Unterrichtseinstiege - Tipps für einen guten Start
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Ein gelungener Unterrichtseinstieg kann den Ton für die kommende Stunde setzen und dazu beitragen, das Interesse und die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler zu wecken.
Wenn Sie noch vor oder gerade im Referendariat stehen, gilt: Ein durchdachter, gut funktionierender Unterrichtseinstieg ist die Grundlage für eine gute Bewertung von Unterrichtsbesuchen und Lehrproben.
Um bei Bedarf auf ein reiches Repertoire an Möglichkeiten zurückgreifen zu können, stellen wir im Folgenden Beispiele für verschiedene Methoden und Ideen zum Einstieg in eine neue Stunde vor.
Wozu dienen Unterrichtseinstiege?
Unterrichtseinstiege dienen zur Einleitung des Themas der aktuellen Unterrichtsstunde. Sie sind Teil der Einstiegsphase in den Unterricht. Es gibt verschiedene schüleraktive und lehrerzentrierte Ansätze. Die Schülerinnen und Schüler sollen durch einen gelungenen Einstieg auf das Unterrichtsthema vorbereitet werden, sich orientieren, neugierig gemacht werden oder sich eine Meinung dazu bilden.
Der erste Schritt in eine neue Unterrichtsstunde
Hilbert Meyer sieht in dem Dreierschritt Einstiegsphase – Erarbeitungsphase – Ergebnissicherung den „methodischen Grundrhythmus“ einer Unterrichtsstunde (H. Meyer, Unterrichtsmethoden, in: H. Kiper / H. Meyer / W. Topsch: Einführung in die Schulpädagogik, Berlin 2002, S. 109 – 121).
1. Die Stundeneröffnung
Bevor es zum eigentlichen Unterrichtsthema geht, beginnt diese Einstiegsphase in der Regel zunächst mit der Stundeneröffnung. Diese kurze Warm-up-Phase ist gekennzeichnet von Stundeneröffnungsritualen.
Bei älteren Schülerinnen und Schülern belassen es die meisten Lehrkräfte bei der Begrüßung, um zu signalisieren, dass die Stunde nun beginnt und der Geräuschpegel zügig sinken sollte. In der Grundschule wird z. B. gern mit einem Morgenkreis, dem Tagesplan oder einem geklatschten Rhythmus, einem Spruch, Reim oder Lied gestartet, um die Schülerinnen und Schüler auf die Stunde einzustimmen.
Weitere Informationen zu Ritualen im Unterricht erhalten Sie im Beitrag „Tipps zu Einführung und Einsatzmöglichkeiten von Ritualen in der Schule“.
2. Der Unterrichtseinstieg
Der Unterrichtseinstieg stellt die eigentliche Hinführung auf das Unterrichtsthema dar. Nach Hilbert Meyer soll in dieser Phase eine „gemeinsame Orientierungsgrundlage für den zu erarbeitenden Sach-, Sinn- oder Problemgegenstand“ geschaffen werden.
Dabei ist es nicht nötig (und möglich), in jeder Stunde ein Feuerwerk zu zünden (außer es ist Lehrprobe …).
Wichtig ist, dass der gewählte Einstieg in Bezug auf das Ziel, das Sie durch ihn erreichen möchten, Sinn ergibt. Die zu Beginn der Stunde geäußerten Gedanken und Meinungen können z. B. im weiteren Stundenverlauf reflektiert und kritisch hinterfragt werden.
Vielleicht bestätigen sie sich oder verändern sich durch die tiefergehende Auseinandersetzung mit dem neuen Thema.
Mögliche Ziele, die Sie durch einen passenden Unterrichtseinstieg erreichen können:
- Schülerinnen und Schüler informieren, was sie in der Stunde erwartet
- Vorkenntnisse der Schülerinnen und Schüler abrufen und diese einbeziehen
- Einstellungen, Gedanken und Ansichten der Schülerinnen und Schüler sammeln und reflektieren
- Interesse für das neue Unterrichtsthema wecken
- Die Schülerinnen und Schüler motivieren und in „Lernlaune“ bringen
- Den Schülerinnen und Schülern Orientierung geben, was sie in den kommenden Stunden erwartet
- Zu Fragen oder Kritik anregen
- Möglichkeit geben, den weiteren Unterrichtsverlauf mitzugestalten
Wenn kein neues Unterrichtsthema ansteht:
Wird in der anstehenden Stunde kein neues Thema begonnen, ist ein Rückbezug auf das zuvor Erarbeitete zu Beginn der Stunde üblich und sinnvoll.
Die Schülerinnen und Schüler können sich so wieder in Erinnerung rufen, was bisher durchgenommen wurde und können das Bekannte dadurch leichter auf die aktuelle Stunde und den neuen Unterrichtsstoff anwenden.
