Tablets in der Schule
Das erfahren Sie in diesem Beitrag
8 Tipps zur Umsetzung einer Tablet-Klasse
Tablets kommen noch immer nur in einer überschaubaren Anzahl von deutschen Schulen regelmäßig im Unterricht zum Einsatz.
Pilotprojekte und Projekte, die Lehrerinnen und Lehrer in Eigeninitiative gestartet haben, konnten aber bereits positive Erfahrungswerte für das Arbeiten mit dem Tablet im Unterricht erbringen. Schwierig sind dagegen die Finanzierung der Geräte, die Bereitstellung der nötigen Infrastruktur und die Gewährleistung von Schulungen für Lehrkräfte.
Mit der Vorstellung der „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ durch Bundesbildungsministerin Johanna Wanka im Oktober 2016 verbesserten sich die Aussichten auf die Umsetzbarkeit eines großflächigeren Tablet-Einsatzes an Schulen. Der sogenannte „DigitalPakt Schule“ soll fünf Milliarden Euro zur Ausstattung der Schulen mit Breitbandanbindung, WLAN und Geräten bereitstellen. Auf der anderen Seite sollen die Länder gewährleisten, dass die Lehrkräfte Fort- und Weiterbildungen erhalten, tragende Konzepte erarbeitet und vergleichbare technische Standards geschaffen werden.
Nachdem es lange ruhig um das Vorhaben war, kam Ende 2018 Bewegung in die Sache: Der Gesetzentwurf zur Änderung des Grundgesetzes erhielt die nötige Zustimmung der Parteien. Unstimmigkeiten mit den Bundesländern verzögerten das Vorhaben, doch nun deutet alles darauf hin, dass nach der Entscheidung des Bundesrats am 15. März 2019 die Wege für den Digitalpakt geebnet sein werden. Dadurch wird es dem Bund ermöglicht, in die Bildungsinfrastruktur zu investieren, was zuvor allein Ländersache war.
UPDATE Januar 2020: Inzwischen haben in einigen Bundesländern erste Schulen Mittel beziehen können.
Infos, was der Digitalpakt für Ihre Schule bedeutet, finden Sie in unserem Blog-Beitrag.
Wie der Tablet-Einsatz in der Schule zum Erfolg werden kann
Bevor eine Schule Geld für Tablets ausgibt, sollten aber einige Punkte abgehakt werden:
1. Konzept:
Über einen Punkt sind sich inzwischen alle einig: Die Bereitstellung von hochgelobter Technik allein bringt keine Lernerfolge.
Ohne ein durchdachtes didaktisches Konzept können Tablets zum teuren Fehlkauf werden!
Die ersten Fragen, die es zu beantworten gilt, sind deshalb:
- Warum wollen Sie Tablets im Unterricht einsetzen?
- Welche pädagogischen Ziele wollen Sie erreichen?
- Wie lässt sich das Tablet inhaltlich und methodisch in den Lernprozess integrieren?
- Gibt es bereits ein Medienkonzept an Ihrer Schule? Welche Rolle kann das Tablet darin einnehmen?
- Ab welcher Klasse erscheint der Einsatz von Tablets sinnvoll? Sollten z. B. an der Grundschule zunächst Lesen, Schreiben und Rechnen als elementare Basisfertigkeiten im Vordergrund stehen? Oder gehört der Umgang mit digitalen Medien heute vielleicht zu diesen Basisfertigkeiten?
Lehrerinnen und Lehrer, die Tablets bereits einsetzen, raten, die Geräte nicht zur Hauptattraktion des Unterrichts werden zu lassen. Wie Geodreieck, Schulbuch oder Landkarte sollten Tablets als Lehr- und Lernmittel in allen Fächern für alltägliche Aufgaben genutzt werden. Dabei sollte ein didaktischer Vorteil oder die Erweiterung von Kompetenzen maßgeblich für den Einsatz sein.
2. Technische Voraussetzungen:
Die Anschaffung von Tablet-Geräten ergibt erst Sinn, wenn Ihre Schule über einen Breitband-Internetzugang und ein stabiles WLAN verfügt.
