Vertretungsstunden meistern
Spontane Vertretungsstunden, am besten in Klassen, die man sonst nicht unterrichtet, sind bei Lehrerinnen und Lehrern nicht gerade beliebt.
Die Frage ist: Was kann man mit den Schülerinnen und Schülern machen, um die Zeit bestmöglich zu nutzen? Im Beitrag finden Sie Tipps für Vertretungsstundenideen :)
Zwei mögliche Ausgangssituationen
Beim morgendlichen Blick auf den Vertretungsplan für den heutigen Schultag entdecken Sie Ihren Namen.
- Sie unterrichten die Klasse ebenfalls und nutzen die geschenkte Stunde für Unterrichtsideen oder -methoden, für die sonst die Zeit fehlt.
- Sie unterrichten das Fach und können mit dem Unterrichtsstoff weitermachen.
- Es wurden Informationen und Aufgaben für die Vertretungsstunde für Sie hinterlegt.
- Die Vertretungsstunde wurde Ihnen bereits vor Tagen angekündigt und Sie hatten Zeit, sich darauf vorzubereiten.
⇒ Sie blicken vorbereitet und entspannt einer produktiven und sinnvoll genutzten Vertretungsstunde entgegen.
- Sie haben die Klasse noch nie unterrichtet, meinen aber gehört zu haben, dass es dort Disziplinprobleme gibt.
- Sie sollen eine Lateinstunde vertreten – alea iacta est …
- Sie haben keinen Anhaltspunkt, wo die Klasse thematisch steht.
- Zwischen dem Blick auf den Plan und dem Beginn der Vertretungsstunde liegen aufgerundet zehn Minuten.
⇒ Sie hoffen, dass der DVD-Player noch frei ist (bzw. freuen sich, dass Ihre Schule schon digitaler gestrickt ist) oder die Schülerinnen und Schüler schon Hausaufgaben bekommen haben.
Da hinter den meisten Vertretungsstunden krankheitsbedingte und damit kurzfristige Ausfälle stehen, treffen Sie im Schulalltag vermutlich häufiger auf Punkte des Szenarios 2.
Bei planbaren Gründen für einen zeitweisen Ausfall wie Mutterschutz, Elternzeit oder Fortbildungen können (und sollten) die Vertretungsstunden frühzeitig angekündigt werden. Bzw. bei längeren Fehlzeiten eine Vertretungslehrkraft eingestellt werden.
Suboptimale Voraussetzungen müssen aber nicht zwingend zu einer suboptimalen Vertretungsstunde führen! Mit ein paar Elementen für spontane Unterrichtsstunden verhindern Sie, dass alle die Zeit nur absitzen müssen:
Vorbereitung ist alles - wenn dafür Zeit ist...
Eine Klasse in einer Vertretungsstunde zu motivieren, zählt sicher zu den Königsdisziplinen im Lehrerberuf.
Lieber hätten die Schülerinnen und Schüler frei, ganz besonders, wenn eine Randstunde betroffen ist. Ein überraschender Stundeneinstieg, z.B. mit einem Rätsel oder Suchsel, das alle zum Denken provoziert, noch bevor sich eine Protesthaltung gegen die Vertretungsstunde aufbauen kann, ist ein Ansatz. Oder Sie wecken den Sportsgeist der Kinder mit einem Wettbewerb.
Hier haben wir für Sie einige wichtige Punkte zum Thema „Vertretungsstunden halten“ als Checkliste zum Ausdrucken und Abhaken zusammengestellt:
Die Stundenbausteine müssen unabhängig von inhaltlichen Vorkenntnissen der Schülerinnen und Schüler funktionieren. Allgemeinwissen, logisches Denken, kreative oder spielerische Elemente bieten sich als Themen an.
Ideen für Vertretungsstunden
Wenn Sie sehr kurzfristig stellvertretend für eine andere Lehrkraft eine Vertretungsstunde abhalten sollen, helfen Ihnen vielleicht folgende Ideen für den Unterricht weiter:
Stoffwiederholung mal anders:
Bei diesem Spiel benötigen Sie selbst keine tiefergehenden Kenntnisse in dem Fach, das Sie gerade vertreten.
Stellen Sie zwei Zweierteams zusammen und bitten sie kurz vor der Tür zu warten. Die anderen Schülerinnen und Schüler nennen Ihnen fünf Begriffe, die in den vergangenen Unterrichtsstunden eine Rolle gespielt haben. Die Begriffe notieren Sie auf einem Blatt Papier.