1. Hausaufgabenkontrolle:
Das gemeinsame Besprechen der Hausaufgaben ist wohl nach wie vor der am häufigsten praktizierte Einstieg in den Unterricht.
Die Hausaufgabenkontrolle kann verschiedene Aufgaben erfüllen:
- Kontrolle, ob die Schülerinnen und Schüler die Hausaufgaben gemacht haben
- Kontrolle, ob die Lerninhalte verstanden wurden bzw. wo es noch Probleme gibt
- Anknüpfung an die Inhalte der vergangenen Stunde
2. Wiederholung von Lerninhalten:
Bei der Wiederholung der Inhalte der letzten Stunde setzen viele Lehrerinnen und Lehrer auf das Üben von Variationen bereits erarbeiteter Aufgaben oder auf das Abfragen eines oder mehrerer Schülerinnen und Schüler.
Wenn Ihnen (und Ihren Schülerinnen und Schülern) das zu eintönig sein sollte, haben wir im Beitrag „Inhalte der letzten Stunde abwechslungsreich und spielerisch wiederholen“ einige alternative Möglichkeiten zur Stundenwiederholung zusammengetragen :)
Wenn ein neues Unterrichtsthema ansteht
Die Entscheidung für einen Unterrichtseinstieg ist neben dem Unterrichtsthema und dem Ziel, das Sie erreichen möchten, immer auch von der Situation in der jeweiligen Klasse abhängig. Nicht jeder Unterrichtseinstieg passt zu jeder Klasse.
Bevor Sie sich aber dem Einstieg zuwenden, sollte die weitere Stundenplanung mit Erarbeitungs- und Ergebnissicherungsphase bereits grob ausgearbeitet sein. So ist es erheblich leichter, einen passenden Einstieg zu finden.
Grundlegend unterscheiden sich dabei Ansätze, die eher schüleraktiv (z. B. Brainstorming oder Rollenspiele) oder lehrerzentriert (z. B. der informierende Unterrichtseinstieg) sind.
9 Methoden für Unterrichtseinstiege:
- Informierender Einstieg
- Lehrervortrag
- Erzählen einer Geschichte oder Anekdote
- Assoziative Einstiege
- Problemorientierte Einstiege
- Anschauliche Einstiege
- Spielerische Einstiege
- Referate, Präsentationen, Schülerarbeiten
- Kooperativer Einstieg
Hier verrät mein Kollege Christoph von Betzold TV 10 Ideen für spannende Unterrichtseinstiege:
1. Informierender Einstieg:
Mit diesem eher lehrerzentrierten Einstieg informieren Sie Ihre Schülerinnen und Schüler schnell und präzise über das neue Thema und legen Ihre Planungen, den dahinterstehenden Sinn und die Lernziele offen.
Danach haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihre Ansichten dazu zu äußern und Sie können die ursprüngliche Planung ggf. entsprechend anpassen.
Ziel ist es, die Klasse durch die vorhandene Transparenz und die Möglichkeit auf Augenhöhe zu diskutieren und sich einzubringen, zu motivieren.
2. Lehrervortrag:
Der Lehrervortrag gilt als etwas angestaubte Methode in ein neues Thema zu starten, da die Schülerinnen und Schüler hier zunächst nur mit Informationen „beschallt“ werden. Er kann durchaus sinnvoll eingesetzt werden, wenn die Schülerinnen und Schüler zu dem Thema kein Vorwissen besitzen.
Durch eine gute Strukturierung des Vortrags und der Einbindung von Quellen, wie z. B. Bildern, Diagrammen oder eine statistischen Auswertungen, fällt es den Schülerinnen und Schülern leichter, konzentriert zu folgen. Wichtig ist, dass Ihr Part nicht zu lange und ausführlich gerät, damit Ihre Klasse nicht abschaltet.
3. Erzählen einer Geschichte oder Anekdote:
Starten Sie mit einer gut erzählten, auf die Schülerinnen und Schüler abgestimmten Geschichte oder Anekdote in die Stunde, haben Sie die Aufmerksamkeit der Kinder bei sich.
Danach versuchen die Schülerinnen und Schüler die Informationen aus dem Erzählten herauszufiltern und mit ihnen weiterzuarbeiten.
4. Assoziative Einstiege:
Bei assoziativen Unterrichtseinstiegen sollen die Schülerinnen und Schüler dazu ermutigt werden, ihr Vorwissen, Meinungen und Erfahrungen zu äußern und mit den neuen Informationen zu verknüpfen.
Ausgangspunkt können beispielsweise Bilder, Impulsfragen, Begriffe oder kurze Texte sein. Assoziative Einstiege sollen schüleraktivierend wirken und sind meist sehr kommunikativ, lockern den Unterricht auf und bieten eine reiche Basis für Gespräche.
Ein Brainstorming, die Methode „Blitzlicht“, die Erstellung einer Mind Map oder eines Clusters sind mögliche Formen für assoziative Einstiege.