3. Finanzierung:
Eine der größten Hürden bei der Einführung von Tablet-Klassen ist sicherlich die Finanzierung der Geräte. Je nach (schultauglichem) Gerät fallen im Schnitt zwischen 250 und 500 Euro an. Bestehende Schulen mit Tablet-Klassen haben verschiedene Lösungsansätze gefunden:
- Finanzierung durch Schülereltern: Bei dieser Variante haben die Eltern meist die Möglichkeit für das Tablet regelmäßige Raten zu bezahlen, bis das Gerät schließlich komplett den Schülern gehört. Ein ausgearbeitetes, durchdachtes Konzept hilft, die Eltern der Schüler von der Übernahme der Kosten für ein Tablet zu überzeugen. Leichter wird dieser Punkt natürlich, wenn sich die Eltern bewusst für die Anmeldung Ihres Kindes in einer Tablet-Klasse entscheiden.
Da die hohen Kosten nicht von allen Eltern selbst getragen werden können, sollte für diese Fälle eine Kostenübernahme (z. B. durch den Förderverein) oder ein Pool an Leih-Tablets vorhanden sein.
Der große Vorteil eines persönlichen Tablets ist, dass nur seine Daten darauf gespeichert sind, andere Nutzer nichts löschen oder verstellen können und das Tablet auch zuhause zur Bearbeitung von Aufgaben genutzt werden kann. - Finanzierung durch die Schule bzw. den Förderverein: Eine weitere Option stellt die Beschaffung der Geräte durch die Schule evtl. mit Unterstützung des Fördervereins dar. Damit die Kosten tragbar bleiben, steht ein Tablet meist mehreren Schülern zur Verfügung. Der Einsatz der Geräte erfordert etwas mehr organisatorischen Aufwand, da sich die Lehrkräfte über die Nutzungszeiten abstimmen müssen.
Da viele Fördervereine an Schulen bereits zahlreiche weitere finanzielle Anforderungen stemmen müssen und auch der Schuletat meist nicht ausreicht, ist diese Möglichkeit nicht immer gegeben. - Bring Your Own Device (BYOD): BYOD bedeutet, dass jeder Schüler sein bzw. ein im Haushalt vorhandenes Gerät mitbringt, um in der Schule damit zu arbeiten. Besonders gut klappt das bereits, wenn Smartphones gefragt sind.
Die JIM-Studie 2016 zeigte, dass 97% der Mädchen und 93% der Jungen ein eigenes Smartphone besitzen. Über ein eigenes Tablet verfügen aber nur rund 30% der befragten 12- bis 19-Jährigen. Während viele Aufgaben (z. B. Recherchieren) auch mit einem Smartphone bewältigt werden können, ist die Erstellung z. B. von Präsentationen auf dem kleinen Gerät schwierig. Auch die unterschiedlichen Betriebssysteme erschweren das Arbeiten. Problematisch an dem Konzept ist auch, dass sich Eltern leicht dazu genötigt fühlen können, ihren Kindern neue, teure Geräte zu kaufen.
Für einen Probelauf oder einzelne Projekte ist das Konzept BYOD in Klassen, in denen alle Schüler über ein geeignetes Gerät verfügen, eine Option. Ein dauerhafter BYOD-Ansatz ist dagegen schwierig. - Teilnahme an Pilotprojekten: Glücklich können sich Schulen schätzen, die es schaffen, Teil eines Pilotprojekts zu werden, das die Finanzierung der Tablets trägt.
4. Wahl von Betriebssystem und Gerät:
Die Entscheidung für das favorisierte Betriebssystem ist mindestens genauso wichtig wie die Wahl des Geräts selbst. Im Wesentlichen müssen Sie sich zwischen Android-, iOS- und Windows-Geräten entscheiden.
Um einen relevanten Unterschied zu nennen: Beim Apple-Betriebssystem iOS handelt es sich um ein geschlossenes System, das nur Anwendungen erlaubt, die durch den Anbieter geprüft und freigegeben werden. Einerseits führt dies zu mehr Sicherheit gegenüber Viren und Malware, andererseits sind aber nur Anwendungen zugelassen, die der Anbieter für richtig hält. Offene Systeme wie Android erlauben eine weit größere Freiheit bei der Auswahl an Anwendungen, Anbietern und bei Downloadportalen. Aufgrund der entsprechend geringeren Sicherheit empfhielt es sich hierbei eine Anti-Virus Software und eine Firewall zu nutzen.
