlegend für ein positives Lernklima und ermöglicht damit, gute Leistungen der Schülerinnen und Schüler (und auch der Lehrerinnen und Lehrer!).
Soziales Lernen und die Förderung der Sozialkompetenz werden an Grundschulen immer wichtiger
Wenn wir uns bei Lehrerinnen und Lehrern umhören, gewinnen wir den Eindruck, dass es immer mehr Kinder gibt, denen es noch an Einfühlungsvermögen und Lösungsstrategien fehlt, wie sie mit Gefühlen wie Wut, Angst oder Traurigkeit umgehen können.
Aus verschiedenen Gründen scheinen manche Kinder solche und weitere soziale Fähigkeiten nicht mehr in ausreichendem Maß bereits durch die Eltern in der Familie vermittelt zu bekommen. Das gemeinsame Lernen und Leben in der Klasse kann dadurch beeinträchtigt werden.
Das Lehren von Sozialkompetenz in Schulen
Soziales Lernen, also die Förderung der sozialen und emotionalen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler, ist deswegen ein Thema, das an Schulen immer mehr an Bedeutung gewinnt. In den Lehr-, Rahmen- bzw. Bildungsplänen für Grundschulen ist die Förderung sozialer Kompetenzen inzwischen fest verankert.
Welche Sozialkompetenzengibt es?
12 wichtige Beispiele für ein harmonisches Miteinander in der Schule sind:
- Empathie
- Kritikfähigkeit
- Kommunikationsfähigkeit
- Toleranz
- Flexibilität
- gute Selbstwahrnehmung
- Selbstbewusstsein
- Zuverlässigkeit
- Verantwortungsbewusstsein
- Kooperationsbereitschaft
- Fairplay
- Wertschätzung/Respekt
Ein wichtiger Teil des sozialen Lernens ist dabei der Umgang mit Emotionen und Gefühlen:
Wie lernen Schülerinnen und Schüler Sozialkompetenzen in der Schule?
Um sozial kompetent zu interagieren und kommunizieren, ist es für die Kinder wichtig, die eigenen Gefühle und Emotionen sowie die der anderen zu erkennen, benennen und deuten zu können sowie auch angemessen auf sie zu reagieren – mit anderen Worten: sich sozial zu verhalten.
1. Gesprächssituationen schaffen: Morgenkreis und Klassenrat
Morgenkreis und Klassenrat schaffen Gesprächssituationen, in denen sich die Klasse mit Ihrer Unterstützung über Gefühle und Emotionen, Streit und alles, was sie sehr beschäftigt, austauschen können. Durch das Sprechen über die eigenen Gefühle und die der Mitschülerinnen und Mitschüler lernen sich die Kinder besser kennen. Nur wer versteht, warum der andere so reagiert wie er reagiert, kann auch Verständnis dafür aufbringen und Einfühlungsvermögen entwickeln.
Die Schülerinnen und Schüler lernen,
- zuzuhören
- ihre Gefühle mitzuteilen
- Meinungen anderer zu akzeptieren und respektieren
- Kompromisse zu schließen
- Gesprächsregeln zu beachten und fair zu diskutieren
- konstruktiv Kritik zu üben und mit Kritik umzugehen
- Konflikte zu lösen
- das eigene Verhalten zu reflektieren
Wenn Sie weitere Infos benötigen, wie ein Klassenrat etabliert werden kann, schauen Sie doch in unseren Blog-Beitrag „Der Klassenrat – Selbstorganisation und Demokratie im Unterricht“.
Und hier finden Sie Ideen für den Morgenkreis in der Grundschule.
2. Lehrmittel helfen bei der Vermittlung:
Die Bedeutung der Förderung der Sozialkompetenz spiegelt sich auch in den zahlreichen Lehrmitteln wider, die inzwischen zum Thema Gefühle und Emotionen existieren und Lehrerinnen und Lehrer bei der Vermittlung des Themas unterstützen.
Es gibt dabei viele Materialien, die auf bildlichen Darstellungen basieren und sich dadurch auch gut für Schüler eignen, die Deutsch als Zweit- bzw. Fremdsprache lernen.
Bildkarten, die Gestik und Mimik in den verschiedensten Gemütslagen zeigen, ermöglichen es den Kindern beispielsweise die dargestellten Emotionen zu deuten und zu benennen. Im Gespräch erläutern sie, woran sie ihre Interpretation festmachen. Sie eröffnen darüber hinaus Sprech- und Schreibanlässe, in denen die sie z. B. ausführen können, wann und aus welchem Grund sie sich das letzte Mal so gefühlt haben, wie die dargestellte Person auf der Karte. So lernen die Schülerinnen und Schüler zu reflektieren, was bestimmte Gefühle auslösen können. Diese Selbstreflexion fördert die Empathiefähigkeit und das Einfühlungsvermögen.
3. Perspektivwechsel: Rollenspiele
Rollenspiele ermöglichen es den Schülerinnen und Schülern, mal in die Haut eines anderen zu schlüpfen. Auch hier geht es um die Entwicklung von Empathiefähigkeit und Einfühlungsvermögen. Durch die Beispiele fällt es den Kindern auch in Alltagssituationen leichter, sich selbst und andere besser einzuschätzen. Im praktischen Durchleben verschiedener Situationen können die Kinder Lösungsstrategien entwickeln, für den Fall, dass sie tatsächlich einmal in eine ähnliche Lage kommen.
Ganz einfach umzusetzen und auch für Grundschulkinder machbar, ist ein Rollenspiel, bei dem Sie allen Kindern denselben Ausgangspunkt vorgeben:
Beispielsweise einen kurzen Satz wie: „Es beginnt zu schneien“. Dann darf jedes Kind ein Gefühl (Ärger, Begeisterung, Angst, Enttäuschung, Wut …) aus einer Kiste mit entsprechend vorbereiteten Losen ziehen – das macht es spannender (wer sich die Arbeit sparen möchte, kann die Gefühlslagen auch ohne Tombola zuteilen). Nun tragen die Kinder mithilfe von Sprache, Mimik, Gestik und Lautstärke eine kleine Situation vor, die zu dem Satz und ihrem Gefühl passt und trägt diese vor. Die anderen dürfen danach überlegen, welches Gefühl dargestellt wurde :)
Fazit
Diese drei Beispiele sind nur erste Ansatzpunkte an das Thema „soziale Kompetenzen fördern“, um die Schülerinnen und Schüler im Umgang mit eigenen und fremden Gefühlen und Emotionen zu schulen. Ebenso wichtig ist ein starkes Wir-Gefühl in der Klasse, das beispielsweise durch gemeinsame Aktivitäten, Klassenregeln und -rituale, eine positive Lernumgebung und Unterrichtsformen, wie dem kooperativen Lernen, unterstützt werden kann.
Quellen
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