Das erste Team darf die Klasse wieder betreten und eines der Kinder erhält das Blatt mit den Begriffen. Es hat nun eine Minute Zeit (oder mehr, wenn die Begriffe schwer zu erklären sind), um seinem Partner/seiner Partnerin die gesuchten Worte zu umschreiben, ohne sie direkt zu benutzen. Dann ist das zweite Team an der Reihe. Wer mehr Begriffe errät, gewinnt die Runde und alle Schülerinnen und Schüler profitieren von der Wiederholung des Unterrichtsstoffs.
Sonderregel: Bemerkt jemand grobe Fehler in der Beschreibung darf er „Stopp“ rufen und die Zeit wird angehalten, bis der Fehler richtiggestellt wurde. Wer den Fehler bemerkt hat, darf in der nächsten Runde antreten.
Kreatives Schreiben:
Frei draufloszuschreiben, fällt vielen Schülerinnen und Schülern schwer. Wir haben zwei Vorschläge, die Ihre Klasse überraschen, erheitern, zum Nachdenken und selbst kreativ werden motivieren können:
Winzgeschichten:
Die Bezeichnung „Kurzgeschichte“ wäre hier eine Übertreibung, denn ihr Erfinder Florian Meimberg veröffentlichte seine „Tiny Tales“ zunächst auf Twitter, wo ihm lediglich 140 Zeichen zur Verfügung standen. Verdichtet auf wenige Sätze wendet sich jede Geschichte in eine unerwartete Richtung.
Nachdem sich die Schülerinnen und Schüler mit den Geschichten und ihrer ungewöhnlichen Struktur auseinandergesetzt haben können sie einzeln oder in kleinen Gruppen versuchen, selbst zu Winzgeschichtenautoren zu werden.
Kreatives Schreiben zum Zweiten:
Diese Übung fördert die Kreativität, nimmt die Angst vor dem leeren Blatt und klappt ohne Vorbereitung!
Die Schülerinnen und Schüler benötigen nur Schreibpapier und einen Stift. Von einem Blatt sollen sie einen schmalen Streifen abtrennen und dort, ohne sich mit den Nachbarn abzustimmen, den Begriff notieren, der ihnen als erstes in den Sinn kommt – ausgenommen sind nur Namen.
Sammeln Sie die gefalteten Zettel ein. Jetzt geben Sie den Anfang einer Geschichte vor. Für die Schülerinnen und Schüler wird das Weiterschreiben leichter, wenn Sie die Ausgangssituation mit Angabe von Zeit, Ort und Person vorgeben und im Satz mit einem „plötzlich“ oder „doch dann“ enden.
Nun sind die Schülerinnen und Schüler dran: Sie ziehen den ersten Begriff, den sie in ihre Weiterführung der Geschichte einbauen müssen. Alle zwei bis drei Minuten ziehen Sie einen weiteren Zettel und lassen die Schülerinnen und Schüler eine vorher vereinbarte Zeit (etwa 20 bis 25 Minuten) schreiben.
Dann sammeln Sie die Geschichten ein und lesen zufällig gezogene Beispiele vor. Die Geschichten geben die Kinder und Jugendlichen inkognito ab – so haben sie weniger Scheu frei zu schreiben und Sie entgehen den Forderungen, Geschichten bestimmter Personen vorzulesen. Viele in der Klasse überraschen Sie und sich selbst mit kreativen Ideen und damit, wie viel sie in kurzer Zeit zu Papier bringen können!
Logicals:
Hier ist logisches Denken gefragt!
Anhand von vorgegebenen Fakten müssen die Schülerinnen und Schüler logisch zwingende Konsequenzen schlussfolgern und so die Lösung ermitteln.
In einem Logical werden Gruppen eine entsprechende Anzahl von beschreibenden Elementen zugeordnet. Einige der Zuordnungen sind vorgegeben, die übrigen müssen logisch ermittelt werden. Leichter wird’s, wenn sich die Kinder eine Tabelle zur Veranschaulichung zeichnen.
Hier ein einfaches Beispiel:
Ein Flusspferd, eine Giraffe, eine Vogelspinne und ein Waschbär leben im Zoo und heißen Timo, Lina, Edgar und Max. Wer ist wer?