Bei den Tablets spielen Haltbarkeit (z. B. Gehäuse aus Metall), einfache Bedienung, Datenschutz, ausreichend Speicherplatz und Akkulaufzeit eine große Rolle.
Inzwischen haben alle Anbieter erkannt, welche Chance der Einsatz der Geräte an Schulen auch für sie bringt und bieten spezielle Features, Apps und Sparangebote für Bildungseinrichtungen an.
Uneigennützig ist dieser Service natürlich nicht: Die Wahl eines Betriebssystems und Geräts für den Schuleinsatz kann großen Einfluss auf das zukünftige Kaufverhalten der Schüler haben. Wir halten es deshalb für wichtig, diesen Punkt zum Teil der Medienerziehung zu machen und die Gerätewahl mit den Schülern zu diskutieren und kritisch zu hinterfragen.
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5. Fortbildung der Lehrkräfte:
Fort- und Weiterbildungen der Lehrerinnen und Lehrer sind wie bei der Einführung jedes neuen Konzepts bzw. neuer Technik unerlässlich. Jeder muss mitgenommen werden und – wie es bei den Schülern oft so schön heißt – dort abgeholt werden, wo er im Moment steht ;-)
Eine anfängliche Ablehnung ist nicht selten einer Unsicherheit im Umgang mit der Technik geschuldet. Wer will sich schon vor den Schülern blamieren, die im Umgang mit der digitalen Technik in der Regel ziemlich fit sind.
Tiefer noch sitzen Bedenken von Technik-Pessimisten, die den Einsatz digitaler Technologien kategorisch ablehnen und gerne die Argumente des Neurowissenschaftlers Manfred Spitzer zitieren, der Computer als „Lernverhinderungsmaschinen“ ansieht.
Dieser Sicht kann man entgegenstellen, dass eine Digitalisierung an Schulen keine abrupte oder fundamentale Veränderung oder Ablehnung der erprobten Unterrichtstechniken bedeutet. Die digitale Technik bietet aber neue und zeitgemäße Möglichkeiten, die für den Unterricht genutzt werden und ihn bereichern können.
Zudem können die Schüler durch den angeleiteten Umgang mit der digitalen Technik ihre Medienkompetenz verbessern. Dieses Wissen hilft ihnen sowohl im privaten Umgang mit der Technik sowie auch für ihre berufliche Zukunft.
Nur wenn alle breit sind, das Konzept zu tragen, zu verwirklichen und weiterzuentwickeln, kann es aber Erfolg haben. Ein gutes Konzept ist dabei die wichtigste Überzeugungsgrundlage.
Im Fall der Tablets ist der Umgang mit der Technik der Geräte schnell erlernt. Besonders wichtig ist es, die passenden Anwendungen für die unterschiedlichen Fächer und Klassenstufen kennen und anwenden zu lernen. Und da beständig neue entwickelt werden, ist es mit einer einmaligen Fortbildungen nicht getan.
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6. Aufbewahrung:
Aufgrund des hohen Wertes der Tablets werden sichere Aufbewahrungsmöglichkeiten, wie abschließbare Schränke, benötigt.
Wie für Laptops gibt es inzwischen aber auch Tablet-Locker, in denen die Geräte nicht nur sicher verwahrt, sondern je nach Modell auch geladen und synchronisiert werden können. Je nach Bedarf können Sie zwischen rollbaren Koffern und Wägen oder fest montierten Tablet-Kuben bzw. -Schränken wählen.
Nehmen die Schüler ihr Tablet mit nach Hause, ist es sinnvoll, in den Tablet-Nutzungsregeln festzuhalten, dass das Tablet immer mit einem voll aufgeladenen Akku mitzubringen ist. Sollte ein Schüler das einmal vergessen, gibt es auch für dieses Problem eine Lösung: Externe Akkus, sogenannte Powerbanks, ermöglichen das Aufladen noch während des Unterrichts, falls keine Steckdose in Reichweite ist. Gut geeignet für das vollständige Aufladen eines Tablets ist eine Powerbank mit einer Kapazität ab 10 000 mAh.