5. Problemorientierte Einstiege:
Mit dieser Art des Unterrichtseinstiegs können Sie Ihre Schülerinnen und Schüler aus der Reserve locken. Dahinter steht die Idee der „kognitiven Dissonanz“. Der Philosoph und Pädagoge John Dewey sieht dabei Zweifel, Beunruhigung und Staunen als Ausgangspunkt für das Denken.
Die unterschiedlichen Ansätze von problemorientierten Einstiegen sollen also Zweifel und Widerstand wecken und es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, Stellung zu beziehen, Meinungen zu äußern, zu diskutieren und im Verlauf der Stunde die eigenen Einstellungen auch zu reflektieren, zu hinterfragen und evtl. neu zu bewerten.
Dies können Sie z. B. durch die Konfrontation mit falschen oder verfälschten Aussagen, einem Problem, einem diachronen Vergleich, provozierenden Bildern, Äußerungen, Witzen, Liedern oder Texten, Regeln ohne Begründungen oder verfremdeten Darstellungen erreichen.
Möglich sind auch Handlungen Ihrerseits, die Sie zunächst nicht erklären, wodurch die Schülerinnen und Schüler herausgefordert sind, zu hinterfragen, was sie sehen.
6. Anschauliche Einstiege:
Ausgangspunkt sind hier anschauliche Materialien und Lehrmittel, die den Schülerinnen und Schülern Informationen und Impulse für das Unterrichtsthema liefern.
Dies kann z. B. mittels Lehrfilmen, Film-, und Audiosequenzen, Bildern, Karikaturen, Comics etc. gelingen.
7. Spielerische Einstiege:
Die Option mit einem Spiel in den Unterricht zu starten, kommt bei den Schülerinnen und Schülern in der Regel gut an und sie machen begeistert mit.
Viele der spielerischen Einstiege zur Stundenwiederholung, die wir im Blog-Beitrag „Inhalte der letzten Stunde abwechslungsreich und spielerisch wiederholen“ vorstellen, können Sie auch einsetzen, um Wissen zu vermitteln oder vorhandenes Wissen zu einem neuen Thema zu aktivieren.
Besonders beliebt sind Quizze, Kreuzworträtsel, Info-Puzzles oder Adaptionen beliebter Spieleklassiker wie Tabu oder Activity.
Rollenspiele und kleine theatrale Sequenzen stellen weitere Einstiegsmöglichkeiten dar.
8. Referate, Präsentationen, Schülerarbeiten:
Mit etwas Vorlaufzeit können Sie den Stundeneinstieg auch Ihren Schülerinnen und Schülern durch die Vergabe von Referaten und Präsentationen in die Hand geben. Die Schülerinnen und Schüler sind hier herausgefordert, selbst zu recherchieren und zu entscheiden, was wichtig ist.
9. Kooperative Einstiege
Kooperative Unterrichtseinstiege regen die Schülerinnen und Schüler zu einer aktive Beteiligung an und stärken das Gemeinschaftsgefühl sowie die sozialen Kompetenzen. Bei der Arbeit in Gruppen oder Teams können sie ihre Ideen austauschen, gemeinsam Lösungen erarbeiten und voneinander lernen. Kooperative Arten von Unterrichtseinstiegen sind beispielsweise ein Brainstorming, die Methoden Think-Pair-Share, Gruppenpuzzle, Blitzlicht, Placemat oder Debatten (z.B. mit der Fishbowl-Methode).
Literaturtipps:
Brühne, Thomas/Sauerborn, Petra: Der Unterrichtseinstieg, Verlag: Schneider Hohengehren, 4. unveränd. Aufl. 2011.
Greving, Johannes/Paradies, Liane: Unterrichts-Einstiege, Verlag: Cornelsen Scriptor, 11. Aufl. 2018.
Ferrarÿ, Alexandra: 77 motivierende Unterrichtseinstiege für die Grundschule, Verlag an der Ruhr, 2013, Nachdruck 2022.
Gute Unterrichtseinstiege können zeitaufwendig in der Planung und Ausführung sein, sie können aber dazu beitragen, dass die Unterrichtsinhalte von den Schülerinnen und Schülern einen besseren Zugang zu den Themen erhalten und sie motiviert und interessiert mitarbeiten. Wichtig ist dabei, dass der Einstieg nicht nur für sich steht.
Die erarbeiteten Ergebnisse und Erkenntnisse sollten in den weiteren Stundenverlauf einbezogen und reflektiert werden. Wenn es gelingt, die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, aus eigenem Interesse Fragen zu stellen und Dingen auf die Spur zu kommen, haben Sie alles richtig gemacht!
Rituale im Unterricht sind Bestandteil eines erfolgreichen Classroom Managements. Hier erhalten Sie Tipps, wie Sie Rituale einführen und zielgerichtet einsetzen können sowie Anregungen für passende Unterrichtsrituale:
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