Was Sie im Studium nicht lernen, aber als Lehrer/in garantiert brauchen
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Fachwissen und -didaktik, pädagogisches Know-how – Lehrerinnen und Lehrer lernen für das erste Staatsexamen eine ganze Menge. Aber, wer vor der Klasse bestehen will, braucht noch ein paar Fähigkeiten, auf die man in der Regel eher weniger vorbereitet wird:
1. Der Lehrer-Blick
Der „Lehrer-Blick“ hat es als Methode zum Umgang mit Unterrichtsstörungen sogar zum Eintrag in die englischsprachige Wikipedia-Ausgabe („Teacher look“) geschafft.
So funktioniert er: Verbannen Sie alle Emotionen aus Ihren Gesichtszügen und schauen Sie die störenden Schülerinnen und Schüler an. Der Lehrer-Blick wirkt am besten bei jüngeren Schulkindern. Diese stellen die Unterhaltung meist ein, wenn sie Ihren Blick auf sich spüren und Sie können mit dem Unterricht fortfahren, ohne eigene Energie in Ermahnungen und Erwiderungen stecken zu müssen.
2. Lehrerhumor
Eine eher spezielle Form des Humors mit Unterbereichen in den verschiedenen Unterrichtsfachrichtungen. Wenn Sie den Drang haben, auf die Frage „Geht das so?“ mit „Hat es denn Beine“ zu antworten, sind Sie auf dem richtigen Weg ;-)
3. Aufgabenstellungen gelassen wiederholen
Gelassenheit ist grundsätzlich eine gute Eigenschaft für den Lehrerberuf. Besonders viel davon benötigen Sie, wenn Ihre Klasse Sie direkt nach der Erläuterung einer Aufgabenstellung fragt, was denn nun zu tun ist. Und dann noch mal. Und noch mal …
4. Interesse an den Geschichten aus dem Leben von Grundschulkindern zeigen
Besonders nach den Ferien oder dem Wochenende haben viele Grundschulkinder den Wunsch, Sie an den spannenden Erlebnissen ihres Lebens teilhaben zu lassen. Z. B. die Geschichte, als Lisa mit ihrer Familie zum Einkaufen gefahren ist und dann, na ja, eingekauft hat. Oder Marvins Hund – Sie werden es kaum glauben – einen anderen Hund getroffen hat. Hier ist die Fähigkeit wichtig, Interesse zeigen zu können, auch wenn Ihnen die Geschichten manchmal nicht ganz so spektakulär erscheinen.
5. Orte kennen, an denen Sie Schüler/innen oder deren Eltern treffen könnten
Ein guter Kontakt zu den Schülerinnen und Schülern sowie zu deren Eltern ist für Lehrkräfte zweifellos sehr wichtig – im schulischen Kontext. Was viele Schulkinder kaum glauben können: Lehrerinnen und Lehrer haben auch ein Privatleben und zumindest manche unter ihnen trennen das ganz gerne vom Beruf. Wenn es Situationen gibt, in denen Sie lieber kein „Hallo Herr Meier/Frau Schmid“ hören möchten (z. B. bei einem Date oder wenn Sie in Badesachen am See liegen), sollten Sie Orte auskundschaften, die außerhalb des üblichen Schüler/Eltern-Radius liegen.
6. Eine große Blase
Noch schnell etwas kopieren, eine Mutter anrufen oder feststellen, dass man statt der Freistunde für eine Vertretungsstunde eingeteilt wurde – Pausen im Schulalltag halten nicht immer das, was sie versprechen. Da kommen Grundbedürfnisse, wie ein Toilettengang, schnell mal zu kurz und eine große Blase ist von Vorteil …
7. Ein aufmerksames Gesicht für ausufernde Konferenzen
Mit Konferenzen in der Schule ist es nicht anders als in vielen Firmen: Sie sind wichtig, um sich gut zu organisieren und abzustimmen, sie kommen regelmäßig auf uns zu und dauern häufig länger als sie müssten … Für den Fall, dass es mal wieder tausend Fragen und Diskussionen über eigentlich schon klare Themen gibt, sollten Sie einen interessiert schauenden Gesichtsausdruck trainieren. Oder Sie haben Spaß mit dem Lehrerkonferenz-Bingo.
8. Mit unregelmäßigen Schlafzeiten klarkommen
Besonders, wenn Korrekturen anstehen, sind Arbeitszeiten bis tief in den Abend/die Nacht bei vielen Lehrerinnen und Lehrern nicht ungewöhnlich. Die Woche darauf wechselt ein Teil dann zum Schlafrhythmus von 90-Jährigen und ist um 21 Uhr schon im Bett. Wie bei frischgebackenen Eltern gilt auch im Lehrerberuf: Schlafen Sie, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Gerne auch mittags – pfeifen Sie darauf, was andere darüber denken könnten!
9. Kryptologische Fähigkeiten
Wer regelmäßig handgeschriebene Schülerarbeiten lesen muss, sollte auf dem Gebiet der Dechiffrierung bewandert sein. Der Hintergrund ist leider ein ernster: In einer Umfrage aus dem Jahr 2019 gaben 89% der Grundschullehrkräfte und 86% der Lehrkräfte an weiterführenden Schulen an, dass sie eine Verschlechterung der Handschrift bei den Schülerinnen und Schülern feststellen. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag „Feinmotorik von Schülern fördern“.
10. Nein sagen können
Vielen fällt es schwer, auch mal eine Aufgabe abzulehnen – besonders, wenn sie neu an der Schule sind. Das Problem ist: Lehrerinnen und Lehrer, die sehr engagiert sind und selten etwas ablehnen, werden bei (unliebsamen) Aufgaben meist zuerst gefragt. Gehören Sie auch zu der Gruppe, die immer gefragt wird? Dann sollte Sie schnell lernen, auch mal „nein“ zu sagen – oder sagen Sie zumindest nicht gleich „ja“ und geben sich etwas Bedenkzeit. Kommen Sie zu dem Schluss, dass Sie die Aufgabe nicht übernehmen können: Äußern Sie die Ablehnung freundlich, aber eindeutig, und erklären Sie Ihrem Gegenüber, warum es zwar diesmal nicht klappt, Sie aber sonst offen für neue Aufgaben sind.
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