Im Betzold Online Shop finden Sie in der Kategorie „Kabel und Adapter“ weitere Powerbank-Varianten.7. Einführung des Geräts bei Schülern:
Sind die genannten Punkte abgearbeitet, kann der Einsatz des Tablets im Unterricht starten! Den Anfang sollte immer eine Einführung der Schüler in die Arbeit mit dem Tablet machen. Denn obwohl die meisten Schüler fast mit ihrem Smartphone verwachsen scheinen und in einer Geschwindigkeit texten können, von der einem Ü-25-Jährigem schwindelig wird, sind anfangs noch Wenige mit dem Erstellen von Präsentationen, Textverarbeitung, MindMaps, Wikis, Podcasts, Blogs, Musikstücken oder dem Schneiden von Filmen vertraut.
Und nicht umsonst wird immerfort die Schulung der Medienkompetenz gepredigt: Datenschutz, das Erkennen von vertrauenswürdigen Quellen bzw. auf der anderen Seite „Fake News“ oder korrektes Zitieren sind nur einige Themengebiete, mit denen viele Kinder und Jugendliche noch umzugehen lernen müssen.
8. Festlegung von Nutzungsregeln:
Damit der Tablet-Einsatz möglichst reibungslos abläuft, keine Unterrichtszeit kostet und wenig ablenkt, sollten Sie sich mit Ihrer Klasse auf Tablet-Regeln und Konsequenzen bei Verstößen einigen.
Bei schuleigenen Tablets empfiehlt es sich darüber hinaus z. B. den App-Store, den Zugriff zu den Einstellungen im E-Mail-Account und die Möglichkeit Apps zu löschen zu deaktivieren.
Zu den Tablet-Regeln könnten beispielsweise folgende Punkte zählen:
- Das Tablet soll zuhause immer vollständig aufgeladen werden.
- Das Tablet wird immer mit in die Schule gebracht.
- Das Tablet darf nur benutzt werden, wenn die Lehrkraft dazu auffordert.
- In den Pausen/am Unterrichtsende werden die Tablets eingeschlossen.
- Die Schüler achten darauf, ausreichend Speicherkapazität (20 – 30%) frei zu halten.
- Jeder Schüler geht sorgsam mit dem Tablet um.
- Auf den Tablets der Mitschüler darf ohne deren Wissen nichts gelöscht, verändert oder installiert werden.
Welche Vorteile bringt der Einsatz von Tablets im Unterricht mit sich?
Hier eine kleine Auswahl:
- Einen unkomplizierten Zugriff auf das Internet, z. B. um Informationen zu recherchieren.
- Der Computerraum wird überflüssig und für neue Nutzungsideen frei
- Auch das zeitraubende Hochfahren der PCs entfällt.
- Tablets sind robust, klein, leicht und mobil.
- Sie bieten tolle Visualisierungsmöglichkeiten.
- Statt am Kopierer zu stehen und Papierstapel zu produzieren, laden Sie die Arbeitsmaterialien schnell in die Cloud.
- In digitale Bücher dürfen Schüler Notizen eingetragen und Textstellen markieren.
- Sie können Aufgaben und Links per E-Mail verschicken.
- Tablets ermöglichen es den Schülern, in ihrem eigenen Lerntempo zu arbeiten.
- Eine Steigerung der Lernmotivation kann durch den Einsatz aktueller, ansprechender Materialien und der Möglichkeit zu individuellem, eigenaktivem Lernen erzielt werden.
- Die Schüler müssen keine Atlanten und Wörterbücher schleppen.
- Der sichere Umgang mit digitalen Medien und die geschulte Medienkompetenz bilden eine gute Basis, um in Studium und Berufsausbildung weiter darauf aufbauen zu können.
Sollte der „DigitalPakt#D“ kommen, bleibt zu hoffen, dass es nicht versäumt wird, in Weiter- und Fortbildungen sowie die Information über und die Bereitstellung von geeigneten digitalen Inhalten zu investieren. Nur so kann das Lernen mit den Tablets ein Erfolg werden.
Datenschutz und Datensicherheit sind zwei Themen, die beim Einsatz von Tablets im Unterricht nicht zu kurz kommen dürfen:
Datenschutz und Datensicherheit beim Arbeiten mit Tablets und Co.
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