Verschiedene Rätselseiten; Bildungsplattformen und Schulbuchverlage bieten online Anregungen und Arbeitsblätter für Logicals.
Lateral- oder Ja/Nein-Rätsel:
Diese Rätsel eignen sich prima, um die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken zu motivieren. Sie sind im Prinzip das Gegenteil von „Logicals“, da hier eher intuitiv und kreativ nach unkonventionellen, unwahrscheinlichen Lösungen gesucht wird. Die Kinder müssen sozusagen „um die Ecke“ denken.
Das Prinzip ist schnell erklärt: Sie selbst sind der Spielleiter, die Klasse wird in zwei Gruppen eingeteilt.
Sie lesen der Klasse eine der kurzen Geschichten vor, die Schülerinnen und Schüler müssen nun erraten, was passiert ist. Die Teams sind abwechselnd an der Reihe und stellen reihum Fragen, die von Ihnen mit Ja oder Nein beantwortet werden und tasten sich langsam an die richtige Antwort heran. Sobald Sie eine Frage verneinen, sind die Mitglieder des anderen Teams an der Reihe.
Das Team, das des Rätsels Lösung aufdeckt, erhält einen Punkt.
Die Kartenspiel-Serie „Black Stories“ bietet zahlreiche Sets mit verschiedenen Schwerpunkten. Aber auch im Internet wird man fündig:
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Vertretungsstunden“
Da sich die Regelungen in den Bundesländern voneinander unterscheiden können, sollten Sie die Richtlinien in Ihrem Bundesland prüfen.
Was sind Vertretungsstunden?
Vertretungsstunden sind eine Maßnahme, um den Ausfall von Unterrichtsstunden zu verhindern. Sie sind eine Form der Mehrarbeit. Ist die eigentlich zuständige Lehrkraft verhindert, wird die Stunde von einer Kollegin/einem Kollegen übernommen. Durch Vertretungsstunden wird die Aufsichtspflicht gewährleistet und im besten Fall auch die Kontinuität des Unterrichts.
Aus welchen Gründen kommt es zu Vertretungsstunden?
Häufige Gründe für Vertretungsstunden sind Krankheit, Mutterschutz, Elternzeit oder Fortbildungen von Lehrkräften. Aber auch eine gesperrte Autobahn, ein Trauerfall oder andere nicht vorhersehbare Ereignisse können zum Ausfall einer Lehrkraft führen.
Wann darf Mehrarbeit angeordnet werden?
Im Schulrecht der verschiedenen Bundesländer finden sich Anweisungen, die besagen, dass Mehrarbeit (und damit auch Vertretungsstunden) angeordnet werden dürfen, wenn zwingende dienstliche Belange dies erfordern. Es soll sich dabei um Ausnahmefälle handeln. In Zeiten des Lehrermangels ist dies vielerorts allerdings nicht mehr gegeben. Schwangere oder stillende Lehrerinnen dürfen nicht zur Mehrarbeit verpflichtet werden.
Wie muss eine Vertretungsstunde bekanntgegeben werden?
Vertretungsstunden müssen schriftlich durch die Schulleitung angeordnet werden. Ein mündlicher Hinweis ist nicht ausreichend.
Ist es in Ordnung, wenn einzelne Lehrkräfte die Mehrzahl der Vertretungsstunden leisten?
Die Angaben im Schulrecht sehen vor, dass Vertretungsstunden möglichst gleichmäßig auf das Kollegium verteilt werden sollen. Die Anzahl der Vertretungsstunden von Lehrkräften in Teilzeit sollte entsprechend ihres Deputats geringer ausfallen.
Werden Vertretungsstunden als Mehrarbeit vergütet?
Verbeamtete Lehrkräfte sind in der Regel dazu verpflichtet, falls erforderlich, 3 Unterrichtsstunden als Mehrarbeit im Kalendermonat ohne Vergütung abzuleisten. Fallen nach Abgleich von Mehrarbeits- und Ausgleichstunden darüber hinaus weitere Stunden an, sollen diese durch eine Dienstbefreiung ausgeglichen werden. Erst wenn dies innerhalb eines Jahres nicht möglich ist, können die Stunden vergütet werden. Bitte beachten Sie auch die Bestimmungen in Ihrem Bundesland, da sich die Regelungen in den verschiedenen Bundesländern unterscheiden können.
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